Gelsenkirchen-Buer. . Die öffentliche Förderung ist ausgelaufen: Das Quartiersprojekt im Schaffrath steht jetzt auf eigenen Beinen.
Manfred Rose hat sich geirrt und er freut sich darüber. „Ich war nicht davon überzeugt, dass wir’s hinkriegen“, erinnert sich der SPD-Stadtverordnete an die Anfänge der Idee, im Schaffrath ein Stadtteilprojekt mit Leben zu füllen. Ein paar regelmäßige Sprechstunden unter dem Dach des Jugendzentrums an der Nottkampstraße: So etwas in dieser Art konnte er sich vor gut vier Jahren als Ausgangslage vorstellen.
Es sollte anders kommen. Das Nachbarschaftsnetzwerk steht auf eigenen Beinen und macht optimistisch weiter, auch wenn die öffentliche Förderung längst ausgelaufen ist.
Beratungsstelle und Bibliothek
Dreh- und Angelpunkt des Projektes ist die „Schaffrather Mitte“ an der Giebelstraße 7, ein ehemaliges Ladenlokal, das seit Sommer 2017 multifunktional genutzt wird: als Beratungsstelle und Bibliothek, als Klön- und Techniktreff, als Seminarraum.
Quartiersprojekte in vier Stadtteilen
Pflege und Ausbau der Nachbarschaft sowie die Erhaltung des selbstständigen Wohnens im vertrauten Umfeld sind die gemeinsamen Ziele der verschiedenen Quartiersprojekte.
Aktuelle Quartiersprojekte gibt es nicht nur im Schaffrath, sondern mittlerweile auch in Bulmke-Hüllen, in Schalke und in Buer-Ost.
Seniorenvertreter und Nachbarschaftsstifter sind dort ebenso zu finden wie der Malkurs, die Schreibwerkstatt, die Schachgruppe und das Café Lebensmut, das Begleitung bei Tod und Trauer anbietet. Und beim Bürgerfrühstück „ist die Bude richtig voll“, so Ingrid Husmann, Mitinitiatorin und Mitglied im Förderverein.
Den Stadtteil im Blick
Was könnte gut sein für Schaffrath? Das ist das Leitmotiv der ehrenamtlichen Quartiersarbeit. Ingrid Husmann zeigt auf den ehemaligen Supermarkt Danilowski. „Als Nachfolge war ein Sozialkaufhaus im Gespräch. Aber die Schaffrather haben sich eine Einkaufsmöglichkeit gewünscht. Deshalb sind wir froh, dass das Ladenlokal weiter genutzt wird, jetzt als Favoritmarkt mit besonderen Angeboten für die polnisch- und russischstämmige Bevölkerung.“
Auch wenn der Schaffrath ein kleiner und überschaubarer Stadtteil ist: Die Arbeit geht dem Projekt so schnell nicht aus. Ingrid Husmann: „Wir müssen die Infrastruktur weiterentwickeln.“ Konkret heißt das: beobachten, was aus der Immobilie wird, wenn die Heilig-Geist-Kirche schließt; immer wieder fragen, wann dort die Pläne für Altenwohnungen umgesetzt werden; sich einsetzen für die Erhaltung des katholischen Kindergartens. Auch die Parkplatzsituation im Stadtteil verlangt nach einer Lösung.
Förderverein mit 112 Mitgliedern
Ein organisatorisches Rückgrat gibt dem Quartiersprojekt den notwendigen Halt. In der Steuerungsgruppe sitzen sämtliche Akteure von den Sozialverbänden Caritas und Awo über Pflegedienste wie APD oder Wohnungsgesellschaften wie Vivawest zusammen. „Nicht zu vergessen der SC Schaffrath, darüber laufen zahlreiche Hinweise und Kontakte“, so Manfred Rose. Der Förderverein mit seinen aktuell 112 Mitgliedern trägt die „Schaffrather Mitte“ in den angemieteten Räumen, die regelmäßigen Quartierskonferenzen setzen aktuelle Themen auf die Tagesordnung.
Trotz der breiten Basis, auf der sich die Ehrenamtlichen bewegen: Langfristig braucht das Projekt hauptamtliche Unterstützung. Ingrid Husmann: „Aber eine Angestellte, die notwendig wäre, um allein die Förderanträge zu formulieren, können wir uns im Moment nicht leisten.“
Beispiel für andere Städte
Umso mehr freuen sich die Schaffrather, dass ihr Engagement außerhalb der Stadtgrenzen wahrgenommen wird und sich auch andere Städte für die modellhafte Quartiersarbeit interessieren. Marita Konietzka, die regelmäßig die Arbeit des Stadtteilladens unterstützt: „Neulich waren Gäste aus dem Erftkreis bei uns und waren ganz begeistert über das Gelsenkirchener Projekt. Endlich einmal nicht ,#401GE’“