Gelsenkirchen-Buer. Die Verwaltung spricht mit Vermieter und Mieter, um den Kundenmagneten zu halten. SPD kritisiert schlechte Info-Politik, FDP will runden Tisch.

Auch wenn Saturn den Mietvertrag für seinen Elektronik-Fachmarkt an der Marienstraße gekündigt hat, so hofft die Stadt, dass das letzte Wort über ein endgültiges Aus in Buer noch nicht gesprochen ist: Ihre Wirtschaftsförderung hat sich in die Gespräche zwischen Vermieter und Mieter eingeschaltet und setzt darauf, den Kundenmagneten doch noch in Buer halten zu können.

"Wir sind auf die Akteure zugegangen", bestätigte Stadtsprecher Martin Schulmann auf Nachfrage dieser Redaktion. Hintergrund sei, "interessante Einzelhandelsflächen zu erhalten". Schließlich sei Saturn ein Kundenmagnet.

Gelsenkirchener SPD will Immobilie weiterhin für Einzelhandel genutzt sehen

Der Ausgang der Gespräche, die er ausdrücklich nicht als "Vermittlung" verstanden wissen möchte, sei allerdings "völlig offen". Wie berichtet, verhandeln Immobilieneigentümer und das Unternehmen über einen Auszug gegen Ende 2021.

Die SPD begrüßt unterdessen, "dass die Verwaltung zwischen der Thelen-Gruppe als Vermieter und MediaMarktSaturn vermittelt." Es sei jedoch "ein absolutes No-Go, dass die Beschäftigten aus der Zeitung erfahren, dass ihr Arbeitsplatz in Gefahr ist. Da muss sich Saturn in seiner internen Kommunikation hinterfragen“, so Daniel Schliefke, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Buer-Mitte I.

FDP regt runden Tisch für Buers City an

Die Immobilie und auch die Saturn-Filiale seien ein wichtiger Faktor in der buerschen Innenstadt. "Wir hoffen, dass sich alle Beteiligten auch ihrer Verantwortung für den Standort Buer bewusst sind und konstruktiv nach einer Lösung suchen. In jedem Fall wäre es wichtig, dass die Flächen weiterhin für den Einzelhandel genutzt werden.“

"Schockiert" über das drohende Aus von Saturn äußert sich derweil Anne Schürmann, FDP-Verordnete in der Bezirksvertretung Nord. Mit Susanne Cichos, FDP-Oberbürgermeister-Kandidatin, fordert sie eine "städtebauliche Aufbruchstimmung" und regt einen runden Tisch an, an dem Vertreter aus Unternehmen, Vermieter, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing kreative Ideen entwickeln.

Cichos: Attraktiv wäre Mix aus Handel, Gastronomie, Kultur und Sport

„Ziel muss es sein, einen einzigartigen Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, kulturellen und eventuell sogar sportlichen Einrichtungen zu etablieren“, so Cichos. Um Buer wieder attraktiver zu gestalten, könne auch Kultur helfen - von der Außenskulptur, die die City in ein begehbares Museum verwandelt, bis hin zur Kleinbühne“, meint Anne Schürmann.

Vorstellbar ist für die FDP auch ein Multi-Kulti-Künstlerhaus nach dem Vorbild des Essener Unperfekthauses. In einem solchen Haus, das in Gebäuden wie der alten Post, dem ehemaligen Finanzamt oder neben der Schauburg eine neue Heimat finden könnte, sollten sich kreative Start-Ups und Künstler ansiedeln und mit Workshops, Seminaren und Vorträgen Menschen in die Innenstadt locken. Diese solle (wieder) Erlebnischarakter entwickeln.

Indoor-Sportanlage

Natürlich sei es erstrebenswert, einen Publikumsmagneten wie Saturn auch zukünftig in Buer zu halten. Bei einem Scheitern der Verhandlungen müsse man aber frühzeitig über Alternativen diskutieren. Vorstellbar sei etwa, in einer Immobilie wie Saturn mit seiner Passage einen Themenschwerpunkt zu etablieren.

"Nach dem Shop-in-ShopPrinzip könnten zum Beispiel mehrere Sportartikel-Hersteller ihr Sortiment vorstellen und verkaufen. Parallel sollte ein Investor eine Art Indoor-Sportanlage bauen - eine Kletterwand, eine Skater-Bahn, oder/ und einen Tauchpool - der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt."

>> FDP regt Outdoor-Wohnzimmer an

Um Buer attraktiver zu gestalten, hält die FDP auch ein großes Outdoor-Wohnzimmer nach dem Vorbild in St. Gallen für denkbar. Die sogenannte Stadtlounge verwandelt dort eine Einkaufsstraße seit 2005 in eine rund um die Uhr zugängliche Spiel-, Relax- und Business-Oase.

Nötig seien "positive, stadtbildprägende Ensembles und weniger eine verfehlte Architektur wie das blaue Kundencenter am Busbahnhof in Buer“, so Susanne Cichos.