Gelsenkirchen/Essen. Essener Robert testet unter „Dönerkunde“ Imbisse im Revier. Warum Gelsenkirchen besonders gut abschneidet und welches Rezept dahinter steckt.
- Robert aus Essen testet auf seinem Instagram-Kanal „Dönerkunde“ Kebabs im Ruhrgebiet.
- Gelsenkirchen hat es ihm besonders angetan. Er findet: Viele Döner schmecken hier sehr charakteristisch.
- Das Rezept hat dem Döner-Tester zufolge seine Ursprünge in der Osttürkei.
Als Roberts Magen genug von der Essener Döner-Landschaft hatte, und er sich zum Kebab-Testen nach Gelsenkirchen aufmachte, da freuten sich seine Geschmacksnerven: Der erste Döner, den er hier probierte, war gleich ein Volltreffer. „Der war richtig gut und hat erkennbar anders geschmeckt als die Döner in Essen“, erinnert er sich an seine Mittagsmahlzeit bei „Topkapi Saray“, direkt am Südausgang des Hauptbahnhofs. Und auch die nächsten Kostproben hier in der Stadt überzeugten ihn. „Gelsenkirchen“, findet Robert, „ist eine wahnsinnig starke Döner-Stadt!“
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Seinen Instagram-Kanal „Dönerkunde“ (@doenerkunde) startete Robert Anfang 2021. Seitdem er dort seine ersten Kebab-Kritiken hochgeladen hat, ist seine Online-Gefolgschaft auf rund 10.000 Abonnenten herangewachsen. Robert testet nicht nur in Essen und Gelsenkirchen, ebenso in anderen Ruhrgebietsstädten und selten auch in anderen Bundesländern. Er wiegt die Döner, bewertet die Qualität des Fleischs, das Brot, die Verteilung von Salat und Cacik – dem Essener ist es wichtig, nicht vom ja eigentlich griechischen „Tsatsiki“ zu sprechen, so wie es fälschlicherweise bei der Dönerbestellung oft getan wird. Noten oder Sterne verteilt er nicht. „Ich bin ja kein richtiger Gastrokritiker“, sagt er.
„Dönerkunde“: Fleisch in Gelsenkirchen ist sehr charakteristisch
Mitte vergangenen Jahres sprach Robert in verschiedensten Medien, von Print bis TV, über sein ungewöhnliches Hobby – bis es ihm etwas zu viel wurde. „Ich hatte das ja eigentlich zum Spaß gemacht, um Ausgleich zum Job zu finden“, sagt der studierte Volkswirt. Jetzt, da die Followerschaft noch da ist, aber es etwas ruhiger um ihn geworden ist, will der 34-Jährige wieder häufiger losziehen, um Fotos von Dönern auf einer Waage zu schießen und zu posten, so wie er es mittlerweile fast 100 Mal auf Instagram getan hat. Nach Gelsenkirchen wird er da wohl besonders gerne kommen.
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Doch was macht den Döner hier so gut? „Nachdem ich einige Döner in Gelsenkirchen getestet hatte, stellte ich fest, dass die hier sehr ähnlich schmecken. Das Fleisch war sehr charakteristisch, mundfüllend saftig, nicht knusprig, sondern eher mit Schmorfleisch-Charakter“, beschreibt es Robert, der zunächst gemutmaßt hatte, dass es einfach daran liegt, dass sich die Imbisse hier denselben Zulieferer teilen.
„Aber dann habe ich mich mehr mit Szene-Kennern ausgetauscht und erfahren: Das Rezept stammt aus der Provinz Iğdır im Osten der Türkei. Einige Menschen, die heute in Gelsenkirchen leben und Döner-Imbisse aufgemacht haben kommen von dort. Und ehemalige Angestellte haben sich dann selbstständig gemacht, das Rezept mitgenommen und es so noch weiterverbreitet.“ Ja, die „Dönerkunde“ ist auch ein soziokulturelles Fach.
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Nicht jeden Döner, der schon mal probiert wurde, wurde auch gepostet. Aktuell sind 13 Rezensionen aus Gelsenkirchen auf Roberts Instagram-Kanal zu finden, zum Beispiel vom „Gaziantep Grill“ oder „AK Istanbul, Kalbsdöner“ in Horst, „Köz Antep Sofrasi“ an der Bismarckstraße, "Upper Green“ am Hauptbahnhof oder dem „Bulmker Holzkohlegrill“. Zu Letzterem schreibt Robert zum Beispiel: „Spieß und Fleisch sind abermals typisch Gelsenkirchen: Ein recht dunkler und großer Mischspieß mit hohem Fettanteil, sehr fett-saftig, dezenter Eigengeschmack nach Rind, Assoziationen Richtung milchig-käsig.“
Döner-Tester: In Gelsenkirchen kommt der Spieß oft aus eigener Herstellung
Auffällig in Gelsenkirchen sei zudem, dass der Spieß hier „astronomisch oft“ aus eigener Herstellung komme. „Der Industriedöner hat hier nie so richtig Fuß gefasst“, meint der Mittdreißiger – wobei ihm schon klar sei, dass bei der Frage nach der Herkunft des Fleisches nicht immer zu Hundertprozent ehrlich hinter der Theke geantwortet wird. „In Mülheim habe ich sogar schon mal nachweisen können, dass fälschlicherweise mit eigener Herstellung geworben wurde.“
Bleiben noch die wichtigsten aller Fragen offen: Was ist der ungenießbarste und was der allerleckerste Döner? „Den bislang schlechtesten Döner habe ich in Essen-Huttrop gegessen“, sagt Robert. Wo es den besten Kebab gibt, könne er allerdings nicht beantworten. „Ich tue mich schwer damit, das ist auch tagesformabhängig.“ Aber bei „Topkapi Saray“ am Bahnhof, da schmecke es ihm schon echt ziemlich gut.
Tester gibt sich nicht zu erkennen
Zu erkennen gibt sich Döner-Tester Robert in den Imbissen nicht. „Sonst wäre das Ergebnis verfälscht.“ Kommt ein Döner mal schlechter weg, erklärt er seinen Followern aber auch, dass dies auch an dem Kunden-Aufkommen in der jeweiligen Bude liegen kann.Indem er sich bedeckt hält, macht es sich Robert allerdings nicht einfacher, wenn es darum geht, mehr über die Herstellung des Spießes zu erfahren. „Wenn ich danach frage, merkt man, dass die Stimmung etwas kippt, die Betreiber vermuten dann, dass ich ein Lebensmittelkontrolleur bin.“