Gelsenkirchen-Ückendorf. Im Zentrum für Talentförderung geht das Talent-Kolleg Ruhr der Westfälischen Hochschule in Betrieb. Die Laufzeit ist zunächst vier Jahre.

Die Ergänzung auf den Namensschildchen an diesem Abend macht es kurz und prägnant: „Talent“, und davon wimmelt das Foyer an der Bochumer Straße. Das Talent-Kolleg Ruhr der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen ist hier in Betrieb gegangen. Die Eröffnung konnte trotz der Corona-Auflagen im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Gussstahl- und Eisenwerke AG gefeiert werden.

Die Grußworte waren durchweg von Stolz geprägt, und dieser Anspruch ließ sich durchaus untermauern. Mathias Richter, Staatssekretär im NRW-Bildungsministerium, unterstrich: „Mit diesem innovativen Angebot im Zentrum des Ruhrgebiets schaffen wir eine Möglichkeit, Talente zu entwickeln und mit bester Bildung zu fördern. Das ist auch ein Beitrag zur Chancengerechtigkeit, unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund.“

Bildung als Fundament für gelungene Zukunft in Gelsenkirchen

Anne Heselhaus, städtische Kultur- und Bildungsdezernentin, beschrieb, sie freue sich sehr, dass das Konzept der Talent-Kollegs nach dem Erfolg im nahen Herne nun am Standort Gelsenkirchen auf Vorschlag der Ruhrkonferenz weiter ausgedehnt werde. „Es bedeutet auch einen Schritt in Richtung sozialer Sicherheit, einer soliden Basis für die Zukunft junger Menschen“, gerade angesichts von 42 Prozent Kinderarmut in der Stadt.

Auf ein tolles Team am neuen Standort in Ückendorf freuten sich die Redner bei der feierliche Eröffnung des Talent-Kollegs Ruhr Gelsenkirchen.
Auf ein tolles Team am neuen Standort in Ückendorf freuten sich die Redner bei der feierliche Eröffnung des Talent-Kollegs Ruhr Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule, genoss besonders, „dass wir alle mehr oder minder mit allen Sinnen physisch hier sein können, statt in irgendeinem digitalen Format“. In diesem Haus, das auf einen Ruhrbaron zurückgehe, zeigten heute viele junge, quirlige Menschen, wie der Wandel im Ruhrgebiet wirklich geleistet werden könne. „Hier sind wir auch die Blaupause für mehr und für weitere Standorte.“

Neuer Standort ein „Glücksgriff“

Dafür sei allerdings auch ein „neuer Spirit“ nötig, müssten die, die hier neu starten wollten, auch bereit sein, wirklich Neues zu entdecken, „die Zukunft neu zu denken und Lösungen für die Menschen zu finden“.

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Hilke Birnstiel, Leiterin der Kollegs in Herne und nun auch in Ückendorf, freute sich: „Es ist perfekt hier, wenn die Talente, die Lehrkräfte und die Scouts Tür an Tür sitzen.“

Hilke Birnstiel will die Erfolge der letzten zehn Jahre am neuen Talent-Kolleg-Standort in Gelsenkirchen fortsetzen.
Hilke Birnstiel will die Erfolge der letzten zehn Jahre am neuen Talent-Kolleg-Standort in Gelsenkirchen fortsetzen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Eine aktive Stadt sei auch Bestandteil des erfolgreichen Modells Talent-Kolleg, und hier nun sei geradezu ein Glücksgriff gelungen. Immerhin sei vor ziemlich genau zehn Jahren an der Westfälischen Hochschule der Grundstein für die NRW-Talentförderung gelegt worden, und vor gut fünf Jahren habe man das NRW-Zentrum für Talentförderung in Ückendorf bezogen, das nun um die attraktiven Lern- und Beratungsformate des Talent-Kollegs Ruhr erweitert werde.

Kein Selbstläufer, sondern harte Arbeit

„Das sind nach unseren bisherigen Erfahrungen dann nicht nur 50 Talente, wie wir selbst anfangs gedacht haben. Das sind viele tausend über die Laufzeit des Projekts“, zeigte sie sich begeistert.

Erfolg schon in Herne

Das Talent-Kolleg Ruhr der Westfälischen Hochschule am ersten Standort in Herne ist 2020 vom NRW-Schulministerium und der Herner Stadtverwaltung in einen dauerhaften Betrieb überführt worden.

Die Mercator-Stiftung leistete ab 2015 die Anschubfinanzierung an diesem Standort und fördert bis August 2023 eine zusätzliche Ausbauphase. www.talentkolleg-ruhr.de

„Und die kommen schließlich freiwillig zu uns, hoch motiviert und sogar abends nach einem langen Tag in der Schule noch zu den Kursen, auch wenn sie natürlich noch viele andere Interessen haben.“

„Bleiben die dann aber dran, dann war unsere Arbeit gut. Das Projekt ist kein Selbstläufer, es bedeutet harte Arbeit, für die wir auch begeistern müssen“, schloss sie.