Gelsenkirchen. Dem Corona-Lockdown zum Trotz haben einige Gelsenkirchener Gastronomen in der Krise neue Läden eröffnet: Diese GEschichten machen zuversichtlich.
Der Corona-Lockdown hat die Gastronomie in der Gelsenkirchener City und der buerschen Innenstadt hart getroffen. Umsatzeinbrüche, Perspektivlosigkeit, Verzweiflung. Und doch gibt es sie: Die Zuversichtlichen, die gerade jetzt, in der schwersten Zeit, den Neustart wagen. Die zeigen, dass es sich lohnt, auf eine gute Idee zu setzen. Und die zum Teil schon jetzt für ihren Mut belohnt worden sind.
Wer zur Mittagszeit entlang der Ahstraße in der Gelsenkirchener Altstadt schlendert, dem dürfte die Schlange vor einem kleinen Lokal mit Verkaufsfenster auffallen. Im März 2021 hat Bülent Dogan dort seinen Imbiss „GEtoastet“ eröffnet. Neben Toast und Baguette mit Belag nach Wahl gibt es unter anderem Backkartoffeln („Kumpir“) mit verschiedenen Toppings und Soßen.
„GEtoastet“ in der Gelsenkirchener Altstadt: „Wir haben eine Marktlücke gefüllt“
„Meine Erwartungen sind übertroffen worden“, bilanziert Dogan, der gleichzeitig Inhaber des „Nutstop“ am Heinrich-König-Platz ist und sich mit „GEtoastet“ ein zweites Standbein aufgebaut hat. Besonders wertvoll für ihn: „Die Leute, die einmal bei mir gekauft haben, kommen wieder. Manche holen sich hier zwei- bis dreimal pro Woche etwas zu essen.“ Vor allem Kundinnen und Kunden, die in der Nähe arbeiteten, kämen regelmäßig in der Mittagspause vorbei.
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Dogan ist sich sicher: „Wir haben eine Marktlücke gefüllt – mal etwas anderes als Döner, Pommes oder Currywurst.“ In Zukunft möchte er gern ein paar Außentische vor den Laden stellen, der entsprechende Antrag soll bald bei der Stadt eingereicht werden. Auch die Nachfrage nach einem Lieferdienst sei da, verrät Dogan, ergänzt aber lachend: „Dann hätten wir überhaupt keine Pause mehr.“
„Noah’s Place“ am Heinrich-König-Platz eröffnet am 1. Juli
Nur einige Meter weiter, am Heinrich-König-Platz, entsteht gerade das Restaurant „Noah’s Place“. Im Oktober hatten die Betreiber, der Gelsenkirchener Investor Thomas Bernau und sein Geschäftspartner Uwe Suberg angekündigt, nach dem Corona-Lockdown zu eröffnen. Nun gibt es ein Startdatum: Ab 1. Juli soll in den ehemaligen Räumlichkeiten des „Bang Bang Burgers & Beer“ moderne, internationale Küche serviert werden.
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„Der Laden ist soweit fertig und wir sind zuversichtlicher denn je“, sagt Uwe Suberg, der mehrere Betriebe, darunter eine weitere „Noahs Place“-Filiale in Marl, führt. „Die Impfquote ist mittlerweile hoch, ich glaube nicht, dass wir einen weiteren Shutdown erwarten müssen.“ Suberg glaubt, dass sich die City in der Zukunft wandeln wird – mit positiven Effekten für die Gastronomie: „Wir beobachten schon jetzt, dass es immer mehr Gastronomie-Betriebe in den Innenstädten gibt. Dieser Trend wird sich verstärken.“
Im „LON Deli“ gibt es momentan einen Weinkverkauf – Außengastro soll bald öffnen
Auch in Buer tut sich etwas – zum Beispiel bei Christoph „Kiki“ Klug. Der Gastronom betreibt bereits das Restaurant „Domgold“ und die Bar „Lokal ohne Namen“ (LoN). In den Startlöchern steht nun das „LON Deli“, in dem es bald ausgefallene Kleinigkeiten geben soll. „Ich bin immer noch zuversichtlich“, bestätigt Klug. „Wir müssen die Innenstädte vielleicht neu denken, sie werden aber auf jeden Fall relevant bleiben.“ Er werde tatkräftig dabei helfen, die Gegend um St. Urbanus lebendig zu halten.
