Gelsenkirchen. Die CDU in Gelsenkirchen reagiert nach der exklusiven WAZ-Meldung über das Saturn-Aus und möglichen Folgen für Kaufhof mit diesem Vorschlag:
Diese Nachricht ist eingeschlagen wie eine Bombe. Wie die WAZ exklusiv berichtete, wird der Saturn-Markt in der Gelsenkirchener Altstadt noch im Sommer 2022 schließen. Nachdem Saturn vor wenigen Monaten seine Filiale in Buer bereits geschlossen hatte, hat diese Entscheidung Politik und Verwaltung in der Stadt ebenso überrascht und schockiert wie Mitarbeiter und die gesamte Einzelhandelsbranche in Gelsenkirchen.
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Nach Informationen unserer Redaktion wurde der Mietvertrag, den Saturn mit dem Kaufhof an der Bahnhofstraße noch bis Juni hat, nicht verlängert. Umgekehrt seien diese Untermieter-Einnahmen für den Gelsenkirchener Standort des angeschlagenen Warenhauskonzerns aber von entscheidender Bedeutung gewesen, als es vor anderthalb Jahren um die Frage ging, welche Kaufhof-Filialen geschlossen werden. Wie es nun insgesamt nach dem Sommer weitergeht? Ungewiss!
Weiterhin reagieren weder Saturn noch die Galeria-Zentrale in Essen auf Presseanfragen. Dem Vernehmen nach soll sich Kaufhof selbst erst kürzlich für mindestens zehn weitere Jahre als Mieter der riesigen Immobile an der Gelsenkirchener Einkaufsmeile verpflichtet haben. Das bestätigt auch die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung. Darin heißt es: Die Befürchtungen, dass der bisherige Vermieter der Saturn-Geschäftsräume, das Unternehmen Galeria, sein Engagement in Gelsenkirchen überdenkt, werden durch die Information gemildert, dass Galeria erst kürzlich einen langfristigen Mietvertrag mit dem Eigentümer der Immobilie abgeschlossen hat.
Was Saturn angeht, erklärte Oberbürgermeisterin Karin Welge indes, dass „der Verlust der Arbeitsplätze, aber auch der Weggang eines beliebten Elektrofachmarkts aus der Gelsenkirchener Innenstadt, ein schwerer Schlag für die Stadt Gelsenkirchen, den Standort Bahnhofstraße und natürlich in erster Linie für die Beschäftigten ist. Ich bedauere diese Entwicklung sehr und stehe an der Seite der Beschäftigten“, so Karin Welge.
„Gleichzeitig haben wir sofort Kontakt zu Saturn-Verantwortlichen aufgenommen, um auszuloten, ob es noch Möglichkeiten für einen Verbleib des Unternehmens in unserer Stadt gibt.“
Welge hat Gelsenkirchens neuen Wirtschaftsförderungsdezernenten Simon Nowack gebeten, dass von der Wirtschaftsförderung Angebote für potenzielle Standorte zusammengestellt werden, die den Ansprüchen von Saturn entgegenkommen. „Wir wissen, dass die Geschäftsführung von Saturn durchaus daran interessiert ist, auf weniger Fläche in der Innenstadt eine neue Filiale zu eröffnen. Wir glauben, dass wir da einige interessante Angebote vermitteln können“, so Simon Nowack. „Sobald wir ein entsprechendes Signal von Saturn erhalten, sind wir sprachfähig und in der Lage zu handeln.“
CDU-Politiker bringt Stadtbücherei als Ersatz für Saturn ins Spiel
„Wir brauchen neue Konzepte, um die City attraktiv zu halten“, erklärte am Freitag hingegen der Vorsitzende der CDU-Altstadt, Ratsmitglied Frank-Norbert Oehlert, angesichts der neuesten Entwicklung. „Vielleicht wäre ein Umzug der Stadtbücherei eine gute Lösung für die Frage, wie die Fläche bewirtschaftet werden könnte“, erklärte der CDU-Politiker. Es gehe Oehlert mit seinem Vorschlag nicht um ein fertiges Konzept. Aber man müsse mit „viel Kreativität und Lösungswillen“ an die Probleme herangehen.
Außerdem brauche Gelsenkirchen „ein Alleinstellungsmerkmal, um weiterhin attraktiv für Bürger und Kunden zu bleiben“, sagt Oehlert und bringt abermals seine Idee von einem Barbarafest zu Ehren der Schutzpatronin der Bergleute am 4. Dezember ins Spiel.
SPD Gelsenkirchen: „Ein absoluter Tiefschlag für unsere Stadt“
Und auch die SPD reagierte am Freitagnachmittag auf den WAZ-Bericht zur anstehenden Schließung des Saturn-Marktes. Ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender und wirtschaftspolitischer Sprecher, Lukas Günther, erklärte: „Die Schließung würde die Innenstadtentwicklung herbe treffen und absehbar erhebliche Auswirkungen auf die Einzelhandelsstruktur in der Innenstadt haben. Insbesondere eine damit einhergehende Entlassung aller Mitarbeitenden der Filiale ist nicht zu akzeptieren.“
Deshalb habe die SPD-Ratsfraktion die Saturn-Schließung als Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses gesetzt und bittet die Verwaltung um einen Sachstandsbericht. „Große Unternehmen wie Saturn tragen nicht nur Verantwortung gegenüber den eigenen Beschäftigten, sondern auch gegenüber den Städten. Die Media-Markt-Saturn Retail Group erwirtschaftet bemerkenswerte Überschüsse und schreibt schwarze Zahlen. Wenn sich das Unternehmen nach der Schließung der Filiale in Buer nun mit dem Aus von Saturn an der Bahnhofstraße in Gelsenkirchen völlig aus dem Staub machen will, ist das ein absoluter Tiefschlag für unsere Stadt“, so Günther.