Gelsenkirchen. Tickethändler Eventim schlägt vor, bald nur noch Geimpfte zu Veranstaltungen zuzulassen. Was die Gelsenkirchener Veranstaltungsbranche dazu sagt.

Sollen Menschen mit Corona-Impfung früher wieder am öffentlichen Leben teilnehmen dürfen als Nicht-Geimpfte? Der Online-Tickethändler Eventim ist in der Diskussion vorgeprescht und hat die Möglichkeit gefordert, die Teilnahme an Veranstaltungen an eine Impfung zu binden. Der Deutsche Ethikrat sprach sich dagegen jüngst gegen Lockerungen für Geimpfte aus. Akteure aus der Gelsenkirchener Kultur- und Veranstaltungsbranche haben eine klare Meinung zu der Debatte.

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"Völlig überhitzt", findet Helmut Hasenkox, Geschäftsführer von Emschertainment, die Diskussion um mögliche Lockerungen für Geimpfte: "Wir müssen jetzt erst einmal sehen, wie sich die Pandemie entwickelt und wie es mit den Impfungen weitergeht. Aktuell sind wir ja bei einer Impfquote im einstelligen Prozentbereich."

Prognose: Im ersten Halbjahr 2021 kaum Veranstaltungen

Erst wenn die Impfquote bei 30 bis 40 Prozent liege, mache es auch Sinn, sich über diese Frage Gedanken machen, meint Hasenkox. Momentan handele es sich aber um eine rein theoretische Diskussion, da es im ersten Halbjahr 2021 voraussichtlich ohnehin kaum Veranstaltungen geben werde.

Klar sei aber: "Wenn wir an dem Punkt sind, wird es keinen Alleingang von Emschertainment geben." Man werde sich dann mit Verbänden und Kollegen aus der Region zusammensetzen, um gemeinsam über das Thema zu sprechen.

"Entscheidend ist, dass noch nicht alle das Angebot zur Impfung bekommen haben"

"Die Frage steht bei uns im Moment nicht zur Diskussion", sagt auch Anna-Lena Knubben, Sprecherin des Musiktheater im Revier (MiR). Da man aktuell noch nicht wisse, wie lange der Lockdown noch verlängert werde, sei das Thema noch weit entfernt. Und: "Entscheidend ist zurzeit, dass noch nicht alle das Angebot zur Impfung bekommen haben."

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Da das MiR eine städtische Einrichtung ist, werde man die Frage nach Regelungen für Geimpfte ohnehin zunächst mit den Verantwortlichen der Verwaltung besprechen müssen, so Knubben. Genauso sieht es im Fall des Kulturraumes "Die Flora" aus. Leiterin Wiltrud Apfeld betont schon einmal: "Klar ist, dass wir uns freuen, wenn wir wieder loslegen können - auch wenn das nur in einem kleineren Kreis möglich ist."

"Schauburg"-Betreiber: Ansteckungsgefahr in Kinos ohnehin gering

"Die Frage nach den Rechten für Geimpfte wird sich erst stellen, wenn die meisten Menschen tatsächlich geimpft sind", sagt Michael Meyer, Betreiber der Gelsenkirchener Kinos "Apollo Cinemas" und "Schauburg". Im Moment jedenfalls seien Lockerungen für Geimpfte nicht vorstellbar. In Bezug auf seine Branche hält er die Debatte jedoch ohnehin für weniger relevant. Der Grund: "Im Kino sind die Auflagen für die Luftzirkulation so streng, dass die Ansteckungsgefahr sowieso sehr gering ist."

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Hierin liege eben der große Unterschied zu Großveranstaltungen, wie Eventim sie betreut. Meyer sagt klar: "Im Moment sind die Einschränkungen berechtigt." Das erste Ziel müsse es nun sein, das Infektionsgeschehen auf ein niedrigeres Level zu drücken.

Consol-Theater arbeitet gerade am Plan für die nächsten Monate

Consol-Theater-Chef Georg Kentrup findet, es sei noch zu früh, um eine Aussage zu treffen: "Wir sind gerade erst dabei zu organisieren, wie es in den nächsten Monaten für uns überhaupt weitergehen könnte." Die Debatte um Privilegien für Geimpfte betreffe das Consol derzeit auch nicht prioritär: "Unsere Arbeit ist ja auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet - und die werden als letzte geimpft."