Gelsenkirchen. Die Stadt will Zugewanderte besser integrieren – und setzt auf das Förderprogramm „Kommunales Integrationsmanagement“. Das steckt dahinter.

Der Titel klingt sperrig, doch was dahinter steckt, soll Gelsenkirchen demnächst in Sachen Integration weiter voranbringen: Die Verwaltung will das vom Land Nordrhein-Westfalen initiierte Förderprogramm „Kommunales Integrationsmanagement“ (KIM) nun auch in dieser Stadt einrichten und realisieren. Die Idee dahinter: Integrationsprozesse in den Quartieren, direkt und vor Ort, mit besonderen Herausforderungen zu optimieren, kurz: zu erleichtern. Mit zusätzlichem Personal, zusätzlichen Ideen, zusätzlichen Werkzeugen – und vor allem mit mehr Geld.

Zuwanderung: So soll mehr Integration in Gelsenkirchen gelingen

Bereits seit 2020 fördert die Landesregierung die flächendeckende Einführung von KIM in allen 54 Kreisen und kreisfreien Städten NRWs. Im Jahre 2021 standen nach Angaben des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration 50 Millionen Euro dafür zur Verfügung. Für das Jahr 2022 rechnet allein die Gelsenkirchener Stadtverwaltung mit einer Gesamtsumme von rund 1,12 Millionen Euro für KIM: Das Land übernimmt davon 69 Prozent der Kosten, also knapp 770.000 Euro, die Kommune trägt einen Eigenanteil von rund 350.000 Euro.

Allerdings: Noch ist das bald dauerhaft installierte Kommunale Integrationsmanagement mehr Theorie denn Praxis. Im Gespräch mit der WAZ bezeichnen Stadträtin Anne Heselhaus und der Leiter des Referates Zuwanderung und Integration, Uwe Gerwin, das Programm als „Entwicklungsprojekt in Vorbereitung“. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, sagt Anne Heselhaus auch, der grobe Rahmen hingegen stehe bereits.

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Die Ziele sind bereits gesteckt: Integration noch einmal neu, weil ressortübergreifend und vernetzt zu denken, „auf die Quartiere zu schauen und die Bedarfe zu sehen, zu fragen: Was brauchen die Menschen?“, erläutert Anne Heselhaus. Alle Lebensbereiche im Blick, alle Zielgruppen umfassend soll KIM in Gelsenkirchen niedrigschwellig und einfach Begleitung sein – für die Menschen, die noch kommen und die Menschen, die bereits in dieser Stadt leben.

Mittelpunkt der Integrationsarbeit: Fall-Management für Zugewanderte in Gelsenkirchen

Im Mittelpunkt der Arbeit des Kommunalen Integrationsmanagements steht das sogenannte Case Management (Fall-Management) für Zugewanderte. Hier sollen vor Ort im Quartier Menschen passgenau begleitet und unterstützt und die ausländerrechtlichen, leistungsrechtlichen und integrationsrelevanten Akteure im Bereich Migration und Integration miteinander verbunden werden.

Es ist eine einfache Formel, mit der Anne Heselhaus und Uwe Gerwin das zukünftige Wirken von KIM in Gelsenkirchen beschreiben: „Aus dem Beratungsdschungel wird die Beratungsautobahn“. Es ist wie eine Art Coaching, das die Zugewanderten bekommen, eine breit angelegte Form der Unterstützung, die helfen soll, einen Weg in den Gelsenkirchener Alltag zu finden.

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Dabei sieht das Modell eine Eins-zu-eins-Betreuung vor – ein Ansprechpartner im Quartier kümmert sich, dieser ist gut vernetzt, kann helfen oder dorthin weitervermitteln, wo die Zugewanderten weitere Hilfe bekommen können. Das sogenannte Case Management, davon ist Uwe Gerwin überzeugt, sorgt dafür, „dass die Menschen besser Fuß fassen können in dieser Stadt.“

In Gelsenkirchen werden 18 zusätzliche Stellen im Zuge des Programms geschaffen, die bei der Stadtverwaltung und bei freien Trägern, den Wohlfahrtsverbänden, eingerichtet sind. Wer von den Wohlfahrtsverbänden den Zuschlag bekommt, ist indes noch nicht klar. Die insgesamt 18 Stellen teilen sich wie folgt auf: drei davon werden für die Koordination benötigt, zwölf im Bereich der Sozialarbeit, zwei Stellen werden in der Einbürgerungs-, und eine Stelle in der Ausländerbehörde geschaffen.

Start des Kommunalen Integrationsmanagements noch unklar

Wann das Kommunale Integrationsmanagement (KIM) in Gelsenkirchen an den Start geht und seine Arbeit aufnimmt, ist noch nicht klar. Noch müssen die neu zu besetzenden Stellen ausgeschrieben und Gespräche mit den Wohlfahrtsverbänden geführt werden.In den Jahren 2020 bis 2022 ist vorgesehen, flächendeckend eine Einführung des Kommunalen Integrationsmanagements NRW zu realisieren, heißt es auf der Seite des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration.In Städten wie Herne, Mülheim oder Hattingen ist KIM ebenfalls schon installiert.

Die Koordination des KIM liegt im Referat für Zuwanderung und Integration. Mit der Installation des Kommunalen Integrationsmanagements soll aber keine Parallelstruktur in Sachen Integrationsarbeit entstehen, Anne Heselhaus und Uwe Gerwin sehen das neue Projekt nicht losgelöst von all den anderen Angeboten von Stadt und freien Trägern. Sondern vielmehr als weiteren wichtigen Baustein. „Wir haben schon jetzt viele Maßnahmen, aber das bringt eine neue Qualität rein“, ist Uwe Gerwin überzeugt. Dezernentin Anne Heselhaus: „Das muss das Ziel sein, zu dem wir kommen: Es geht um den sozialen Frieden“ – im Quartier, in der Stadt, mit Hilfe eines Kommunalen Integrationsmanagements.