Gelsenkirchen-Schalke. Die alte Herrlichkeit ist vorbei, der Schalker Markt Parkplatz. So treten Pariser Künstler an, dieses Stück Gelsenkirchen auf Zeit zu verändern.
Von der geschäftigen Herzkammer eines Stadtteils zum Parkplatz im Abseits unter der Berliner Brücke: Der Schalker Markt zehrt, wenn überhaupt, vom Mythos königsblauer Herrlichkeit in Schalker Meisterjahren. Und die liegen bekanntlich zwei Generationen zurück. Die Neubelebung des Viertels ist erklärtes Ziel der Stiftung Schalker Markt, der städtischen (Kultur)-Verwaltung, auch des Gelsenkirchener Künstlerkollektivs Insane Urban Cowboys e.V.. Bei dieser Kombination wird klar: Die Veränderung geht hier einher mit Kreativität – und zwar vom 4. bis 8. August mit der Künstlerresidenz „Transurban“.
Pariser Künstlerkollektiv will temporäre Architektur auf Schalker Markt setzen
„Transurban“ ist ein Format des Kölner Vereins „artrmx“, der für dieses Jahr lokale Partner zur Durchführung des Projekts im Ruhrgebiet gesucht hat und bei den Cowboys fündig wurde. Für die Residenz auf dem Schalker Markt haben sie wiederum das renommierte Künstlerkollektiv YA+K aus Paris gewinnen können, das den ganzen Juli über nach Schalke kommen wird. In deutschen Metropolen, aber auch – als Orte sozialen Abstiegs sicher die wesentlich härtere Aufgabe – in Banlieus in Pariser Randlage haben die Franzosen schon künstlerische Zeichen gesetzt.
Ein erstes Kennenlernen inklusive Stadtrundfahrt und Schalke Historie hat es schon gegeben. „Unsere französischen Gäste Etienne Delprat und Yassine Elkherfih sind seitdem Feuer und Flamme für die Aufgabe in Gelsenkirchen. Ihr Kollektiv arbeitet mit temporärer Architektur, das heißt, sie planen den Schalker Markt beispielsweise für den Bau einer Installation oder eines Objekts zu nutzen, das auch die Menschen vor Ort miteinbezieht“, erklärt Sarah Rissel, 1. Vorsitzende der Insane Urban Cowboys (IUC).
Impulse für einen städtebaulichen und stadtplanerischen Wandel
Mit den Mitteln der Kunst im öffentlichen Raum sollen Impulse für einen städtebaulichen und stadtplanerischen Wandel gesetzt werden. Schalke, glaubt Roman Milenski, der zweite Vorsitzende der Insane Urban Cowboys, sei aufgrund der städtebaulichen Sünden der Vergangenheit geradezu prädestiniert für einen solchen Transformationsprozess, wie ihn „Transurban“ mit anschieben wolle.
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Die Berliner Brücke wie die Kurt-Schumacher-Straße als Hauptverkehrsader durchschneiden den Stadtteil, eine Bahntrasse trennt ihn ebenso. Der Autoverkehr hat die Menschen verdrängt. Der Markt hat als Ort der Begegnung seine Bedeutung verloren, der Bereich unter der Berliner Brücke wurde eher zum Angstraum. Dabei, so Rissel und Milenski, gebe es eine „direkte, günstige und einfache Möglichkeit, die Situation für alle Verkehrsmittel bequemer und sicherer zu machen: Auf einer Seite der Berliner Brücke existiert eine alte Unterführung, die jedoch von einem Werksgelände versperrt wird.“ Hier Öffnungs- und Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen, sei auch ein Teil des Projekts.
Insane Urban Cowboys suchen weitere Künstler, die nach Schalke kommen wollen
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Ziel ist es, den Schalker Markt „wieder ins Bewusstsein der Gelsenkirchener Stadtgesellschaft zu bringen und ihm mittelfristig wieder eine andere Nutzung als die eines Parkplatzes zuzuführen“, so die IUC-Vorsitzende Sarah Rissel. Für den Projektraum sucht das Gelsenkirchener Künstlerkollektiv, das bislang vor allem stark in Ückendorf engagiert ist, laut Milenski „in einem offenen Bewerbungsverfahren noch Künstlerinnen und Künstler verschiedener Disziplinen, die vom 10. bis 31. Juli nach Schalke kommen wollen.“
Die Bewerbungsphase läuft ab sofort unter https://insaneurbancowboys.de/.../04/13/transurban-residency und ist bis zum 24. Mai 2021 offen.
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