Gelsenkirchen. Privilegien für Geimpfte in der Gastronomie oder auf Konzerten? Was der Gelsenkirchener Rapper Weekend, Politiker und Wirte dazu sagen.

Sonderrechte für Menschen, die den Corona-Impfstoff erhalten haben, werden zwar bislang von der Politik ausgeschlossen. In der Veranstaltungsbranche und Gastronomie beflügelt die Diskussion über mögliche Impf-Privilegien dennoch die Gedanken. Weekend, Gelsenkirchens bekanntester Hip-Hop-Künstler, hofft, dass es nicht notwendig sein wird, Leute von Konzerten auszuschließen, wenn sie sich nicht gegen Corona impfen lassen. "Aber wenn sich nicht genug Leute impfen lassen, werden solche Maßnahmen für meine Begriffe notwendig werden."

Weekend appelliert an Gelsenkirchener: "Bitte lasst euch impfen"

Christoph Wiegend, so Weekend bürgerlich, appelliert deshalb an seine Fans, zu einer positiven Impf-Entscheidung zu kommen. "Ich kann nur darum bitten, dass die Leute Verantwortung übernehmen und sich impfen lassen, damit meine Großeltern nicht mehr alleine sein müssen, damit unsere Kinder wieder beschult werden können und damit ich und viele andere wieder ihrem Beruf nachgehen können", sagt der 33-Jährige unserer Redaktion. "Solange wir das Virus nicht durch Impfungen aufhalten, wird es nämlich keine Konzerte geben, wie wir sie kennen."

Wiegand hofft deswegen, dass sich die Menschen "durch seriöse Quellen über den Impfstoff informieren." Wer dies tue, so der Musiker, werde zu dem Ergebnis kommen, dass es keine gewichtigen Risiken gebe. "Schon gar keine, die irgendwie mit den Folgen dieser Pandemie zu vergleichen wären." Zwiegespalten sei er dennoch bei der Frage, ob erst mit einer nachgewiesenen Impfung ein Konzertsaal betreten werden darf. "Zum einen denke ich, dass es wichtig ist, dass meine Konzerte 'sicher' sind. Ich glaube aber auch, dass die Unterteilung in zwei Gruppen die Gesellschaft weiter spaltet."

Gastronom zu Impf-Privilegien: "Ich kann mir das sehr gut vorstellen"

Geteilter Meinung ist man auch in der Gelsenkirchener Gastronomie. Christoph Klug, Inhaber des „Domgold“ und des „Lokal ohne Namen“ in Buer, schließt kategorisch aus, seine Gäste nach ihrem Impfstatus zu fragen. „Nein, das werde ich nicht tun“, sagte er. Es gebe keine Impfpflicht in Deutschland, die Impfung sei freiwillig. „Es gibt ja auch verschiedene Gründe, warum sich jemand nicht impfen lässt“, sagt Klug. Er könne sich auch nicht vorstellen, wie man kontrollieren könne, ob jemand geimpft sei oder nicht.

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Eine komplett andere Meinung vertritt Peter Wendt, Inhaber des „Fliegenpils“: „Ich kann mir das sehr gut vorstellen“, sagt er. Sein Wunsch: Die Normalität in seiner Kneipe soll so schnell wie möglich wiederhergestellt werden, ohne Acrylglasscheiben, ohne Abstandsregelung. „Das geht, wenn ich nur Gäste hineinlasse, die geimpft sind“, so Wendt. „Zu mir kommen Besucher aller Altersklassen – gerade ältere Menschen sollen sich bei mir sicher fühlen.“ Allerdings ließe sich das natürlich erst dann verwirklichen, wenn genügend Menschen geimpft seien.

FDP und Grüne sehen Sonderrechte für Geimpfte kritisch

In der Bundespolitik werden mögliche Impf-Privilegien bislang überwiegend kritisch gesehen, auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält es für falsch, Sonderrechte einzufordern, bis nicht alle die Chance zur Impfung hatten. Ebenso ist man in der Gelsenkirchener Kommunalpolitik skeptisch gegenüber Gedankenspielen möglicher Sonderrechte. „Ich fände es sehr bedenklich, wenn nur Geimpfte gewisse Privilegien genießen könnten“, sagte FDP-Fraktionschefin Susanne Chicos. Derartige Sonderrechte würden einem Impf-Zwang gleichkommen. „Ein zu großer Einschnitt in die persönliche Freiheit.“

In eine ähnliche Kerbe schlägt Grünen-Kreisvorsitzende Adrianna Gorczyk: „Menschen, die sich haben impfen lassen, darf man nicht zu besseren Menschen erklären oder ihnen zahlreiche Zugänge ermöglichen, die andere nicht haben.“ Erst recht solange der Impfstoff noch nicht für alle verfügbar ist, dürfe man keine „Klassifizierung“ der Gesellschaft voranbringen. „Ich wäre eher dafür, Varianten zu finden, wie man die Gastronomie und Konzerthäuser, etwa mit mehr Konsequenz bei den Nachverfolgungslisten und Luftfiltern, wieder öffnen kann.“ Statt Leute auszuschließen, müsse man umfassend über die Impfung aufklären, um die freiwillige Bereitschaft zu steigern.

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