Gelsenkirchen. Die Klinik für Seelische Gesundheit am EvK in Gelsenkirchen bietet eine Gedächtnissprechstunde an. Hier wird abgeklärt, ob eine Demenz vorliegt.
Wenn plötzlich der Name des Nachbarn einfach nicht mehr einfallen will, die Tochter „NIE irgendwas zu einem geplanten Ausflug gesagt“ hat oder die Hausschuhe nicht mehr auffindbar sind: Ist das Vergesslichkeit oder sind das erste Anzeichen einer Demenz? Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Bei deren Beantwortung soll künftig eine Gedächtnissprechstunde in der Klinik für Seelische Gesundheit in den Evangelischen Kliniken helfen.
Signale sind anfangs nicht eindeutig interpretierbar
Die Übergänge scheinen oft fließend, die Signale sind anfangs nicht eindeutig interpretierbar. Dieter Scharff, Psychiater und Psychotherapeut mit jahrzehntelanger Expertise in Gerontopsychiatrie, will in der Institutsambulanz der Klinik für Seelische Gesundheit an den Evangelischen Kliniken ab März gezielt zweifelnden Senioren und ihren Angehörigen helfen, dies herauszufinden. „Es wäre schön, wenn der Betreffende mit einem vertrauten Angehörigen oder Freund kommen könnte, der bei einem Blick von außen auf die Entwicklung in der letzten Zeit hilfreich sein kann“, erläutert Scharff.
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In insgesamt vier ambulanten Sitzungen soll in der Gedächtsnissprechstunde ermittelt werden, ob eine Demenz vorliegt und falls ja, um welche Form es sich handelt und in welchem Stadium der Betreffende sich befindet. Zur Diagnose werden nach einem ausführlichen Anamnesegespräch zum allgemeinen Gesundheitszustand auch Blutuntersuchungen, Screening-Tests zum Zustand verschiedener Hirnbereiche sowie apparative Diagnostik wie eine Kernspintomographie-Untersuchung des Kopfes herangezogen.
Demenz ist nicht heilbar, aber kann abgebremst werden
Ab 60 Jahren steige generell das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, erläutert der Experte. Mit 60 erkranke etwa jeder Hundertste in Deutschland daran, ab 90 Jahren treffe es jeden Dritten. „In zwei von drei Fällen handelt es sich um eine Form der Alzheimerkrankheit. Die ist zwar noch nicht heilbar, aber sie lässt sich – rechtzeitig erkannt – durchaus aufhalten in gewissen Grenzen“, versichert Scharff. [Lesen Sie auch:Gelsenkirchenerin erzählt von ihrem Leben mit Alzheimer]
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Gesunde Lebensweise mit gesunden Blutzucker- und auch Blutdruckwerten, Verzicht aufs Rauchen und ein aktiveres Leben könnten dabei helfen, zudem auch gezielte Medikamente. „Auch Vitaminmangel, Schilddrüsenfehlfunktion oder Blutarmut können Ursache von Gedächtnisstörungen sein“, so Scharff. Und manchmal bekommen Senioren auch Medikamente, die sich negativ auf die Hirnleistung auswirken und für die es eigentlich Alternativen gibt. Auch dies werde in der Sprechstunde angesprochen und bei Bedarf abgeklärt.
Anlaufstellen für Kranke und Angehörige
Termine für die Sprechstunde können ab sofort in der Institutsambulanz der Klinik ab der Munkelstraße unter 0209 1601610 vereinbart werden. Die ersten Termine gibt es dann für den März.In Gelsenkirchen gibt es zudem bei der Caritas eine Fachstelle Demenz an der Kirchstraße 51, erreichbar unter 0209 158 06 46. Hier gibt es Informationen und konkrete Angebote für Betroffene und deren Angehörige.Zudem steht in Gelsenkirchen die Alzheimer Gesellschaft für Fragen und Unterstützungsangebote zur Verfügung. Diese hat ihren Sitz an der Vattmannstraße 2-8 und ist telefonisch erreichbar unter 0209 1693538.
Beim Screening mit Hilfe von Tests werden alle Hirnleistungsbereiche untersucht. „Es kann verschiedene Beeinträchtigungen geben, bei der Konzentration, beim Rechnen, beim räumlichen Vorstellungsvermögen, in der Sprache: Am Ende unserer Diagnostik mit neuropsychologischer Unterstützung steht eine klare Diagnose. Mit klaren Therapieempfehlungen, Unterstützungsangeboten auch für die Angehörigen und möglichen hilfreichen Ansprechpartnern in der Stadt wie der Fachstelle Demenz.