Der Gelsenkirchener Pflegedienst APD hat mit der Top-Pflegeschule ein Kompetenzzentrum aufgebaut. Wie hier Fachkräftemangel entgegengewirkt wird.

Gelsenkirchen. Der Bedarf an Pflegekräften steigt, der Nachwuchsmangel in dem Bereich ist groß. Um dem entgegenzuwirken, hat der private Pflegedienst APD jetzt in Zusammenarbeit mit der staatlich anerkannten Top-Pflegeschule in Gelsenkirchen ein Kompetenzzentrum Pflege eröffnet. Hier werden 75 Pflegefachkräfte im Jahr ausgebildet, zudem gibt es Fort- und Weiterbildungen zu verschiedenen Aspekten und Bereichen der Pflege für APD-Mitarbeiter.

E-Learning dank Top-Technik kein Problem – aber bedauerlich

Mit leichter Verzögerung aufgrund von Corona-Einschränkungen ist das hochmodern ausgestattete Zentrum am Margarethe-Zingler-Platz nun in Betrieb gegangen. Im April startete bereits ein Kurs, allerdings mit E-Learning. Dank auch technisch hochaktueller Ausstattung des Zentrums ist dies zwar kein Problem, aus Sicht von Schuldirektorin Nadja Atherton, Teilnehmern und APD-Geschäftsführer Claudius Hasenau ist der Fernunterricht dennoch bedauerlich.

Die stellvertretende Schulleiterin Khadija Fizazin-Bouziani muss corona-bedingt allein in dem einladend ausgestatteten Kursraum unterrichten; ohne E-Learning geht es derzeit auch bei der Pflege nicht.
Die stellvertretende Schulleiterin Khadija Fizazin-Bouziani muss corona-bedingt allein in dem einladend ausgestatteten Kursraum unterrichten; ohne E-Learning geht es derzeit auch bei der Pflege nicht. © Heinrich Jung | Heinrich Jung

Denn tatsächlich ist die Atmosphäre und Ausstattung in dem großzügigen Gebäude ausgesprochen einladend. Flexible Tische, bequeme Bürostühle in warmen Farben, modernste IT und Ruheinseln mit Designermöbeln in Gemeinschaftsräumen – da ist Distanzlernen umso weniger attraktiv.

Mit falschen Mythen über die Pflege aufräumen

Für Claudius Hasenau ist auch dieser positive Lernrahmen ein wichtiger Aspekt, vor allem geht es ihm aber darum, junge Menschen für die Pflege zu begeistern. „Wir müssen mit ein paar Mythen aufräumen über die Altenpflege. Zum Beispiel dem falschen Mythos, dass in der Pflege schlecht verdient wird. Im ersten Ausbildungsjahr verdient man 1300 Euro, das ist mehr als in den meisten Branchen. Und es gibt auch genug Aufstiegschancen, Spezialisierungen, Akademisierung“, betont Hasenau. Wichtig sei auch, Menschen aus verschiedensten Kulturen für diese Arbeit zu gewinnen, die so viel mehr als waschen und pflegen bedeute. Kultursensible Arbeit, Wertschätzung und ein philosophischer Hintergrund gehörten zur Arbeit, bei der es auch um Begleitung gehe.

Generalistische Ausbildung auch für andere Arbeitgeber

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In der neuen Pflegeschule können allerdings nicht ausschließlich Auszubildende der APD lernen, sondern angehende Pflegefachkräfte verschiedenster Arbeitgeber. In den ersten beiden Ausbildungsjahren gibt es eine umfassende Pflegefachkraft-Ausbildung mit Praktika in allen Bereichen, auch in Kliniken. Im dritten Jahr dann ist eine Spezialisierung für den Bereich Altenpflege möglich – auf Wunsch. Die Top-Pflegeschule übernimmt die generalistische Ausbildung für alle Auszubildenden im Zentrum, die Fort- und Weiterbildung für das eigene Personal führt die APD selbst hier durch. Künftig sollen alle APD-Azubis ihre theoretische Ausbildung hier absolvieren. Bislang lief dies über den Essener Standort der Top-Pflegeschule.

Eine Million Euro investiert in Ausbau

APD zählt 450 Mitarbeiter

Der APD (ambulanter Pflegedienst Gelsenkirchen) zählt mittlerweile 450 Mitarbeiter und rund 900 Klienten. 70 Auszubildende aus verschiedensten Nationen lernen derzeit beim APD.

Neben der ambulanten Pflege betreut der Dienst auch 18 Wohngemeinschaften für Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen.

Sechs hauptamtliche Lehrkräfte plus Honorardozenten übernehmen die theoretische Ausbildung und Qualifizierung, bis zu sechs Kurse mit bis zu jeweils 25 Teilnehmern können parallel in dem 370 Quadratmeter großen Komplex durchgeführt werden. Eine Million Euro hat die APD laut Claudius Hasenau für den Ausbau investiert.

Spezielle Fortbildungen für Alltagsbegleiter in Wohngemeinschaften

Künftig will die APD sich im Zentrum auch spezialisieren auf den Personalbedarf für neue Wohnformen im Alter. Alltagsbegleitung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften soll hier nach einem selbst entwickelten Lehrplan als Weiterbildung angeboten werden. Diese ist auch zugeschnitten auf die Betreuung in Wohngruppen mit durch Demenz beeinträchtigte Menschen, die zu neuen Aufgaben im Bereich der Altenpflege zählt, für die hier spezialisiert werden soll. Dieses Angebot wird gemeinsam mit dem WG-Fachverband „Wohnen in Gemeinschaft“ auf den Weg gebracht.

Freie Plätze in den Kursen ab September und Oktober

Die nächsten Kurse für angehende Pflegefachkräfte beginnen im September und im Oktober. In beiden Kursen gibt es noch freie Plätze. Bewerbungen nimmt die Pflegeschule telefonisch unter 0209 51300860 montags bis freitags sowie per Mail unter bewerbung@topschule.de entgegen.