Gelsenkirchen. Corona-Ansteckungsgefahr im Job: Wie Gelsenkirchener Arbeitgeber ausreichend Schutz gewährleisten wollen und wie sie mit Schnelltests umgehen.

Die Corona-Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz ist ein Dauerthema. Bereits Anfang März forderten Bund und Länder Arbeitgeber auf, ihren Beschäftigten wöchentlich kostenlose Schnelltests zur Verfügung zu stellen. Vielen geht das aber nicht weit genug – immer wieder werden Forderungen nach verpflichtenden Tests in Betrieben laut. Wir haben nachgefragt, wie Gelsenkirchener Arbeitgeber ihre Mitarbeiter schützen und ob es bei ihnen Test-Kits gibt.

Bei Gelsenwasser stehen den Mitarbeitern bereits seit drei Wochen an allen Standorten Selbsttests zur Verfügung. „Die Beschäftigten können einmal pro Woche einen Test machen. Wenn zum Beispiel ein Kundenkontakt unmittelbar bevorsteht, geht das auch öfter“, erklärt Sprecherin Heidrun Becker. „Das wird von den Mitarbeitern gut angenommen.“ Davon abgesehen befinde sich 80 Prozent der Verwaltung im Homeoffice, in Büros darf nur noch eine Person sitzen.

ELE: Mitarbeiter bekommen einmal wöchentlich einen Selbsttest

Ähnlich handhabt es die Emscher-Lippe-Energie (ELE). Hier stehen Mitarbeitern seit der vergangenen Woche wöchentlich Selbsttests zur Verfügung. „Wir haben eine große Zahl von Beschäftigten, die einmal wöchentlich ins Büro kommen. Vor dem Gang zur Arbeit machen sie dann den Test“, sagt Sprecher Peter Efing. Die Testbereitschaft unter den Mitarbeitern sei groß. Angesichts der Gefahr von Lieferschwierigkeiten habe man gleich versucht, die Tests auf drei verschiedenen Wegen zu beschaffen – einer davon habe zu einer zuverlässigen Lieferung geführt.

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Zwei Tests pro Woche erhalten die Mitarbeiter des Autozulieferers ZF, die nicht von zu Hause aus arbeiten. „Anfang April haben wir die Tests bekommen“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Ugur Coskun. Bei den Beschäftigten sei das gut angekommen, sie seien für das Thema sensibilisiert. Rückblickend hätte das von Unternehmen und Betriebsrat gemeinsam erstellte Hygienekonzept von Anfang an gut funktioniert: „Bei uns hat sich kein einziger angesteckt.“

Gewerkschafter: Industriebetriebe haben gute Hygienekonzepte

Rolf Goller, Geschäftsführer der Gelsenkirchener IG Metall, bescheinigt den Gelsenkirchener Industriebetrieben insgesamt einen guten Corona-Schutz. „Die Betriebe haben natürlich selbst ein großes Interesse daran, dass alles weiterhin funktioniert und sie nicht zu Corona-Hotspots werden“, sagt er. So seien etwa schon von Beginn an Schichten entzerrt und Masken zur Verfügung gestellt worden.

„Einige Industrieunternehmen bieten auch schon Schnelltests an“, weiß der Gewerkschafter, gibt aber zu bedenken: „Vor allem für die kleinen Betriebe ist es schwer, an ausreichend Tests zu kommen.“ Er gehe davon aus, dass es mit dem Testen erst in der kommenden Woche so richtig losgehen werde und dann weitreichende Testmöglichkeiten zur Verfügung stünden.

Schnelltests für Mitarbeiter der Stadt Gelsenkirchen sind gerade erst eingetroffen

Aus Handwerksbetrieben habe es dagegen vereinzelte Meldungen gegeben, nach denen der Infektionsschutz seitens des Arbeitgebers nicht genügend gewährleistet werde. „Da ging es zum Beispiel darum, dass die Mitarbeiter alle in einem Auto zur Baustelle fahren sollten“, so Goller. Bernd Dreisbach, Geschäftsführer des Verdi-Bezirkes Mittleres Ruhrgebiet, bestätigt dagegen für seine Gewerkschaft, dass es bezüglich der Arbeitssicherheit in Corona-Zeiten keine vermehrten Anfragen gegeben habe.

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Die Schnelltests für die Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Gelsenkirchen sind gerade erst eingetroffen. „Sie wurden geordert und geliefert. Demnächst können sich unsere Beschäftigten dann einmal pro Woche testen lassen“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. Früher seien Tests für rund 6000 Mitarbeiter nicht zu beschaffen gewesen. In der Verwaltung arbeiten alle Mitarbeiter, die es können und wollen, von zu Hause aus, die Büros sind nur mit maximal einer Person besetzt. Masken bringe allerdings jeder Beschäftigte für sich mit, so Schulmann.

„Erhebliche Lieferschwierigkeiten“ bei den Test-Kits für die Gelsendienste

Ein kostenloser Schnelltest pro Woche

Jedem Bürger der Stadt Gelsenkirchen steht wöchentlich ein kostenloser Corona-Schnelltest zur Verfügung – mit Vorlage eines gültigen Lichtbildausweises bei den bei der Stadt Gelsenkirchen registrierten Teststellen.

Ein laufend aktualisierte Übersicht der lokalen Teststellen gibt es unter www.gelsenkirchen.de/de/soziales/gesundheit/coronavirus/schnelltests.

Auch zwei mobile Teststellen gibt es: Die Betreiber sind Ecolog, (0211 688750) und Medican (02327 9479)

Die Mitarbeiter der Gelsendienste erhalten voraussichtlich erst ab der nächsten Woche Selbsttests von ihrem Arbeitgeber. Es habe „erhebliche Lieferschwierigkeiten“, gegeben, berichtete Sprecher Tobias Heyne, insbesondere bei den benötigten einzeln verpackten Test-Kits. Die Lieferung werde nun für Donnerstag (8. April) erwartet. Bald können sich die in Präsenz beschäftigten Mitarbeiter dann einmal wöchentlich selbst testen.

ImHandwerksbetrieb Droste Werkstätten wird es dagegen zunächst keine Tests für die rund 40 Mitarbeiter geben. „Wir als kleiner Betrieb können das im Moment nicht leisten“, sagt Chef Lars Droste. Die Beschäftigten seien mit FFP2-Masken ausgestattet, in der großen Werkshalle sei es aber auch kein Problem, genügend Abstand zu halten. „Außerdem gibt es in der Nähe unseres Betriebes ein Testzentrum. Da ist es unkomplizierter für unsere Mitarbeiter, sich dort testen zu lassen“, so Droste.