Gelsenkirchen. Gelsenkirchens FDP fordert innovative Lösungen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Was die Stadt zum „Tübinger Modell“ und der Luca-App sagt.
Armin Laschet hat ein neues Motto bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie ausgegeben und es kommt aus dem Württembergischen: „Wir brauchen Tübingen überall.“ Die hiesige FDP-Ratsfraktion sieht das ähnlich: Auch Gelsenkirchen benötige Tübingen.
Beide meinen Öffnungsstrategien wie das sogenannte „Tübinger Modell“. Seit dem 16. März erprobt die süddeutsche Stadt ein Konzept, bei dem ein tagesaktueller und negativer Corona-Schnelltest als Art Eintrittsticket für Läden, Friseursalons, Kinos, Kulturbetriebe und Außengastronomie gilt.
Dieses Modell möchte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Laschet, wie er am Mittwoch bekanntgab, in etwa einem halben Dutzend NRW-Kommunen testen lassen. Zahlreiche Städte, darunter Essen, haben sich als Modellkommunen beworben. Gelsenkirchen tat dies bislang nicht – zum Bedauern der FDP.
Was woanders möglich sei, sollte auch in Gelsenkirchen funktionieren, findet Susanne Cichos, die Fraktionsvorsitzende der Gelsenkirchener FDP. Die Stadt müsse „moderne und innovative Wege gehen“, um aus dem „Dauerlockdown“ heraus zu kommen, sagt sie.
Corona-Maßnahmen: FDP wünscht sich „eine Perspektive“
„Man muss den Menschen eine Perspektive aufzeigen. Das Modell hilft Branchen, die stark von den Beschränkungen betroffen sind“, erklärt Cichos. Das Infektionsrisiko ließe sich durch das großflächige Testen zusammen mit den Abstands- und Hygieneregeln in Grenzen halten.
Die tagesaktuellen Schnelltests könnten in leerstehenden Ladenlokalen in Alt-Gelsenkirchen sowie Buer angeboten werden, so der Vorschlag der FDP. Diese Ladenlokale wären quasi die Ticketcenter für Kino, Kultur und Co., um im Bild zu bleiben.
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Freiwillige aus dem medizinischen Bereich könnten bei der Durchführung helfen, erfahrene „Tester“ andere anleiten, sagt Cichos und fügt an: „Wir können nicht so weitermachen wie bisher.“ Der Lockdown habe zur Folge, dass die Menschen erschöpft seien. Eine Anfrage zum „Tübinger Modell“ hatte die FDP deshalb am Donnerstag in der Ratssitzung eingebracht.
Wie Markus Schwardtmann, Leiter des Referats Öffentlichkeit, auf Nachfrage der WAZ mitteilt, ist das Öffnungskonzept ein Thema in der Stadt. „Wir werden am Montag weiter dazu Stellung nehmen“, berichtet er.
Gelsenkirchen: So steht es um einen Einsatz der Luca-App
Etwas länger ist es her, dass die FDP im Stadtrat einen Dringlichkeitsantrag zur Luca-App vorlegte. Anfang April warf sie einen Einsatz der Software in den Ring. Sie kann die Kontaktnachverfolgung erleichtern und wird in vielen Kommunen bereits eingesetzt. In NRW baut beispielsweise Münster auf die App.
So funktioniert die Luca-App
Die Luca-App kann die Kontaktnachverfolgung vereinfachen, beispielsweise in Restaurants. Besucher müssten ihre persönlichen Daten nicht auf einen Zettel schreiben, sondern könnten den Besuch mit Hilfe eines QR-Codes bei der App dokumentieren. Beim Verlassen der Stätte werden sie automatisch ausgeloggt.
Die Software ist kostenlos. Nutzer müssen ihre Daten angeben, diese werden anschließend anonym und verschlüsselt gespeichert. Sie können nicht eingesehen werden von Betreibern und Veranstaltern. Ausschließlich das Gesundheitsamt kann um die Freigabe der Daten bitte, falls ein Infektionsfall auftreten sollte. So können beispielsweise Superspreading-Events schnell erfasst werden.
In Gelsenkirchen dürfte es allerdings nicht zu einer schnellen Zulassung kommen. Die App sei zwar „sehr interessant“, so Schwardtmann. Allerdings hält die Stadt einen Einsatz als Ruhrgebietskommune Stand jetzt nicht für wirklich sinnvoll. Es entstünde eine Art Flickenteppich, wenn lediglich Gelsenkirchen Luca zulasse, Nachbargemeinden dies aber nicht täten. Die Stadt strebt aus diesem Grund eine gemeinsame und einheitliche Lösung für NRW über den Städtetag an, erklärt Schwardtmann.
FDP: Modellprojekt und App-Einsatz wären eine Chance für die Stadt
Dabei würde ein Zusammenspiel zwischen der Bewerbung zur Modellkommune sowie dem Einsatz der App einige Vorteile bieten, denkt Susanne Cichos von der FDP. Gelsenkirchen könne durch beides eine Art Vorreiterrolle einnehmen. „Andere Städte machen es Gelsenkirchen immer vor. Warum sollten sie es nicht einmal uns nachmachen?“