Gelsenkirchen-Buer. Der Serviten-Orden gibt im Januar 2021 seine letzte deutsche Niederlassung in Gelsenkirchen-Buer auf. Warum das auch das Aus der Kirche bedeutet.
Knapp vier Monate ist es erst her, dass St. Konrad am Gartmannshof geschlossen wurde, die Filialkirche von St. Mariä Himmelfahrt in Buer. So viel Zeit, in diesem Gotteshaus heimisch zu werden, bleibt den Gläubigen aus Erle-Middelich freilich nun nicht mehr: Wie der Serviten-Orden aus Innsbruck jetzt mitteilte, wird er sein letztes Kloster in Deutschland, beheimatet eben neben St. Mariä Himmelfahrt an der Erle-/Goldbergstraße, überraschend zum 31. Januar 2021 aufgeben. Und damit müssen die Katholiken in Buer von ihrer Kirche Abschied nehmen - lange vor dem Termin, der eigentlich im Raum stand: Ende 2025.
„Es ist sehr traurig, dass die Serviten nach so langer Zeit einer intensiven Tätigkeit in St. Mariä Himmelfahrt und St. Konrad, aber auch in den Krankenhäusern und Altenheimen, ihren einzig verbliebenen Standort in Deutschland aufgeben müssen“, bedauert Markus Pottbäcker, Stadtdechant und Propst in St. Urbanus und St. Augustinus, die aktuelle Entwicklung.
Für St. Mariä Himmelfahrt in Gelsenkirchen war vorher ein Aus um 2025 in Planung
Pater Marek Czapljewicz, Gemeindeleiter in St. Mariä Himmelfahrt, ist bereits für das Wochenende 14./15. November von seinen Pflichten als Pastor entbunden und soll im 10.15-Uhr-Gottesdienst am Sonntag, 22. November, verabschiedet werden. Sein Mitbruder, Pater Klemens M. Feiertag, der als Kaplan u.a. für die Seelsorge im Erler St.-Elisabeth-Krankenhaus und für St. Michael in Hassel zuständig war, wird in der Pfarrei St. Urbanus bleiben.
Auch Pottbäcker hat die Entscheidung des Innsbrucker Priors, Pater Silvo M. Bachorik, überrascht. „Die Frage, was aus dem Kloster wird, wurde schon länger diskutiert. Denn kirchenrechtlich betrachtet, müssen Ordensklöster mindestens drei Patres zählen und in Buer waren es, bis auf ein paar Unterbrechungen, nur zwei. Auch war klar, dass die Serviten so große Nachwuchsprobleme haben, dass sie niemanden mehr nach St. Mariä Himmelfahrt schicken können“, erklärte der Propst auf Anfrage. Nicht zuletzt stand die Frist „spätestens 2025“ für die Schließung der benachbarten Kirche fest.
Propst Pottbäcker: Personal- und Finanzsituation ist sehr angespannt
Am Ende war es wohl die Verkündung von Pater Marek selbst Ende Oktober, die den Stein ins Rollen brachte: Er habe öffentlich im Gottesdienst erklärt, dies sei seine letzte heilige Messe und er werde Buer verlassen, so Pottbäcker. Bei einem mehrtägigen Besuch bestätigte Pater Silvo dann in der vergangenen Woche: Das Kloster, 1954 auf einem Erbpachtgrundstück der Pfarrei St. Urbanus zeitgleich mit der St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche errichtet, wird geschlossen; Pater Marek wird abgezogen und am Klostersitz Maria Luggau in Südtirol eingesetzt.
Pater Marek als Pastor zu ersetzen, den Gottesdienst-Standort aufrechtzuerhalten und die Kirche weiter zu unterhalten, „ist uns schlichtweg nicht möglich“, bedauert Propst Pottbäcker und verweist auf die angespannte Personal- und Finanzsituation: Er selbst sei als Stadtdechant und Propst in St. Urbanus und St. Augustinus in Buer nicht voll einsetzbar, und Pastor Marius Schmitz werde die Pfarrei im nächsten Jahr verlassen. Die Pastöre Martin Lohof und Swen Beckedahl aus St. Barbara seien derweil mit Seelsorge und Gottesdiensten in Erle, Berger Feld, Resse und Resser Mark voll ausgelastet.
Gemeindehaus und Kindergarten werden weiter betrieben, die Kirche wohl abgerissen
„Ich kann ermessen, dass diese Nachricht vor Ort Bedauern, Verärgerung und Frustration nach sich ziehen wird. Und dennoch bitte ich Sie um Ihr Verständnis und Ihre Solidarität“, hatte Pottbäcker in einem am Wochenende verlesenen Schreiben an die Gläubigen in den Gottesdiensten appelliert. „Gerade wurde erst die Filialkirche St. Konrad geschlossen, da trifft es die Menschen natürlich doppelt schwer“, ist er sich der „einschneidenden Veränderungen“ bewusst.
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Wie das Eckgrundstück mit angrenzendem Gemeindehaus und Kindergarten genutzt werden soll, sei im Detail noch unklar. Die Pfarrei hat das Erstzugriffsrecht beim Verkauf des Klosters, auf dessen Grund es ja steht. „Da werden wir uns sicher auch ohne große Probleme einigen“, ist Pottbäcker optimistisch. Anschließend soll das Gelände wohl für Wohnzwecke vermarktet werden. Dass dafür die Kirche abgerissen wird, „davon gehe ich aus“, so der Propst.
Gläubige können für Gottesdienste auf St. Urbanus ausweichen
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Unangetastet bleiben der Kindergarten, betrieben vom Kita-Zweckverband des Bistums, und das Gemeindehaus, dessen Eigentümer die Gelsenkirchener Gemeinnnützige Wohnungsbaugesellschaft (GGW) ist; betrieben wird es vom Förderverein St. Mariä Himmelfahrt.
Was Gottesdienste angeht, so werden sich die Gläubigen künftig etwa nach St. Urbanus orientieren können, das von der Erle-/Goldbergstraße etwa zehn bis 15 Minuten Fußweg entfernt liegt. Wie das Gemeindeleben künftig organisiert werden könnte, ist noch offen. „Bloß weil dort keine Gottesdienste mehr stattfinden, existiert die Gemeinde ja doch noch weiter“, stellte Ludger Klingeberg klar, Sprecher der Pfarrei St. Urbanus.
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