Gelsenkirchen. Warum der Comic-Pop-Künstler seinen Präsentationsraum in Gelsenkirchen-Ückendorf verließ. Und was er im neuen Domizil plant.
Leicht versteckt auf einem Hinterhof befindet sich die 200 Quadratmeter große Halle. Beim Betreten fällt direkt ein langer schwarzer Holztisch mit Sitzbänken ins Auge. Verteilt an den schwarz und weiß gestrichenen Wänden hängen bunte Leinwände. Die verschiedenen Formate zeigen Comic-Pop-Motive, die oft eine Geschichte aus dem Leben des Künstlers erzählen, teilweise mit regionalem Bezug. Beni Veltum hat am Schlesischen Ring 13A eine neue Galerie gefunden.
Erst Ende 2019 war Veltum mit seinen Werken an die Bergmannstraße in Ückendorf gezogen. Dort nutzte er das 50 Quadratmeter kleine Erdgeschoss eines privaten Hauses hauptsächlich, um seine Kunst zu lagern. Nach einem Wasserschaden entschied er sich für den Umzug.
Upcycling-Spezialist fertigte in Gelsenkirchen-Buer eine Küche mit Skateboard-Brettern
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„In der dritten Etage gab es im September 2020 einen Wasserrohrbruch. Das Wasser ist bis in meine Galerie gelaufen“, erzählt der gebürtige Gelsenkirchener. Zwar konnte er damals einen Großteil der Werke retten und an anderer Stelle einlagern, aber ein Jahr lang war der Raum aufgrund des Wasserschadens nicht nutzbar.
Da er seit geraumer Zeit in Buer lebt, kam ihm das Angebot für die neue Galerie gerade recht. Durch einen privaten Tischkauf wurde er auf die größere Fläche im Norden der Stadt aufmerksam. Der vorherige Mieter, die Holztisch-Manufaktur Rado Tisch, hat mittlerweile seinen Sitz in Herten.
Nach Unterzeichnung des Mietvertrags strich er Wände sowie Boden und ließ sich von Maik Rokitta (1Null7) eine individuell gestaltete Küche einbauen. Der Upcycling-Profi fertigte aus 45 alten Skateboards 300 Holzfliesen. Zudem wurden Rollbretter als Regale umfunktioniert.
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Endlich Präsentationsflächen für großformatige Leinwände
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Auch einen Büroraum hat Veltum sich dort geschaffen. „Das hier soll jetzt mehr ein Showroom werden, wo ich zeige, was ich kann. Allein richtig großflächige Gemälde aufzuhängen, war auf den 50 Quadratmetern in Ückendorf nicht möglich“ so Veltum. Der Künstler, der seine Wurzeln im Graffitisprayen hat, ergänzt: „Eigentlich bin ich eher der Fassadenmaler. Ich mag großflächige Leinwände.“
In Graffiti-Workshops können Teilnehmer selbst kreativ sein
Eine offizielle Eröffnungsfeier der neuen Galerie wird es aus Corona-Gründen nicht geben. Im September gibt es mehrere Termine, an denen die Galerie in einem festgelegten Zeit-Slot besichtigt werden kann. Sie lassen sich über die Webseite www.beniveltum.com buchen. Hierbei gilt die 3G-Regel. Generell hat sich Beni Veltum vorgenommen, nur noch mit Terminen zu arbeiten.
Im Oktober, November und Dezember bietet er an Samstagen sechsstündige Workshops an. Jeweils zehn Teilnehmer können dann mehr über Veltums Arbeit erfahren und selbst kreativ werden. Grundgedanke ist dabei, dass Erwachsene Jugendliche finanzieren. Während Erwachsene 300 Euro zahlen, ist der Workshop für junge Nachwuchskünstler gratis.
Überdimensionale Motive beispielsweise an Hauswänden wie in Schalke erstellt er zunächst digital am iPad. Um Miniaturgemälde zu übertragen, nutzt er Raster.
In Kindheitshelden findet er eigene Charakterzüge
Gerade die lauten und bunten Comic-Figuren prägen seine Arbeiten. Dahinter verstecken sich oft Gefühle, Gedanken und Ideen, die den Künstler auf seinem Lebensweg interessiert oder begleitet haben. Besonders stolz ist er auf seine drei Meter breite und 1,90 Meter hohe Leinwand, die er 2020 gestaltete. Der Schriftzug „Street Fighter“, sein Lieblingsmotto „Make Love“ sowie mehrere Figuren zieren das Bild. „Jede Comic-Figur steht für einen bestimmten Charakter. In dem Bild geht es darum, dass sich mehrere Comic-Figuren verschiedener Universen zusammentun, um Liebe zu verbreiten und gegen Hass zu kämpfen.“
Er erklärt auch, dass er seine eigenen Charakterzüge in den Kindheitshelden sieht. „Ich bin mal ein bisschen bunt, mal ein bisschen Blume, mal ein bisschen Elefant, manchmal ein bisschen gute Laune, mal ein bisschen depressiv“, sagt er.
Wunschprojekt: die Käseglocke am Goldbergplatz
An den neuen Wänden hängt auch ein Bild mit dem Titel „Showbizz“. Um grelle Figuren der Showbranche darzustellen, nutzte er Neonfarben, die im Dunkeln leuchten. Ein Gemälde entstand, als es mit seinem Lieblingsfußballverein Richtung Abstieg ging. Während sich auf der Vorderseite ein abgewandeltes S04-Logo befindet, widmete er sich auf der Rückseite persönlichen Emotionen, die er mit dem Verein verbindet. „Damit wollte ich eigentlich den Abstieg verhindern“, erklärt er lachend.
Der Spraykünstler, der Grafikdesign studierte, experimentiert bei seinen Arbeiten gerne mit verschiedenen Techniken. Neben seinen Kunstwerken erledigt er auch immer wieder Auftragsarbeiten. Es gibt ein Wunschobjekt, das er in Gelsenkirchen gerne bemalen würde. „Die Fassade der ehemaligen Kneipe Käseglocke am Goldbergplatz wäre schon toll“, sagt er.
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