Gelsenkirchen. Auch in Gelsenkirchener formiert sich Widerstand von Corona-Skeptikern. Was die Protestler planen, wo sie heute in Buer Präsenz zeigen wollen.
Immer mehr Corona-Leugner demonstrieren gegen die Impfpflicht im Gesundheitswesen und schärfere Corona-Maßnahmen, auch zusammen mit Neonazis. Der Ton wird dabei aggressiver, Gewaltaufrufe und Morddrohungen werden häufiger – traurige Höhepunkte bislang waren der Mordaufruf gegen Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer über den Messengerdienst Telegram und der Fackelaufmarsch vor dem Wohnhaus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping in Grimma.
Corona-Demo am Dienstag in Gelsenkirchen – Start vor Bankhaus am Goldbergplatz
Auch in Gelsenkirchen formiert sich Widerstand gegen die schärferen Corona-Maßnahmen und die kommende Impfpflicht. Und wieder ist es die Plattform Telegram, über die sich die Corona-Skeptiker organisieren. Nach Corona-Demonstrationen in Bochum und Herne, soll am heutigen Dienstagnachmittag ab 18 Uhr ein so genannter „Corona-Spaziergang“ durch Gelsenkirchen Buer stattfinden – „einmal um den Buerer Stadtkern“ soll es gehen.
Als Treffpunkt genannt wird um 17.30 Uhr die Volksbank Ruhr-Mitte am Goldbergplatz, unterlegt mit der Bitte, auf „Plakate und Ähnliches“ zu verzichten und stattdessen „eine Kerze oder kleine batteriebetriebene Lichterkette“ mitzubringen. Nach dem Start soll jeden Dienstag ein solcher Umzug veranstaltet werden. Der Aufruf dazu findet sich in einer Gelsenkirchener Chatgruppe, die aktuell 125 Mitglieder hat – Tendenz steigend.
Die Gelsenkirchener Polizei hat angekündigt, Präsenz zu zeigen und die Veranstaltung begleiten zu wollen.
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Corona-Proteste: Tummelplatz für Querdenker, Verschwörungsanhänger und Neonazis
Das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung ist alarmiert, wie Mitglied Adriana Gorczyk sagt. Denn bei den bundesweiten Protesten von Corona-Skeptikern tummeln sich Reichsbürger ebenso wie Querdenker, Verschwörungstheorie-Anhänger und mehr und mehr Neonazis. „Wer am Ende alles in Gelsenkirchen dabei ist, lässt sich nur schwer einschätzen“, urteilt daher Adriana Gorczyk. „Zumindest nach außen hin gibt sich diese Chatgruppe den Anschein von lediglich kritischen Bürgern.“
Zuletzt hatte sich auch NRW-Innenminister Herbert Reul besorgt über diese Entwicklung gezeigt: „In Teilen der Corona-Leugner-Szene gibt keine echte Abgrenzung zum Rechtsextremismus mehr.“
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Corona-Skeptiker wollen Ultras Gelsenkirchen und Steeler Jungs mit ins Boot holen
Der Grund zur Sorge hat durchaus seine Berechtigung, denn die Protestler weben über die sozialen Medien breitgefächerte Netzwerke. In den Chats der Gelsenkirchener Gruppe ist neben einer Mahnwache vor dem Hans-Sachs-Haus auch die Rede davon, etwa die Steeler Jungs mit ins Boot holen zu wollen. Ein Teilnehmer hat sich in dem Chat bereits als Mitglied der Partie „Die Basis“ geoutet – das ist der parteipolitische Arm der „Querdenker“-Bewegung. Auch die „Freie Nordrhein-Westfalen“ mischen kräftig mit.
Spaziergang, um offizielle Anmeldung zu umgehen
In Gelsenkirchen ist es in der Vergangenheit schon zu anderen Protesten gegen Corona-Maßnahmen gekommen. Darunter waren auch Autokorsos. Und zwar am 31. März und am 18. April. Mitunter waren über 100 Fahrzeuge beteiligt.Aufgerufen wird meist bei derartigen Protesten zu „Spaziergängen“. So wollen die Demonstrierenden die offizielle Genehmigung umgehen, die für eine angemeldete Demonstration nötig wäre.
Die Gruppierung „Steeler Jungs“ sorgt seit etwa drei Jahren durch ihre „Spaziergänge“ durch den Stadtteil Essen-Steele für Schlagzeilen. Im Verfassungsschutzbericht werden die „Steeler Jungs“ als „bürgerwehrähnliche Gruppierung“ bezeichnet. Sie unterhalten Ermittlern zufolge Verbindungen in die rechtsextreme Szene.
Treffen der Gelsenkirchener Corona-Skeptiker am Mechtenberg mit 25 Teilnehmern
Ein erstes Treffen der Gelsenkirchener Corona-Skeptiker, belegt mit Bildern im Chat, hat es bereits am vergangenen Sonntag am Bismarckturm auf dem Mechtenberg an der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Essen gegeben. Etwa 25 Teilnehmer waren vor Ort.
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