Gelsenkirchen-Beckhausen. Bernd Steinrötter aus Liebfrauen in Gelsenkirchen-Beckhausen kritisiert Nein aus Rom scharf. Er will sich der Erklärung widersetzen.
Haustiere erhalten ihn, Feuerwehrautos und Motorräder. Homosexuelle Paare aber müssen laut einer aktuellen Erklärung der römischen Glaubenskongregation auf den Segen der katholischen Kirche verzichten. Damit hat der Vatikan nicht nur Betroffene enttäuscht und fassungslos gemacht, sondern auch Geistliche vor Ort. Einer, der das auch öffentlich genau so sagt, ist Pastor Bernd Steinrötter von der Liebfrauen-Gemeinde in Beckhausen.
Dass Verbindungen gleichgeschlechtlicher Paare nicht dem göttlichen Willen entsprächen und infolgedessen nicht gesegnet werden könnten; dass es „nicht erlaubt“ sei, „Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen“: Diese Position ärgert den 56-Jährigen maßlos.
Steinrötter: „Priester sind keine Richter, sondern Mittler und Botschafter Gottes“
„Wir können uns doch nicht anmaßen, über Menschen und deren Liebe auf der Basis ihrer sexuellen Orientierung zu urteilen! Priester sind keine Richter, sondern Mittler und Botschafter Gottes“, betont er im Gespräch mit der Redaktion. Nicht die Geistlichen beziehungsweise die Kirche spendeten den Segen, sondern Gott allein. „Und wer um den Segen Gottes bittet, der sollte ihn auch bekommen.“
Steinrötter erinnert an die Bedeutung des lateinischen Wortes „benedicere“: „Es meint, dass wir ,Gutes zusagen’, jemand unter Gottes Schutz gestellt wird und Gott ihn – oder eben ein Paar – ein Leben lang begleiten möge. Das können wir gleichgeschlechtlichen Menschen doch nicht ernsthaft verwehren!“
Pastor unterstützt Petition von Hochschulseelsorgern gegen „veraltete Sexualmoral“
Der Beckhausener Priester hat selbst bereits mehrfach homosexuelle Paare gesegnet. „Und das will ich auch weiterhin tun“, sagt er. Ihm ist klar, dass er damit nicht auf Linie der offiziellen Amtskirche handelt und sich womöglich auch gegenüber dem Bischof rechtfertigen muss. „Aber ich bin überzeugt, dass es an der Zeit ist, hier an der pastoralen Basis nicht alles widerspruchslos hinzunehmen.“
Daher wird Steinrötter auch eine geplante Petition der Katholischen Hochschulseelsorger unterschreiben, die die Erklärung der Glaubenskongregation scharf verurteilt als Ausdruck einer „ausgrenzenden und veralteten Sexualmoral“, die „auf dem Rücken von Minderheiten ausgetragen wird und unsere Arbeit in der Seelsorge untergräbt“.
Die Petition richtet sich an Hauptamtliche, die bereits homosexuelle Paare gesegnet haben und dies auch künftig so fortsetzen wollen. Sie soll anschließend an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, den Limburger Bischof Georg Bätzing, und die Medien geschickt werden.
Der Pastor weiß sich letztlich nicht allein: „Viele Geistliche und andere Hauptamtliche regen sich über diese Erklärung aus Rom auf. Wir müssen aber auch zu unserer Meinung stehen und klare Kante zeigen. Dass eine Segnung eine andere Qualität als das katholische Sakrament der Ehe hat, ist doch völlig unstrittig.“