Gelsenkirchen-Ückendorf/-Heßler. Aufgeladenen war die Sitzung des Gelsenkirchener Präventionsrates. Bürger machten ihrem Ärger über Polizei und KOD Luft: Vorwürfe und Antworten.

Wenn die Besucherzahl ein Indiz dafür ist, wie sehr den Ückendorfern ihre Stadt und ihr Quartier am Herzen liegen und wie ausgeprägt die Besorgnis um deren Entwicklung ist, so muss man sagen: groß. Rund 50 Bürger kamen zur Sitzung des Präventionsrates. Beherrschendes Thema: Probleme mit Zuwanderern, angeblich träge und eher abweisend reagierende Behörden.

Die Wahl der Diplom-Juristin Ulrike Stöckmann und des SEG-Hausmeisters Udo Figorski von der Stadterneuerungsgesellschaft zu den beiden neuen Vorsitzenden des Präventionsrates geriet angesichts der vorgetragenen Probleme im Stadtteil zur Nebensache. Lotte Stauder, Geschäftsführerin des Gelsenkirchener Präventionsrates und der Bezirksbeamte der Polizei, Dirk Friedrich, haben sich wiederholt dem vielstimmigen Vorwurf aus der Bürgerschaft aussetzen müssen, dass Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) zu wenig täten, Anrufern wenig Empathie entgegengebracht werde.

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Gelsenkirchenerin: Polizei versucht uns Bürgern das Anzeigen eines Vorfalls auszureden

In der Ziegelstraße in Gelsenkirchen-Ückendorf stehen einige sogenannte Problemhäuser. Das Spektrum der Anwohnerklagen reicht von Müll, Lärm und Bedrohungen bis hin zu Beobachtungen, dass einige zugewanderte Menschen „Gehwege und Grünstreifen als öffentliche Toilette benutzen und Ansprachen daraufhin völlig ignorieren“.
In der Ziegelstraße in Gelsenkirchen-Ückendorf stehen einige sogenannte Problemhäuser. Das Spektrum der Anwohnerklagen reicht von Müll, Lärm und Bedrohungen bis hin zu Beobachtungen, dass einige zugewanderte Menschen „Gehwege und Grünstreifen als öffentliche Toilette benutzen und Ansprachen daraufhin völlig ignorieren“. © WAZ | Nikos Kimerlis

Erkennbar an den Wortbeiträgen der Besucher in der Aula der Gesamtschule Ückendorf war, dass die Probleme vielschichtig sind, die Nerven blank liegen. Zum einen kristallisiert sich ein Wissensdefizit bei den Bürgern heraus, wer wofür zuständig ist – KOD oder Polizei. Etwa bei einer Ruhestörung von lärmenden Kindern und Erwachsenen zu nächtlicher Stunde. Zum anderen offenbart sich Resignation und Frustration, wenn wegen so eines Vorfalles der Notruf 110 gewählt wird.

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Mehr als einmal beschrieben Besucher ihren Ärger darüber, dass man dann wenig ermutigende Antworten wie „Was wollen Sie eigentlich melden?“ oder „Wollen Sie wirklich, dass wir wegen einer Ruhestörung rauskommen?“ oder „Was ist eine Ruhestörung?“ zu hören bekomme. Wie das ankommt, fasst eine junge Mutter so zusammen: „Die Polizei versucht, uns Bürgern das Melden und Anzeigen von Vorfällen regelrecht auszureden.“ Folge: Im wiederholten Fall bleibe der Hilferuf aus.

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Lotte Stauder und Dirk Friedrich konterten die Vorwürfe damit, dass man „Probleme nur erkennen und darauf reagieren kann, wenn sie uns auch gemeldet werden“. Also beispielsweise über die Leitstelle des KOD – 0209 169 3000, der jetzt 24 Stunden besetzt ist – und über den Notruf der Polizei. Weitere Botschaft: Je nach Art und Schwere des Vorfalls müsse man eben Prioritäten setzen und die Ressourcen seien und blieben endlich. Ein sofortiges Zur-Stelle-Sein sei einfach nicht möglich.

Anwohner-Klagen: Einige Zuwanderer nutzen Gehweg und Grünstreifen als Toilette

Die Straße Fersenbruch in Gelsenkirchen-Heßler ist ein Gebiet, das laut Stadt regelmäßig vom Kommunalen Ordnungsdienst bestreift wird. Anwohner haben sich darüber beklagt, dass einige Zuwanderer ihr „Geschäft“ auf Gehwegen und Grünstreifen verrichten. Videos sollen die menschlichen Hinterlassenschaften zeigen.
Die Straße Fersenbruch in Gelsenkirchen-Heßler ist ein Gebiet, das laut Stadt regelmäßig vom Kommunalen Ordnungsdienst bestreift wird. Anwohner haben sich darüber beklagt, dass einige Zuwanderer ihr „Geschäft“ auf Gehwegen und Grünstreifen verrichten. Videos sollen die menschlichen Hinterlassenschaften zeigen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das Spektrum der Anwohnerklagen reicht von Müll, Lärm und Bedrohungen bis hin zu Beobachtungen, dass einige zugewanderte Menschen „Gehwege und Grünstreifen als öffentliche Toilette benutzen und Ansprachen daraufhin völlig ignorieren“. Insbesondere die Anwohner der Ziegelstraße sind demnach davon betroffen. Eine Anwohnerin sagte: „Ohne Polizeipräsenz ist das Wohnen dort die Hölle“. Beklagt wurden zudem Jugendbanden im Carl-Mosterts-Park und am Spielplatz Thomas-Morus-Weg, die Kinder bedrohten und ihnen Handy und Geld abnähmen.

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Es haben sich auch Anwohner aus dem Fersenbruch in Heßler gemeldet, etwa Hans Vanheiden. Auch er und sein Sohn melden von dort Müll und menschliche Hinterlassenschaften. Auf Anfrage teilte die Stadt mit, dass der Fersenbruch, ein „regelmäßig bestreiftes Gebiet“, am Dienstag bei einer Kontrolle so gut wie keine Auffälligkeiten aufgewiesen habe.

Aus der Antwort des Bezirksbeamten sprach wenig Zuversicht, sie schloss den KOD mit ein und zeichnete ein trübes Bild auch für andere Bezirke: „Wir können nicht überall Posten errichten. Kommen Sie mal nach Schalke – da möchten Sie nicht wohnen.“

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