Gelsenkirchen. Die Droste Werkstätten in Schalke sind mit ihren Messebauten international gefragt. Für Sandy Socha zählt bei ihrer Ausbildung die handwerkliche Basis.
Ein „Möbelstück für meinen Schatz“ kreiert Sandy Socha derzeit. Es ist eine Berufsschulaufgabe für das zweite Ausbildungsjahr – und vereint all das, was die 20-Jährige an ihrem künftigen Beruf schätzt: Kreativität bei der Planung, handwerkliches Geschick und Genauigkeit bei der Umsetzung. Und am Ende ein Produkt, das man begreifen, anfassen, vorzeigen, nutzen kann.
Eine kreisrunde Schatulle hat Socha entworfen, mit verschiebbarem Deckel. Die Punkte fressende Spielfigur Pac Man stand dabei optisch Pate. Noch existiert die Arbeit nur als millimetergenauer Entwurf auf Papier. An die Umsetzung des besonderen Pucks samt perspektivischer Zeichnung und detailliertem Arbeitsplan geht es in Kürze,
„Ich wusste, ich wollte ins Handwerk. Ich will sehen können, was ich gemacht habe. Und bei Tischler, das ist klar, da steht am Ende des Prozesses was. Und man kann so unendlich viel machen. Mit Möbelwerkstoffen, mit Farben, mit Formen“, sagt Socha.
Fast 40 Mitarbeiter
In der Berufsvorbereitung und für 15 Wochen im Praktikum war die zierliche junge Frau („ich bin nur 1,50 Meter groß“) im Betrieb. „Danach war ich mir sicher: Das ist was für mich.“ Ihr Ausbildungsbetrieb – das sind die Droste Werkstätten. In der Branche ist Droste einer der größeren und lokal einer der wenigen großen Betriebe.
Fast 40 Mitarbeiter werken für die Schalker Firma mit der langen Tradition. 1879 wurde Droste gegründet. Lars Droste, Dipl. Ingenieur für Holztechnik, ist mittlerweile Junior-Chef in fünfter Generation. Sein Vater Georg ist noch mit im Betrieb, der klassische Tischlerei, wertigen Möbel- und Innenausbau, vor allem aber Laden- und Messebau als handwerkliche Geschäftsfelder beackert.
Messestände in der ganzen Welt
„Wir haben immer wieder Mädchen als Bewerber. In den letzten Jahren haben wir zwei weibliche Azubis eingestellt“, sagt Lars Droste. Vermeintliche Defizite, stellt er fest, gleichen Frauen im Handwerksalltag nicht selten aus. „Sie sind oft kreativer, genauer und ausdauernder.“ Körperlich an ihre Grenzen gestoßen ist Sandy Socha hier bislang selten. Höchstens, wenn es mal schwere Bauteile zu tragen gilt, wird der Job kniffelig. In der Regel hilft sonst Technik. Oder Erfahrung.
In eher unscheinbarer Randlage an der Straße Auf’m Wasserkamp 1 hat das Unternehmen seinen Sitz mit den Produktions-Werkstätten, mit Lackier-Abteilung und ansehnlichem Maschinenpark, mit der Planungsabteilung. Räumlich ist Droste längst an die Grenzen gestoßen. Wer auf den Hof fährt, erwartet nicht unbedingt Handwerker mit weltweiten Ambitionen. Doch Droste, der Familienbetrieb, ist international aufgestellt. Mitarbeiter jetten allein in diesem Jahr von Paris über Shanghai nach Denver, Singapur und Dubai, um beispielsweise einer Lufthansa-Tochter den rechten Markenauftritt zu verpassen. „Wir haben für Lufthansa-Technik einen Messetand entworfen und auch gebaut. Er ist so konzipiert, dass er über sechs Jahre pro Jahr vier Messen aushält. Der Stand ist unser Eigentum, den vermieten wir, unser Leute machen den Auf- und Abbau“, sagt Droste.
Die Ansprüche an Qualität und Optik sind hoch. „Um German Engineering“ den passenden Rahmen zu geben, „muss man im Messebau eine ganz andere Messlatte anlegen“, weiß der 38-Jährige. Die Idee hat sich für Droste zur profitablen Wachstumssparte entwickelt. Aktuell sind sechs Seecontainer mit Droste-Fracht unterwegs. „Jedes Jahr fliegen auch Lehrlinge mit, ab dem dritten Ausbildungsjahr“, sagt Droste. Sandy Socha muss also noch etwas warten.
2016 hat der Betrieb noch zwei Ausbildungsplätze zu besetzen
Einzelmöbel für Showrooms, Empfangsbereiche für Krankenhäuser, Ladenausstattung für feinste Mode-Label oder eben auch Messestände für den internationalen Auftritt werden bei Droste gebaut. Entsprechend hoch ist das Anforderungsprofil an die Mitarbeiter. „Wir brauchen Leute, die über dem Durchschnitt sind. ,Er hat sich stets bemüht’, das können wir nicht gebrauchen“, sagt Lars Droste. 2016 hat der Betrieb noch zwei Ausbildungsplätze zu besetzen. „Grundsätzlich setzen wir ein Praktikum voraus“, sagt der 38-Jährige. „Das ist der Schlüssel, der alles öffnet. Dabei geht es in erster Linie darum, dass der Bewerber sieht, ob ihm der Beruf liegt.“
Die Übernahmequote bei Droste liegt bei über 80 Prozent. Die Qualität der Bewerber, stellt auch Lars Droste fest, habe in den letzten Jahren etwas abgenommen. „Aber grundsätzlich können wir uns nicht beklagen. Betriebe auf dem Land haben es deutlich schwerer. Die müssen um Nachwuchs echt kämpfen.“