Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Gewerkschafter erleben Versuche, die Wahl von Betriebsräten zu verhindern. Ein Beispiel dafür sei das Vorgehen bei Avedo.

Über 10.500 Betriebsratsgremien werden bundesweit vom 1. März bis zum 31. Mai 2022 gewählt. Hinzu kommen zahlreiche Initiativen zur erstmaligen Gründung eines Betriebsrates, vor allem in kleineren Unternehmen.

Wie schwierig das sein kann, hat sich zuletzt auch in Gelsenkirchen gezeigt, wo sich sechs Mitarbeitende des Callcenters Avedo gegen ihre fristlose Kündigung wehrten. Angeblich sollen sie im Betrieb für Unruhe gesorgt haben – vielleicht auch aus Sicht des Arbeitgebers, weil sie einen Wahlvorstand bilden wollten, der eine Betriebsratswahl einleiten sollte. Lesen Sie auch:Gelsenkirchen: Für Avedo sieht’s vor Gericht nicht gut aus

Gelsenkirchener Gewerkschafter begrüßen Vorstoß des Bundesarbeitsministers

Vor diesem Hintergrund begrüßt die IG Metall Gelsenkirchen den Gesetzesvorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, die Gründung eines Betriebsrates auch gegen den Widerstand von Arbeitgebern zu erleichtern und die Behinderung als Straftat einzustufen und das Strafrecht zu erweitern. „Wir erleben auch in Gelsenkirchen immer wieder mal Versuche, die Gründung von Betriebsräten zu verhindern, zum Glück seit längerem nicht mehr in unserem Einflussbereich, aber bei Schwestergewerkschaften, wie zuletzt bei Verdi und Avedo“, sagt Ralf Goller, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gelsenkirchen. Lesen Sie auch: Personeller Umbruch bei der IG Metall Gelsenkirchen

Bedrohungen bis hin zu Verdachtskündigungen und privaten Bespitzelungen

„Diese Angriffe sind kein Kavaliersdelikt. Sie reichen von Bestechungsversuchen und Drangsalierungen der Beschäftigten, über Verleumdungen und Bedrohungen bis hin zu Verdachtskündigungen und privaten Bespitzelungen derjenigen, die einen Betriebsrat gründen wollen“, sagt Goller. Viele dieser Beschäftigten hätten verständlicherweise Angst um ihren Job und ihre Gesundheit.

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Aus Sicht der IG Metall „greift die neue Bundesregierung zum richtigen Zeitpunkt ein Thema auf, das im beginnenden Wahlzeitraum aktueller denn je ist“ und für das Gewerkschaften seit Jahren kämpften. Es gebe, wie Goller erläutert, beruhend auf einem Beschluss des letzten IG Metall Gewerkschaftstages bei der IG Metall seit kurzer Zeit eine „Task Force Union Busting“, die Beschäftigte bei Angriffen akut unterstütze.

IG Metall: Mitbestimmte Betriebe sind wirtschaftlich erfolgreicher und krisenfester

Auch die IG Metall Gelsenkirchen war schon vor Ort und hat sich mit Betroffenen ausgetauscht. „Gerade jetzt in Zeiten grundlegender Veränderungen von Industrie und Handwerk, des Klima- und Mobilitätswandels ist es wichtig, die Beschäftigten zu beteiligen und Mitbestimmung in den Betrieben zu leben“, glaubt Goller. Mitbestimmte Betriebe seien wirtschaftlich erfolgreicher und krisenfester, böten größere Sicherheit von Arbeitsplätzen und Gesundheit. „Die Beschäftigten erzielen dort bessere Einkommen und haben bessere Arbeitsbedingungen.“