Gelsenkirchen. Die katholische Bischofskonferenz hat jetzt eine Generalsekretärin: Das sagen Gelsenkirchener Pfarrer zum Thema Frauen in der Kirche.
„Hurra, es ist ein Mädchen“, möchte man fast schon etwas flapsig sagen – dabei ist Beate Gilles natürlich kein Mädchen, sondern eine gestandene Frau. Am Dienstag wählten die Mitglieder der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sie zu ihrer neuen Generalsekretärin, Beate Gilles ist die erste Frau in diesem Amt. Bei Gelsenkirchens katholischen Pfarrern löste diese Nachricht Freude aus.
„Dieser Schritt war längst überfällig“, sagt Propst Markus Pottbäcker. Er leitet die Gemeinden St. Urbanus in Buer und St. Augustinus im Gelsenkirchener Süden. „Ich habe ehrlich gesagt nie verstanden, warum das Amt unbedingt von einem Mann, geschweige denn einem Priester, bekleidet werden muss“, so Pottbäcker. „Schließlich gehört es ja nicht zu den den Aufgaben einer Generalsekretärin oder eines Generalsekretärs, den Bischöfen die Beichte abzunehmen.“
Diese Gelsenkirchener Gemeinden werden von Frauen geleitet
Generell beklagte er ein Festhalten der katholischen Kirche an Traditionen, die in seien Augen längst überholt seien. „Früher war es beispielsweise selbstverständlich, dass der Sekretär eines Bischofs ein Priester war“, sagt der Propst, „ich habe mich immer gefragt, warum das so sein muss.“ Im Bistum Essen sei das zum Glück schon seit dem Amtsantritt von Bischof Felix Genn im Jahr 2003 nicht mehr der Fall. Dabei spiele die Frage des Geschlechts bei der Besetzung einer Position für ihn keine große Rolle. „Viel wichtiger ist doch, ob jemand Leidenschaft für den Beruf entwickelt“, sagt Pottbäcker.
In seiner Pfarrei gehöre es längst zum Alltag, dass Frauen auch in leitender Funktion tätig sind. „Die Gemeinde Heilige Familie in Bulmke-Hüllen etwa wird von der Gemeindereferentin Martina Melles geleitet“, zählt Pottbäcker auf. In der Gemeinde Herz Jesu in Resse ist Louisa Theisen Gemeindereferentin, Dragica Vidovic kümmert sich in St. Augustinus unter anderem um die kroatische Gemeinde, in St. Ludgerus in Buer war viele Jahre lang Lucia van den Boom die Leiterin der Gemeinde. Inzwischen werde Ludgerus sogar von einem Team von Ehrenamtlichen geleitet, darunter auch drei Frauen. „Die machen das sehr gut“, lobt Pottbäcker.
Das sagt Pfarrer Wolfgang Pingel zu möglichen Priesterinnen
Ohnehin sieht der Propst die Kirche vor einem grundlegenden Wandel. „Schon in wenigen Jahren wird der Anteil der Christen in Deutschland – katholische und protestantische zusammengenommen – auf unter 50 Prozent sinken“, sagt Pottbäcker. „Wir schließen die Kirchen ja nicht, weil uns das Personal fehlt, sondern weil immer weniger Menschen sich dafür interessieren.“ Daher zeigt sich der Propst auch skeptisch gegenüber Forderungen, Frauen zur Priesterweihe in der katholischen Kirche zuzulassen. „Das löst die Probleme nicht, die wir haben“, sagt er. „Viele stellen sich vor, dass es nur genügend Priester – oder Priesterinnen – geben müsste, damit wir wieder eine Situation wie vor 50 Jahren haben, als es in jedem Ortsteil eine Kirche gab. Dahin führt aber kein Weg zurück.“
Aufgeschlossener gegenüber dem Thema Frauen als Priester zeigte sich Wolfgang Pingel, Pfarrer in St. Hippolytus. „Ich bin schon seit langem dafür, dass man Frauen weiht“, sagte Pingel, „damit habe ich überhaupt kein Problem.“ Auch er begrüßte die Wahl der neuen Generalsekretärin der Bischofskonferenz. „Ich weiß, dass es für einige Bischöfe vielleicht nicht ganz einfach ist, aber ich bin sehr erfreut über diese Entscheidung.“
Zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit
Am Dienstag hatte die katholische Deutsche Bischofskonferenz die 50-jährige Theologin Beate Gilles zu ihrer neuen Generalsekretärin gewählt. Sie tritt am 1. Juli die Nachfolge von Pater Hans Langendörfer an, der nach 24 Jahren in den Ruhestand geht.Die Generalsekretärin soll den Vorsitzenden und die Mitglieder der Bischofskonferenz bei ihren Aufgaben unterstützen und die Arbeit der Bischöflichen Kommissionen koordinieren, außerdem ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.
Auch in seiner Gemeinde sei es völlig selbstverständlich, dass Frauen mit anpackten – „ohne Frauen wären wir aufgeschmissen“, sagt Pingel. Vor allem vor dem Hintergrund des aktuellen Missbrauchsskandals müsse die Kirche ohnehin alles daransetzen, sich das Vertrauen der Menschen wieder zu erarbeiten. „Das macht mich sehr traurig, dass dieses Vertrauen verloren gegangen ist“, sagt der Pfarrer. Indem man möglichst viele Menschen in der Gemeindearbeit mit einbindet – auch und gerade Frauen – könne man ein Stück davon wieder zurückgewinnen.
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