Gelsenkirchen. Wie viele Geflüchtete aus Afghanistan soll Gelsenkirchen aufnehmen? OB Karin Welge und CDU-Chef Sascha Kurth melden sich zu Wort.
Soll sich Gelsenkirchen verstärkt bei der Aufnahme von notleidenden Menschen aus Afghanistan engagieren? Nachdem die Grünen ein Zeichen von Oberbürgermeisterin Karin Welge gefordert haben, meldet sich die OB nun zu Wort – und verweist auf die integrationspolitischen Herausforderungen der Stadt.
Menschen in Lebensgefahr und höchster Not müsse zwar geholfen werden. „Und da wird Gelsenkirchen selbstverständlich seinen Teil der gemeinsamen Verantwortung tragen.“ Allerdings müsse dabei laut Welge stets die besondere Situation Gelsenkirchens mit Blick auf die EU-Südost-Migration berücksichtigt werden.
OB Karin Welge: „Doppelte Integrationsleistungen sollten gewürdigt werden“
„Gelsenkirchen ist eine der wenigen Kommunen, die nicht nur vor der Aufgabe stehen, geflüchtete Menschen unterzubringen, sondern wird auch von einer hohen Zuwanderung insbesondere aus Südosteuropa geprägt, die mit besonderen Integrationsaufgaben und ordnungspolitischen Herausforderungen einhergeht“, teilte die SPD-Oberbürgermeisterin auf Nachfrage mit und ergänzte: „Zum gedeihlichen Miteinander in unserer Stadt gehört auch, dass diese doppelten Integrationsleistungen und -aufgaben entsprechend gewürdigt werden und bei der Zuweisung von Menschen endlich Berücksichtigung finden. Dafür treten wir in den Gesprächen mit dem Land und dem Bund ein.“
Lesen Sie auch:
■ Flüchtlinge: Was die Afghanistan-Krise für Gelsenkirchen bedeutet
■ Bundeswehreinsatz: Soldat über Afghanistan: „Was bleibt, ist eine große Leere“
■ Afghanistan: Friedensdorf-Mitarbeiterin erlebt Taliban-Machtübernahme
■ EU-Ost: Armutsmigration: Das ist Gelsenkirchens neue Strategie
Ähnlich hatte sich bereits SPD-Fraktionsvize Lukas Günther geäußert, der betonte, dass die Tragik der Menschen in Afghanistan nicht überschatten sollte, dass andere Kommunen hohe Flüchtlingszahlen besser schultern könnten als Gelsenkirchen.
Ob sich Gelsenkirchen zum „sicheren Hafen“ erklären sollte und damit bereit erklären sollte, mehr Geflüchtete aufzunehmen, als der Stadt durch Verteilungsquoten zugewiesen werden, beantwortete Karin Welge nicht mit einem klaren Nein oder Ja. Mehrere Ruhrgebietsstädte sind diesen Schritt in der Vergangenheit bereits gegangen – darunter Bochum, Duisburg und Herne.
CDU Gelsenkirchen: „Das Tuch des Zusammenhalts ist bis zum Zerreißen gespannt“
Zu der Afghanistan-Debatte äußerte sich auch der Gelsenkirchener CDU-Chef Sascha Kurth – ebenfalls mit Betonung auf die Integrationsherausforderungen in der Stadt. „Die Ortskräfte und deren Familien, die vor Ort unsere Bundeswehr unterstützt haben und in der jetzigen Situation auch ihre Sicherheit damit gefährdet haben, dürfen wir nicht im Stich lassen“, so Kurth. Deshalb stehe außer Frage, vier bis fünf afghanische Familien in Gelsenkirchen aufzunehmen.
„Für alle darüber hinausgehenden Forderung müssen wir uns vor Augen führen, welche enormen Integrationsanstrengungen die Gelsenkirchener Stadtgesellschaft seit Jahren schultert“, teilte der CDU-Fraktions- und Kreisverbandschef mit. „Das Tuch des Zusammenhalts ist an vielen Stellen leider bis fast zum Zerreißen gespannt. Wenn wir auch langfristig Solidarität zeigen wollen, müssen wir jetzt die nächsten großen Herausforderungen auch an andere Städte abgeben, bis wir unsere Bemühungen in Gelsenkirchen weiter vorangetrieben haben.“