Gelsenkirchen-Schalke. Der Schalker Markt in Gelsenkirchen soll wieder belebt werden. Mit einer Projektwoche sollen Akzente unter der Berliner Brücke gesetzt werden.

Was erst einmal nur abstrakt klingt, wird hier an einem nieseligen Nachmittag greifbar und erklärlich. Der Schalker Markt, Zentrum vieler Mythen rund um den wohl bekanntesten und verkanntesten Stadtteil Gelsenkirchens, soll wieder belebt werden. Das Spotlight dazu hat die Eröffnung der Ausstellung „Transurban - Kunst entwickelt Stadt“ geworfen. Unter der Brücke, um die es auch geht, wenn die Visionen auf Schalke Raum bekommen.

Sperrig ist das Attribut, das hier über allem steht, sperrig wie die Berliner Brücke, die die Straßenbahn und den Straßenverkehr möglichst zügig auf vier Spuren mitten über den Schalker Markt bringt und wohl nichts anderes als Schatten wirft, mehr teilt als verbindet.

Gelsenkirchener Unternehmen als Nachbar in der Pflicht

Das Wetter pfuscht allen Aktiven heute ins Programm, aber nicht durch die Ambitionen. Sie weichen aus unter die ungeliebte Brücke und sind gerade noch in Sichtweite des Platzes, an dessen Seiten die „Transurban“-Kunstobjekte im Regen stehen und auf die vielfältige Nutzung warten, die den Markt aus dem Dornröschen-Schlaf wecken sollen. Der von Schmuddelecken, abgemeldeten Autos und Müll gezeichnet, statt von Leben gefüllt ist. Bisher.

Markus Zobel, Personaldirektor bei Thyssenkrupp Electrical Steel, links, und Bodo Menze von der Stiftung Schalker Markt, diskutieren am Schalker Markt unter der Berliner Brücke.
Markus Zobel, Personaldirektor bei Thyssenkrupp Electrical Steel, links, und Bodo Menze von der Stiftung Schalker Markt, diskutieren am Schalker Markt unter der Berliner Brücke. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Dabei zeigen die „Insane Urban Cowboys“ heute, wie einfach ein erster Schritt sein kann. Der führt zwar zunächst über die stählerne Brücke, aber dann durch die Unterführung und über ein Baugerüst wieder zurück. Die unzugängliche Unterführung bietet die Ausweichmöglichkeit.

Der Schalker Markt gehört zum Betriebsgelände von Thyssenkrupp Electrical Steel. Wer darin ein unbewegliches, anonymes Unternehmen sieht, eins von vielen hier im Gewerbepark Berliner Brücke, lernt heute dazu. Denn der Mann in Jeans am Mikrofon ist Markus Zobel, Arbeitsdirektor am Orte, und wie seine Kollegen im relativ neuen Vorstand davon überrascht, dass der Markt „uns gehört“.

Nachhaltiger Einsatz für die Reaktivierung

„Damit sind wir in der Verantwortung“, räumt er umgehend ein. „Wir haben an unserem Hauptsitz in Schalke heute noch 650 Mitarbeiter, sind damit einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Wir haben uns sehr über die Initiative der Stiftung Schalker Markt und nun der Insane Urban Cowboys gefreut und möchten unseren Beitrag leisten. Wir wollen uns nachhaltig für die Reaktivierung der Flächen am Schalker Markt engagieren.“ Nach einer wirtschaftlich schwierigen Phase für das Unternehmen, wie er zugibt.

Kein Wunder, dass er mitten in der Menschenmenge unter der Brücke gleich wieder intensiv mit Bodo Menze, dem Vorstandsmitglied der Stiftung Schalker Markt, diskutiert. Einfach, wie Nachbarn mit demselben Ziel.

Narben der Vergangenheit

Für die Stadt spricht eine gebürtige Schalkerin, Bürgermeisterin Martina Rudowitz. „Der Markt ist heute eigentlich kein Teil des öffentlichen Lebens mehr“, macht sie klar, „und eigentlich darf die Brücke auch nicht bleiben, wenn wir die Ideen für die Zukunft in Schalke mit den Menschen und den Betrieben hier entwickeln.“ Die Narben aus der Geschichte von Industrialisierung und Bergbau seien heute Herausforderungen. „Wir wollen unsere Wurzeln nicht verleugnen“, schob sie ein, „aber die Stadterneuerung Schalke soll noch in diesem Jahr angeschoben werden.“