Gelsenkirchen. Verwaltung und Politik in Gelsenkirchen machen Druck bei der Schulplanung. Schon im August wird es eng an den Schulen, Höhepunkt soll 2024 sein.

Nach einer von der AfD-Fraktion beantragten geheimen (!) Abstimmung über die Reihenfolge der Unterzeichner der Sitzungsprotokolle ging es in der ersten Sitzung des Bildungsausschusses seit Juni 2020 vor allem um zwei Themen: Die angesichts massivster Raumprobleme drängende Schulentwicklungsplanung und das Auswahlverfahren für die Belüftungsgeräte für Klassenräume. Zwei in Gelsenkirchen ansässige Hersteller solcher Anlagen, Inox Air und und Möcklinghoff, hatten über Nicht-Berücksichtigung geklagt. Entsprechend meldeten die Politiker nahezu aller Fraktionen detaillierten Klärungsbedarf an.

Angebote vor Ort online geprüft

Welche Kriterien gab es genau, die die Modelle der heimischen Anbieter als nicht geeignet auswiesen, gäbe es noch Möglichkeiten, die Vergabe zu ändern, wer hat den Zuschlag bekommen und warum? Die meisten Fragen konnte die Verwaltung tatsächlich klären: Es ging um Größenanforderungen und Lärmbelästigung (35 Dezibel sind als zumutbare Obergrenze empfohlen, das einzige infrage kommende Inox Air--Modell habe 54 Dezibel verursacht), man habe sehr wohl die Angebote der Betriebe vor Ort online geprüft.

Verträge sind noch nicht unterschrieben

Die Verträge mit dem – noch nicht benannten – Hersteller sind zwar nicht geschlossen, aber das Verfahren laufe. Und wenn jetzt weitere Anbieter dazugenommen würden, riskiere man Widersprüche und damit erhebliche Zeitverzögerung. Würden die Verträge nun zeitnah geschlossen, sei eine Lieferung binnen weniger Wochen möglich. Ein von den Grünen beantragtes Rederecht für einen erschienenen Inox-Vertreter lehnte der Ausschuss mehrheitlich ab.

Kommunikativ schlecht gelaufen

Am Ende fasste Markus Karl (CDU) treffend zusammen: Zumindest kommunikativ sei das Verfahren schlecht gelaufen, für Stadt und Unternehmen. FDP-Vertreterin Bernadette Betz und Anna Bartholomé (AUF) regten an, noch deutlich mehr Geräte anzuschaffen und dabei die Gelsenkirchener Unternehmen noch einmal gezielt ins Boot zu holen. Der Bedarf an mehr Geräten sei angesichts des offenen Endes der Pandemiesituation unbestreitbar.

Förderschulen und Berufskollegs mit einbeziehen

Einig waren sich die Politiker beim enormen Zeitdruck in Sachen ganzheitlicher Schulentwicklungsplanung für alle Schulformen, inklusive der bisher vernachlässigten Förderschulen und Berufskollegs. Zum Jahresende soll sie möglichst stehen. Ein entsprechender Antrag der Grünen stand auch bei SPD und CDU auf dem Zettel. Man kündigte interfraktionelle Zusammenarbeit an. Bildungsdezernentin Anne Heselhaus versprach detaillierte Informationen zum Stand der Dinge bei der Standortsuche für Schulneubauten – vor allem einer Grundschule in Süd und auch für die zweite Gesamtschule – inklusive Diskussionsmöglichkeiten und auch konkrete Infos zu Fortschritten bei bereits beschlossenen Maßnahmen in der nächsten Sitzung im April.

Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus GelsenkirchenAn der Ebersteinstraße können nun eine vierzügigen Grundschule mit Zweifach-Sporthalle entstehen; Baustart soll im Spätsommer sein, die Fertigstellung ist für August 2022 geplant. An der Caubstraße soll die Zwischenlösung zur Erweiterung der Grundschule Kurt-Schumacher-Straße in Schalke-Nord bereits in diesem Sommer zur Verfügung stehen. Für die Berufskollegs soll ein neues Gutachten erstellt werden als Basis für die weitere Planungen. Um die Verfahren zu beschleunigen, hat die Verwaltung bereits ein Team für die Entwicklungsplanung, eine Task Force mit Bildungs- und Baureferat, drei Arbeitsgemeinschaften für die Suche nach möglichen geeigneten Flächen, die Entwicklung von Kriterien für Standorte und Schulbauten sowie Organisation und Finanzen gebildet.

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Einhellige Zustimmung und Lob für die Dezernentin sowie die Schulleitung gab es für die Bewerbung um den Schulversuch am Berufskolleg Königstraße in Kooperation mit der Polizei (wir berichteten), für dessen Erfolg die Vertreterin der Bezirksregierung im Ausschuss sich zuversichtlich zeigte. Über die Entwicklung zum neuen Standort der Hochschule für Polizei, die nach Gelsenkirchener Wunsch am Zentralbad entstehen könnte, mahnten Grünen-Sprecher David Fischer und Anna Bartholomé, die Pläne des Bäderkonzeptes und die knappen Ressourcen für das Schul- und Vereinsschwimmen im Blick zu halten.