Gelsenkirchen. Sie ragen hoch in den Himmel und haben so manche Besonderheit: Die schönsten Bilder, Zahlen und Fakten zu Gelsenkirchens höchsten Gebäuden.

Sie prägen die Gelsenkirchener Skyline, ragen hoch über den Dächern der Stadt empor – doch welche Bauwerke sind eigentlich die höchsten in Gelsenkirchen? Die Stadt hat das auf Anfrage der WAZ anhand eines 3D-Modelles ermittelt, das bislang nur der Verwaltung intern zur Verfügung steht.

Dieses Modell setzt sich im Wesentlichen aus einem Geländemodell und darauf aufgesetzten Gebäudemodellen zusammen. Die Höhe der Gebäude hat die Stadt aus der niedrigsten Geländehöhe des Gebäudes und dem höchsten Dachpunkt ermittelt.

Kraftwerk Scholven

Von der Mottbruchhalde in Gladbeck hat man einen guten Blick auf das Kraftwerk Scholven. Die drei hohen Schornsteine ragen weit in den Himmel.
Von der Mottbruchhalde in Gladbeck hat man einen guten Blick auf das Kraftwerk Scholven. Die drei hohen Schornsteine ragen weit in den Himmel. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die zehn höchsten Bauwerke der Stadt fallen allesamt auf das Gebiet des Kraftwerks Scholven und des BP-Standorts in Scholven. Hier Spitzenreiter: Die drei langen Schornsteine des Kraftwerks Scholven. Sie liegen knapp unter der 300-Meter-Marke.

Das heute vom Düsseldorfer Energieriesen Uniper betriebene Kraftwerk ist schon seit über 100 Jahren ein wichtiger Industriestandort. Ab 1908 produzierte es zunächst Strom für die Zeche Scholven, im Laufe der Jahre kamen immer mehr industrielle Abnehmer dazu. Noch heute versorgt das Kraftwerk gemeinsam mit seinen Nebenbetrieben in Gladbeck-Zweckel, Marl, Recklinghausen und Westerholt die Region mit Strom, Fernwärme und Prozessdampf.

Die drei Blöcke B (Baujahr 1968) , C (Baujahr 1969) und FWK (Baujahr 1985) erzeugen insgesamt 762 MW (netto) Strom, die Blöcke D, E und F wurden am Jahresende 2014 stillgelegt. Im Rahmen des Ausstiegs aus der Kohleverstromung in Deutschland plant Uniper, die Steinkohleblöcke in Scholven bis spätestens Ende 2022 stillzulegen.

Nordsternturm

Auf dem Nordsternturm in Gelsenkirchen-Horst thront der monumentale Herkules von Gelsenkirchen.
Auf dem Nordsternturm in Gelsenkirchen-Horst thront der monumentale Herkules von Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das höchste nicht zur Schwerindustrie gehörende Gebäude ist nach Daten der Stadt der Nordsternturm in Horst. Rechnet man die aufgesetzte Herkules-Statue nicht mit ein, ist er 85 Meter hoch, mit ihr beträgt die Höhe 102 Meter. Der Turm ist Anfang der 1950er Jahre von dem Industriearchitekten Fritz Schupp entworfen worden und befindet sich im Herzen der ehemaligen Zeche Nordstern um die Schächte 1 und 2.

Heute beherbergt das denkmalgeschützte Gebäude in seinen Bestandsetagen noch immer Fördertechnik aus Zeiten der Steinkohlengewinnung. In den Etagen 11 bis 5 des Turms befindet sich das Nordstern-Museum, in dem Besucher historische Dokumente und künstlerische Arbeiten bestaunen können.

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In den Jahren 2009 und 2010 ist der Nordsternturm um vier gläserne Etagen aufgestockt worden, in denen nun die Hauptverwaltung des Wohnungsunternehmens Vivawest sitzt. Auf der oberste Ebene (18) befindet sich eine Aussichtsterrasse, von der aus Besucher zu Füßen des von dem bekannten Bildhauer Markus Lüpertz gestalteten Herkules einen Blick über die ganze Stadt haben.

St.-Hippolytus-Kirche

Der höchste Kirchturm Gelsenkirchens gehört zur St.-Hippolytus-Kirche in Horst.
Der höchste Kirchturm Gelsenkirchens gehört zur St.-Hippolytus-Kirche in Horst. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

78 Meter hoch ragen die Türme der St.-Hippolytus-Kirche in den Himmel hinauf. Damit ist das katholische Gotteshaus in Horst laut Angaben der Stadt das zweithöchste Gebäude in Gelsenkirchen, das nicht zur Schwerindustrie gehört. Mit den Vorarbeiten an der Kirche wurde bereits im Jahr 1896 begonnen. Der Grundstein, der ein Jahr spät gelegt wurde, ist noch heute an den Außenmauern des Chors der Kirche zu sehen.

Architekt der St.-Hippolytus-Kirche war Bernhard Hertel, der spätere Dombaumeister von Köln. Wie man unter anderem an den Spitzbögen der Fenster erkennt, ist die Kirche im neugotischen Stil erbaut. Nach verheerenden Luftangriffen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges begann man 1946 mit der Wiederherstellung des Gotteshauses, das schließlich 1948 – wenn auch etwas bescheidener als vor dem Krieg – in neuem Glanz erstrahlte.

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In den Siebziger Jahren beschloss der Kirchenvorstand zahlreiche Sanierungsmaßnahmen des Turmes, des Daches und der Außenmauern. Nach zusätzlichen umfangreichen Veränderungen im Innern des Gebäudes wurde die Kirche im Dezember 1984 feierlich eingeweiht. Heute beherbergt die St. Hippolytus Kirche unter anderem eine Gedächtniskapelle für die Verstorbenen beider Weltkriege und zahlreiche religiöse Kunstwerke. Der Altarbereich ist 1985 von dem Mülheimer Künstler und Bildhauer Ernst Rasche gestaltet worden.

Altstadtkirche

Luftbild der evangelischen Altstadtkirche, links, und der katholischen St. Augustinus-Kirche am 18.08.2018 in der Innenstadt von Gelsenkirchen. Foto: Olaf Ziegler / FUNKE Foto Services GmbH
Luftbild der evangelischen Altstadtkirche, links, und der katholischen St. Augustinus-Kirche am 18.08.2018 in der Innenstadt von Gelsenkirchen. Foto: Olaf Ziegler / FUNKE Foto Services GmbH © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Mit 73 Metern ist der Turm der Altstadtkirche laut Stadt nur etwas niedriger als der der St.-Hippolytus-Kirche. Urkundlich erwähnt wird der Bau einer Kirche an ihrem heutigen Standort schon vor 1150. 1884 wurde das Gotteshaus in neugotischem Stil neu gebaut. Auch die Altstadtkirche wurde bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört und musste wiederaufgebaut werden.

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Die Kirche, wie man sie heute kennt, hat der Architekt Denis Boniver konstruiert. 1956 wurde sie eingeweiht. Der Kirchturm steht immer noch an derselben Stelle wie 1884, in seinem Innern finden sich noch Überreste des zerbombten Turmes. Heute finden etwa 1100 Menschen mit freier Sicht auf den Altar und die Kanzel in der Kirche Platz. Mit der Glocke „Dicker Georg“ aus dem Jahr 1520 beherbergt die Altstadtkirche das vielleicht älteste kirchliche Renaissance-Relikt der Stadt.

Für ein in den 1950er-Jahren entstandenes Bauwerk nicht unbedingt typisch: Die Altstadtkirche steht unter Denkmalschutz. Grund sind ihre freitragenden Emporen.