Gelsenkirchen/Buer. Vor dem Lockdown: Schlangen in der Gelsenkirchener City, beschauliche Ruhe in Buer. Kontrastprogramm vor dem bevorstehen Lockdown.
Gegensätzlicher könnten Bilder kaum sein: Vor dem wahrscheinlichen harten Lockdown füllten mehr Menschen als sonst an Samstagen die Einkaufsmeile rund um die Bahnhofstraße in der Altstadt, auf der Hochstraße in Buer herrschte dagegen weitgehend eine beschaulich ruhige Einkaufsatmosphäre. Schubweise stürmten die Kaufwilligen die Fußgängerzone in der Altstadt. Lange Schlangen bildeten sich vor allem vor den Drogeriemärkten dm und Müller, aber auch bei TK Maxx brauchten Kunden Geduld und innere Hitze beim Warten im Nieselregen. Reibekuchenstand und Imbiss konnten ebenfalls nicht über Kundenmangel klagen.
H&M, Takko Fashion, Tedi, Primark – es sind vor allem junge Menschen, die hier Schlange stehen. Nicht alle, aber viele erklärtermaßen aus Angst, ab Montag vor verschlossenen Türen zu stehen. Warum wieder die Drogeriemärkte belagert sind, ist schwer zu erklären, da diese ja auch beim harten Lockdown geöffnet bleiben dürften. Die Gefühlslage im Stadtsüden pendelte zwischen routinierter Gelassenheit und angespannter Nervosität, manch einer hatte bereits mit Weitblick Geschenke und anderes eingekauft, andere waren im Verzug, fühlten sich unter Druck, noch schnell vor dem Lockdown Geschenke zu sichern.
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Gegen den Trend in der City: Buersche Hochstraße gegen Mittag recht leer
In Buer ist es ein bisschen, als sei der Lockdown schon verhängt: Die Hochstraße ist recht leer – eher unüblich am Samstagvormittag gegen halb zwölf Uhr, abgesehen von den Schlangen vor Bäckereien und Drogeriemärkten. Last-Minute-Shopping vor dem Ladenschluss vor Weihnachten jedoch gibt es hier mittags kaum.
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Und dann sieht man doch einige wenige Menschen warten – auf den Einlass in eine große Parfümerie. Hier stehen Anna und Mirco an. Die Tüten in ihren Händen verraten es: Sie kaufen noch schnell ein, was am Heiligen Abend unter dem Baum liegen soll. „Wir wollen heute alles erledigen“, sagt sie, dass der bevorstehende Lockdown die beiden bewogen habe, heute gemeinsam einkaufen zu gehen. „Sicher ist sicher.“ Wann die Geschäfte tatsächlich schließen, darüber können sie nur mutmaßen. „In einem Laden habe ich gehört, eine Woche könnte es noch dauern“, berichtet Mirco. „Aber heute hatten wir beide Zeit.“
Bücher und Spiele sind dieses Jahr gefragt
Die Buchhandlung „Mayersche“ nebenan ist gut gefüllt. „Seit Freitagnachmittag, seitdem der Lockdown mehr diskutiert wird, kommen schon mehr Kunden“, erzählt Annika Lützner, die Filialleiterin. „Die Leute kommen gezielt her, wissen, was sie wollen. Die Verweildauer ist schon kürzer als sonst im Weihnachtsgeschäft.“ Das ist für alle Einzelhändler schlecht. Gelegenheitskäufe fallen so flach. Die Buchhändlerin jedoch weiß auch ein Gutes zu berichten aus diesem sonst so schwierigen Jahr: „Bücher und Spiele erleben eine Renaissance.“ Hier gibt es beides zu kaufen.
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Wer weiter schlendert, der staunt nicht schlecht. Satte Rabatte gibt es an jeder Ecke. Hier werden alle Schuhe zum halben Preis angepriesen, dort gibt es Mode zum Fest, reduziert um die Hälfte und heute noch mit 30 Prozent Sonderrabatt. Die Sorge der Händler ist spürbar, auf der Ware sitzenzubleiben.
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Im Lockdown wieder Lieferdienst
Das richtige Outfit für Weihnachten, die dicke Winterjacke für kalte Tage oder nur ein kleines Geschenk – die Kundinnen bei Christine Beckmann kommen seit dem Vortag verstärkt in den Laden an der Hochstraße, um einzukaufen. „Es ist schon spürbar mehr geworden“, so die Geschäftsfrau. „Wir haben den ganzen Keller noch voller Geschenkideen“, sagt sie und erklärt, wenn der Lockdown komme, werde sie wieder einen Lieferdienst anbieten.
Mit großem Ansturm gerechnet
Am Sonntag sprechen die Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung und eines ist jetzt bereits klar: Es wird einen harten Lockdown geben und das noch vor Weihnachten.
Der Möglichkeit wegen, dass der dritte Adventssamstag zugleich der letzte im Weihnachtsgeschäft des örtlichen Handels werde, hatten viele Experten mit überfüllten Einkaufszentren und Fußgängerzonen gerechnet. In Buer zumindest blieb dieser Effekt weitgehend aus.
Bei allem Verständnis für die Lage und die Notwendigkeit der Maßnahmen ist sie unzufrieden mit der Entwicklung. „Erst trödeln die Politiker herum, dann kommt der Lockdown von heute auf morgen.“ Viel eher schon, meint sie, hätte man reagieren müssen. Bereits als Anfang November die Gastronomie schließen musste. „Jetzt stürmen die Leute in die Städte. Ich will gar nicht wissen, was in Düsseldorf los ist oder im Centro Oberhausen und wie viele Menschen sich da heute infizieren.“ mit
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