Gelsenkirchen. Französisches Künstlerkollektiv „YA+K“ will seinen Anteil leisten, dass dem als Parkplatz genutzten Schalker Markt neues Leben eingehaucht wird.
Als Bestandteil eines bekannten Fußballfangesangs hat es der Schalker Markt zu bundesweiter Bekanntheit gebracht. Doch wer diesen so legendären Ort heute besucht, der trifft auf einen unscheinbaren, leicht vergammelt wirkenden Parkplatz, auf dem sich in einigen Ecken Müll sammelt und Autos ohne Nummernschilder vor sich hin verrotten. Dieses trist-traurige Bild soll sich nach dem Willen der Macher von „Transurban“ schon bald spürbar verbessern. Mit dem Projekt soll dem berühmten Platz nämlich neues Leben eingehaucht werden – und die Kunst dient dabei als Vehikel.
„Prozessraum“ im Container am Schalker Grilloplatz dient als Anlaufpunkt
„Früher war das hier einer der zentralen Aufenthaltsorte im Stadtteil Schalke, wo sich die Menschen getroffen haben – etwa bei Wochenmärkten“, erzählt Roman Milenski. Er ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied des hiesigen Vereins Insane Urban Cowboys (IUC). Dieser kuratiert gemeinsam mit der Stiftung Schalker Markt das „Transurban“-Projekt. Knapp 60.000 Euro Fördermittel stehen den Machern zur Verfügung.
Als erster Anlaufpunkt dient der „Prozessraum“. Dieser ist in einem Container untergebracht, der auf dem Grilloplatz in Schalke steht und mittwochs bis sonntags (14-19 Uhr) besetzt ist. Hier können sich Neugierige informieren und das Gespräch mit den Projektmachern suchen. Von dort aus geht es über die Schalker Straße hinunter zum Schalker Markt. Für alle Ortsfremden dienen aufgemalte Linien auf dem Asphalt als Wegweiser. Diese sind Schalke-typisch im Farbton „Königsblau“ gehalten.
Pariser Künstlerkollektiv „YA+K“ baut eine Stahlkonstruktion für Schalker Markt
Am Schalker Markt angekommen, ist sofort der Schrei der Motorsäge zu hören, die sich funkensprühend in einige am Boden abgelegte Stahlstreben frisst. Das Werkzeug in den Händen hält Yassine Elkherfih. Der 36-Jährige ist Architekt, Stadtplaner und Mitbegründer des französischen Künstlerkollektivs „YA+K“. Gemeinsam mit Kevin (33) und Mtir (22) baut er derzeit eine Stahlkonstruktion. Dieses Gerüst ist nach seiner Fertigstellung multifunktionell, kann je nach Aufbau als Fußballtor, Sitztribüne oder Kiosk genutzt werden. Und auch dieses mobile und nützliche Kunstwerk soll künftig wieder mehr Menschen zum Schalker Markt locken.
„Wir wollen dem Platz seine einstige Relevanz wiedergeben“, formuliert IUC-Mann Milenski ein wichtiges Ziel. Diese hatte er vor allem durch die Inbetriebnahme der Berliner Brücke im Oktober 1964 verloren. Das Bauwerk verläuft quasi direkt über dem Schalker Markt als ein Teil der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung für den Straßenverkehr in der Stadt.
Berliner Brücke hat Schalker Markt viel von dessen einstiger Relevanz gestohlen
Auch besagte Berliner Brücke wird ein Teil des „Transurban“-Projektes: Weil sie von Fußgängern und Radfahrern aufgrund der immensen Verkehrsdichte derzeit nur höchst ungern genutzt wird, wollen die Projektmacher auf eine alte Unterführung hinweisen. Diese liegt auf einem Firmengelände unter der Brücke, ist derzeit aber nicht passierbar und vielen Einheimischen gänzlich unbekannt. Auch dieser Ort soll von drei Künstlerinnen und Künstlerinnen „bearbeitet“ und ins Bewusstsein der Menschen zurückgeholt werden.
Um diesen Effekt in puncto Stadtentwicklung rund um den Schalker Markt erzielen zu können, müssten laut Roman Milenski „als Erstes die Autos vom Platz weg“. Der Mensch müsse sich den städtischen Raum zurückerobern, nicht länger dürften die Autos im Fokus künftiger Stadtplanung stehen. Und wie sieht seine Vision für den Schalker Markt aus, der übrigens offiziell zum Betriebsgelände des benachbarten Thyssenkrupp-Werks gehört? „Hier könnten Sportfelder und ein Boule-Platz entstehen. Gastronomie sollte sich ansiedeln. Wir haben schon viele Gespräche darüber mit Thyssenkrupp geführt“, so Milenski.
Franzosen erzählen ihren Freunden: „Geht hin, entdeckt – und staunt!“
Sehr spannend findet dies alles auch das Künstlerkollektiv „YA+K“ aus Frankreich. „Wir waren im Mai schon einmal hier und haben viel über die glorreiche Vergangenheit dieser Fußball- und Bergbau-Stadt erfahren“, erzählt Yassine, ein großer Fan von Paris Saint-Germain. Er will nun dabei helfen, dass sich der Schalker Markt zum Positiven verändert. Seinen Freunden daheim in Paris hat er schon von seinen Eindrücken aus Gelsenkirchen erzählt. Seine zentrale Botschaft lautete dabei stets: „Geht hin, entdeckt – und staunt!“