Wegen des schlechten Wetters hat die Außengastronomie des „LON Deli“ noch nicht eröffnet. Ab der kommenden Woche soll es aber soweit sein. In der Zwischenzeit hat sich Klug etwas anderes überlegt: Er verkauft im LON Deli momentan „GrauBUERgunder“, einen pfälzischen Weißwein mit Lokalmarketing. „Das kommt sehr gut an und dafür bin ich sehr dankbar.“
„Giorgio’s" in Buer will ab kommender Woche die Außenterrasse öffnen
Für den Verkauf von Getränken – unter anderem soll es demnächst noch einen Pistazienlikör geben – hat Klug während des Lockdowns eine weitere Firma gegründet: „Kiezliebe“ ist ein Getränke-Großhandel, der seine Produkte in lokalen Geschäften vertreibt. „All diese Ideen habe ich schon länger gehabt. Im Lockdown hatte ich dann Zeit, mich neu zu strukturieren“, betont Klug die positiven Aspekte der Krise. „So haben wir uns ein Stück pandemiesicherer aufgestellt.“
Positiv in die Zukunft blickt auch Giorgio Copolla, der im Lockdown das Restaurant „Giorgio’s“ an der Lindenstraße in Buer eröffnet hat. „Ab nächster Woche werde ich meine Terrasse öffnen“, kündigt der Gastronom an. Momentan gibt es bei ihm einen Außer-Haus-Verkauf mit Pizza, Pasta und Salaten. Sobald er das Restaurant richtig eröffnen kann, wird er italienische Fleisch- und Fischspezialitäten anbieten.
Gelsenkirchener Gastronom ist zuversichtlich: „Manche holen jeden Tag Essen bei mir.“
Diese Corona-Regeln gelten für die Gastronomie
Bei einer Inzidenz unter 100 dürfen Gastronomen laut NRW-Gesundheitsministerium ihre Außenbereiche öffnen. In Gelsenkirchen ist das seit Pfingstmontag möglich. Gäste müssen ein aktuelles negatives Schnelltestergebnis vorzeigen oder nachweisen, dass sie zweimal geimpft oder genesen sind. Auch die Bedienung muss regelmäßig getestet werden.
Bei einer Inzidenz unter 50 können auch die Innenbereiche von Gastronomie-Betrieben wieder öffnen. Es gelten die gleichen Voraussetzungen für Gäste und Bedienung. Außerdem ist der Betrieb von Mensen und Kantinen bei einem Wert unter 50 wieder zulässig.
„Aktuell geht es einigermaßen. Ich kann meine Kosten decken, mache aber noch keinen Gewinn“, sagt Copolla. Er gehe aber fest davon aus, dass sich das bald ändern werde – sobald er Gäste vor Ort empfangen könne und dann auch am Getränkeverkauf verdiene. Fest steht schon jetzt: „Ich habe einige Stammkunden gewonnen. Manche holen sogar jeden Tag Essen bei mir.“
Im Moment scheinen sich die Hoffnungen der Gastronomen zu bewahrheiten. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt in Gelsenkirchen seit Wochen, seit Tagen liegt sie unter 100. Getestete, Geimpfte und Genesene dürfen schon jetzt wieder in den Außenbereichen der Restaurants sitzen. Und auch die Öffnung der Innenlokale ist bei stetig sinkenden Infektionszahlen nicht mehr allzu weit entfernt. Es sieht so aus, als ob schon bald ein Stück Normalität in die Gelsenkirchener City zurückkehrt.
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