Gelsenkirchen. Shoppen ist in Gelsenkirchen mit Termin und negativem Corona-Test weiterhin möglich. Trotzdem sind die meisten Geschäfte leer. Woran das liegt.
Dienstagmittag, 24 Grad, die Sonne strahlt. Eigentlich beste Bedingungen für einen Einkaufsbummel in der Innenstadt. Seit Freitag steht fest, dass der Einzelhandel in Gelsenkirchen – trotz eigentlich für Kommunen mit einer Inzidenz über 100 vorgesehener „Notbremse“ – weiterhin öffnen darf. Unter der Bedingung, dass Kunden einen Termin vereinbaren und einen tagesaktuellen negativen Corona-Schnelltest vorlegen.
Doch wenn man an diesem Dienstagnachmittag durch die Scheiben der Läden auf der Bahnhofstraße schaut, dann sieht man kaum einen einzigen Kunden. Lange Schlangen vor den Geschäften? Fehlanzeige. „Click and Meet“ unter erschwerten Bedingungen, das scheint in der Gelsenkirchener City nicht zu funktionieren – auch wenn einige Menschen in der Stadt unterwegs sind. „Die Leute sind da, aber sie haben keine Einkaufstüten in der Hand“, sagt Cornelia Schwarze, Verkäuferin im Modehaus Schmitz.
Gelsenkirchener Verkäuferin vermutet: „Den Leuten ist das wohl zu umständlich“
„Auch bei uns ist es sehr ruhig“, bestätigt Schwarze. Dabei kämen seit Montag durchaus Kunden, die sich erkundigten, was denn der aktuelle Stand bei den Corona-Regeln sei. „Ich erkläre ihnen dann, dass sie einen Test brauchen und dann wiederkommen können. Aber sie kommen nicht wieder“, berichtet die Verkäuferin. „Das ist wirklich komisch, vor allem kurz vor Ostern.“ Vor allem angesichts der Tatsache, dass „Click and Meet“ im Modehaus Schmitz ohne Schnelltest sehr gut gelaufen sei, vermutet sie: „Den Leuten ist das wohl zu umständlich.“
Ein paar Meter weiter vor den Türen einer großen Modekette. Eine Gruppe von Jugendlichen möchte den Laden betreten. „Habt ihr einen Termin und ein negatives Testergebnis?“, fragt die Verkäuferin. Irritation, Schulterzucken. Die jungen Leute haben keins von beidem. So ziehen sie verwirrt wieder ab. „Die meisten wissen noch gar nicht, dass sie einen Test und einen Termin brauchen“, sagt die Verkäuferin. Das bestätigt eine Kollegin in einem anderen Geschäft: „80 Prozent der Kunden haben das noch gar nicht mitbekommen.“
Einige wissen gar nicht, dass sie ein negatives Corona-Testergebnis brauchen
So geht es auch Ludmilla Miller. Sie hat schon am Samstag einen Termin für den Einkauf bei H&M gebucht. Auf der Seite des Unternehmens sei nicht ersichtlich gewesen, dass sie vor Ort ein negatives Testergebnis brauche, sagt sie. Also geht sie wieder. Denn der ihr einmal pro Woche kostenlos zustehende Schnelltest ist schon anderweitig verplant: „Ich möchte am Samstag mit meinem Sohn in den Zoo, das ist mir definitiv wichtiger.“
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Eine andere Frau steht gerade vor einer Apotheke an, die Schnelltests durchführt – der einzige Ort in der Innenstadt, wo sich tatsächlich Schlangen bilden. „Ich habe online nicht gesehen, dass man einen negativen Test braucht“, berichtet auch sie. „Jetzt mache ich einen, weil ich etwas Wichtiges kaufen muss. Öfter nutzen werde ich das Angebot aber nicht, das ist mir zu aufwendig.“
Gelsenkirchener Buchhandlung kehrt zu „Click and Collect“ zurück
Einige Läden – darunter sowohl kleine, inhabergeführte, als auch große Ketten wie Primark oder Footlocker – haben gar nicht geöffnet. Zwar kleben an den Schaufenstern Zetteln mit Aufschriften wie „Wir sind weiterhin mit vorheriger Terminbuchung für sie da“, doch hinter den Scheiben brennt kein Licht. Wieder andere, wie die Buchhandlung Kottmann, sind wieder zu „Click and Collect“, also dem Modell „vorbestellen und abholen“, zurückgekehrt.
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Die neuen Regeln für Einzelhandel und Co.
Seit dieser Woche greift in Kommunen mit einer Inzidenz über 100 eigentlich eine „Notbremse“. Heißt: Lockerungen, die seit dem 8. März gelten, werden wieder zurückgenommen.
Die Stadt Gelsenkirchen hat sich aber dafür entschieden, Einzelhandel, Museen, Zoo und Bibliotheken geöffnet zu lassen. Besucher müssen nun vor Ort einen aktuellen, negativen Corona-Test vorzeigen. Diese Möglichkeit räumt das Land NRW ein.
Der Schnelltest muss in einem offiziellen Testzentrum vorgenommen worden sein. Selbsttests reichen nicht.
„Am Freitag haben wir die Info bekommen, dass es ab Montag wieder los geht, und haben der Stadt viele Fragen gestellt, die sie uns nicht beantworten konnte. So kann sich kein Einzelhändler vernünftig auf die Situation vorbereiten“, bemängelt Filialleiterin Christina Njehu. Bei den Kunden erlebe sie zunehmende Frustration: „Vielen fehlt mittlerweile das Verständnis, sie reagieren gereizt.“ Außerdem, vielleicht in Gelsenkirchen ein besonders großes Problem: „Einige Leute haben einfach wenig Geld. Die machen sich jetzt schon Sorgen, wie sie es sich leisten sollen, mehrmals pro Woche einen Schnelltest vorzulegen.“
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