Gelsenkirchen. Die Omikron-Welle könnte auch in Gelsenkirchen die kritische Infrastruktur treffen. Wie sich Stadt und andere wichtige Stellen vorbereiten.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Menschen auf einen starken Anstieg der Corona-Infektionen durch die neue Omikron-Variante eingestimmt. „Darauf müssen wir uns jetzt einstellen“, sagte Scholz am Dienstag nach der Ministerpräsidentenkonferenz. Dies könne vor allem in der sogenannten kritischen Infrastruktur wie Polizei, Feuerwehr, Gesundheitswesen und Energieversorgung zu Personalengpässen und damit möglichen Problemen führen.
Omikron: So bereiten sich Stadt, Polizei, Feuerwehr, Kliniken und Energieversorger vor
Deshalb laufen auch bei der Verwaltung die Vorbereitungen auf Hochtouren. „Wir richten unser Handeln an den Empfehlungen des Expertenrates aus“, erklärt dazu Stadtdirektor Luidger Wolterhoff. Im Kern beruht die städtische Strategie darauf, wie schon bei den vorangegangen Corona-Wellen „getrennte Arbeitsgruppen“ zu bilden, um eine Durchmischung und Vielfachkontakte zu verhindern. Das gilt sowohl für die Mitarbeiter vor Ort mit Kundenkontakt als auch für jene im Home- und im Backoffice.
Im Gespräch mit der Bogestra hat Wolterhoff bereits erfahren, dass der Verkehrsdienstleister ähnlich verfährt. Reichte die Personal-Reserve nicht mehr aus durch Krankheitsausfälle, so würden „die Fahrpläne wie während der Lockdowns ausgedünnt und werktags im Wochenendfahrplan gefahren.“
Bereitschaftspolizei kann im Notfall in Gelsenkirchen aushelfen, Team-Bildung
Was das Nachschärfen ihrer Pandemiepläne als Antwort auf Omikron angeht, hat die Gelsenkirchener Polizei nach Angaben von Sprecher Stefan Knipp Vorgaben des Innenministeriums bekommen. Demnach sollen wegen der grassierenden Omikron-Variante bis spätestens zum Jahreswechsel die Dienstpläne umgestellt und feste Schicht-Teams gebildet werden. Eine „Durchmischung des Personals“ solle so möglichst vermieden werden. Zudem sehen die Pandemiepläne vor, auf die die Behörde nicht im Detail eingehen möchte, intern Kräfte zu verschieben und Aufgaben direktionsübergreifend anzugehen, um eventuelle Ausfälle zu kompensieren und die Funktionsfähigkeit aufrecht zu erhalten. „Eine Anpassung der Dienstzeiten sowie Unterstützung durch die Bereitschaftspolizei ist ebenso möglich“, so Knipp. In Essen beispielsweise wurden die Dienstzeiten zwischenzeitlich auf zwölf Stunden hochgefahren.
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Feuerwehr Gelsenkirchen wechselt im Ernstfall auf ein Zwei-Schicht-Modell
Die Feuerwehr arbeitet mit festen Wachbesatzungen. Neben Maskenpflicht und 2G-Status ist zudem tagesaktuell ein Corona-Test unter Aufsicht Pflicht. Feuerwehrchef Michael Axinger, sagte, dass „bei vermehrtem Infektionsaufkommen von einem Drei-Schicht- auf ein Zwei Schicht-Modell gewechselt“ würde. Das würde bedeuten, dass auf eine 24-Stunden-Schicht statt 48 Stunden der Erholung nur 24 folgen, bevor die nächste Schicht beginnt. „Und wenn es bei der Berufsfeuerwehr einen Personalengpass gibt, könnte die Freiwillige Feuerwehr stärker einbezogen werden“, so Axinger.
Gelsenkirchener Energieversorger arbeiten im Krisenfall mit kleinen Mitarbeiterstamm
Die Energieversorger Stadtwerke und ELE „separieren soweit wie möglich Personal“, etwa durch den Ausbau der Arbeit aus dem Homeoffice, teilte Sprecherin Stefanie Genthe mit. Für Netzführung, Meldestelle und den Netzbetrieb der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze gelte ein zertifizierter Krisenplan, so dass selbst mit einem kleinen Mitarbeiterstamm alle notwendigen Prozesse funktionierten. Außerdem stehe man im Austausch mit anderen Netzgesellschaften im E.ON-Konzern.
Bei den angefragten Krankenhäusern waren keine oder keine dezidierten Auskünfte zu den Notfallplänen zu bekommen. Wolfgang Heinberg, Sprecher der St. Augustinus GmbH, teilte mit, dass sich das Unternehmen gewappnet sieht, auf Krisensituationen zu reagieren.
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Beinahe jeder Zweite arbeitet in Gelsenkirchen in einem Job der Kritischen Infrastruktur
Eine Analyse der Agentur für Arbeit zeigt die Dimension der sogenannten Kritischen Infrastruktur in Gelsenkirchen: Beinahe jeder Zweite (42 Prozent) verdient sein Geld mit einem „Kritis“-Job. Das sind rund 34.481 von knapp 83.016 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt, das zeigt ein Blick auf die Daten, die zuletzt vor knapp zwei Jahren erhoben wurden.
Den Löwenanteil von 39 Prozent machte da der Sektor „Gesundheit“ mit rund 13.441 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus, gefolgt von den Sparten „Ernährung“ mit rund 13 Prozent und damit 4410 Beschäftigten sowie „Staat und Verwaltung“ (4194 Personen / 12 Prozent).
Als systemrelevant gelten zudem die Wirtschaftsfelder Energie (3696 Personen / 11 Prozent), Informationstechnik und Telekommunikation, Transport und Verkehr (3161 Personen / 9 Prozent), Logistik (1950 Personen / 6 Prozent), Wasser und Entsorgung, Ernährung (4410 Personen / 13 Prozent), Finanz- und Versicherungswesen, Medien als auch die Reparatur und Instandhaltung der Kritischen Infrastruktur.
Insgesamt waren Ende 2019 die meisten aller Jobs in Gelsenkirchen mit Männern besetzt. Sie machten einen Anteil von 55 Prozent aus. Anders sah es in den „Kritis“-Segmenten aus: In den systemrelevanten Sparten arbeiteten zum Stichtag (31. März 2020) rund 55 Prozent weibliche Beschäftigte.
Allein in der Gesundheitsbranche in Gelsenkirchen waren 10.565 von 13.441 Stellen mit Frauen besetzt, das sind 79 Prozent. An Krankenhäusern zählte die Agentur für Arbeit rund 4756 Beschäftigte (35 Prozent), in Heimen und ambulanten sozialen Diensten waren es etwas über 40 Prozent aller im Sektor Gesundheit gemeldeten Berufstätigen.
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