Gelsenkirchen-Schalke. Nächster Projektpunkt in der Schalker Kirche St. Joseph: Diesmal geht es um Mode einst und jetzt. Eine Ausstellung und neue Labels sind zu sehen.
Ein überdimensionaler Hundekopf, Stühle und Lampen aus vergangenen Zeiten, eine Piratenflagge und andere mehr oder weniger ungewöhnliche Gegenstände. Zusätzlich Plakate, die an die Bekleidungsindustrie Gelsenkirchens erinnern: Im Innenraum der Kirche St. Joseph an der Grillostraße 62 im Stadtteil Schalke ist aktuell einiges los.
Im Rahmen des Forschungsprojekts „UrbaneProduktion.Ruhr“ in Zusammenarbeit mit der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung sind verschiedene Projekte und Ideen entstanden, die sich mit den Thematiken Nachhaltigkeit und faire Produktion auseinandersetzen. Dabei liegt der Schwerpunkt des Formats „Walnuss und Gewebe – Gelsenkirchen produziert!“ besonders auf der Textilherstellung, der urbanen Lebensmittelproduktion sowie den damit verbundenen Möglichkeiten in der Stadt sowie im gesamten Ruhrgebiet.
Wie lässt sich in Gelsenkirchen die Produktion fördern?
Einige Workshops, Netzwerkabende und Diskussionsrunden mit Anwohnern, ortsansässigen Akteuren, Gründern und Studenten fanden bereits statt. Kernfrage: Wie lässt sich in der Stadt Produktion fördern? „Das Format eignet sich bestens, um möglichst viele Menschen mitzunehmen und zu diskutieren. Ziel ist es, die Projekte weiter auszuarbeiten“, so Sonja Broy, Projektleiterin der Wirtschaftsförderung. Ein Ansatz ist das Konzept der „Materialverwaltung on Tour“.
Der Kirchenraum dienst als gemeinnützigen Requisitenfundus
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Seit Juli nutzen die Akteure den Kirchenraum als gemeinnützigen Requisitenfundus. Kulissenteile, Möbel, Deko, Gemälde und Bekleidung verschiedener Theaterproduktionen, die eigentlich entsorgt werden würden, wurden gesammelt und können für verschiedenste Gelegenheiten ausgeliehen oder teilweise gekauft werden. „Normalerweise würden die Sachen weggeworfen werden. Jetzt können sie beispielsweise für private Feiern genutzt werden“, sagt Carina Hommel von der Materialverwaltung.
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Das Konzept funktioniert bereits seit 2013 in Hamburg. Die „Materialverwaltung on Tour“ ist noch bis zum Ende des Jahres in St. Joseph. Danach gibt es laut Hommel die Vorstellung, eine Halle als festen Standort im Ruhrgebiet zu nutzen, in der sich die Vielzahl an Materialien lagern lässt. Ebenfalls nahm die Wirtschaftsförderung Kontakt zur VHS auf. Die stellvertretende Leitung und Historikerin Brigitte Schneider organisierte bereits 2004 eine Ausstellung zum Thema Textilproduktion in der Flora. Unter dem Titel „Arbeit an der Mode. Zur Geschichte der Gelsenkirchener Bekleidungsindustrie“ wurden damals Näh- und Schnittmaschinen, Modefotografie und Kollektionen präsentiert, die sich Gelsenkirchens fünfter Wirtschaftssäule widmeten.
Labels „Fisch&Apfelmus“ und „Shoezuu“ sind vor Ort
„Zu Hochzeiten arbeiteten dort bis zu 7000 Beschäftigte“, so Schneider. Damals zeigte die Ausstellung die Situation der wenigen vorhandenen Traditionsbetriebe, die seit einigen Jahren ganz verschwunden sind. Weil jedoch aktuell junge Modelabels in Gelsenkirchen existieren, die fair und nachhaltig produzieren, soll die Ausstellung wieder aufleben. So werden in der Kirche an die 30 Plakate gezeigt, die über die Textilgeschichte der Stadt informieren. Am Donnerstag, 30. September von 18 bis 20 Uhr wird es eine Vernissage geben. Unter anderem werden die Gelsenkirchener Labels „Fisch&Apfelmus“ und „Shoezuu“ vor Ort von ihrer Arbeit berichten.
Besichtigungszeiten und Termin für eine besondere Stadtrundfahrt
Danach sind die Ausstellung und der Requisiten-Fundus vom 5. bis 29. Oktober jeweils dienstags, donnerstags und freitags von 12 bis 19 Uhr besuchbar. Im Rahmen der Ausstellung wird es auch eine Stadtrundfahrt am Sonntag, 24. Oktober, zwischen 14 und 17 Uhr geben. Besichtigt werden ehemalige Standorte der Bekleidungsindustrie.
Infos zum Festival gibt es auf: walnussundgewebe.ruhr. Wer mehr über die Materialverwaltung on Tour erfahren möchte, findet hier Informationen: www.materialverwaltung-ontour.de.
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