Gelsenkirchen. Der Stadthafen Gelsenkirchen ist derzeit ein Hotspot für die Bauwirtschaft: Wo Firmen wie BP oder Müller’s Mühle ihre Millionen investieren.
Knapp 90 Firmen und Behörden haben ihren Sitz im Gelsenkirchener Stadthafen , die Spanne reicht im 1,2 Millionen Quadratmeter großen Hafengebiet von der AK-PA Handels GmbH bis zum Zollamt. Internationale Player operieren vom Rhein-Herne-Kanal aus ebenso wie Kleinstbetriebe. Rund sieben Millionen Tonnen Güter werden pro Jahr per Schiff, Schiene oder Lkw umgeschlagen, vornehmlich Mineralölprodukte, chemische Rohstoffe, Schrott, Getreide und Mühlenprodukte. Der Hafen ist dabei dauerhaft im Wandel – und an vier Standorten aktuell Großbaustelle.
BP und Trans-Tank rüsten massiv ihr Tanklager als Logistik-Drehkreuz auf, Müller’s Mühle direkt gegenüber erweitert den Mühlenbetrieb mit einem Neubau, Gelsen-Log errichtet einen neuen Verwaltungsbau samt neuem Lokschuppen und Werkstatt. Und auch an der Uferstraße läuft die Arbeit der Baufirmen im Hochbetrieb: Arsol Aromatics baut ein Tanklager samt Lkw-Ladestation.
Arsol Aromatics – die Benzol-Spezialisten
Die alten Hallen eines Tiefkühl-Spezialisten hat Arsol Aromatics an der Uferstraße niederreißen lassen, um auf dem Grundstück den eigenen Betrieb zu erweitern. Das Gelände hat das Chemie-Unternehmen vor vier Jahren gekauft. Im Frühjahr 2020 stand schließlich der Baustart an, mit der Inbetriebnahme rechnet Ullrich Finger, der Vorsitzende der Geschäftsführung, ab März 2021. Arsol Aromatics ist auf die Herstellung chemischer Grundstoffe aus Rohbenzol spezialisiert , geliefert vornehmlich von den Kokereien in Bottrop und Duisburg. Die produzierten Aromate kommen in der industriellen Produktion zum Einsatz. Zwei Großtanks und eine Ladestation für Lkw errichtet das Unternehmen derzeit. „Der große Tank für unseren Rohstoff, das Rohbenzol aus den Kokereien, hat eine Kapazität von 9000 Kubikmetern“ daneben werde ein Gasometer mit etwa 2200 Kubikmetern Fassungsvermögen gebaut. Investitionssumme: 8,5 Millionen Euro. Im Zuge des Neubaus hat Arsol Aromatics laut Finger bereits vier zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und kommt nun auf etwas über 50 Beschäftigte.
Gelsen-Log – der Hafen-Dienstleister
Die Gelsenkirchener Logistik-, Hafen- und Servicegesellschaft Gelsen-Log, eine Tochter der Stadtwerke, ist der Dienstleister im Hafen. Dort richtet man sich derzeit – auch baulich – auf die Zukunft ein, auch weil BP nebenan das Logistikdrehkreuz für den Treibstoffumschlag ausbaut. Gelsen-Log erwartet dadurch deutlich mehr Schienenbewegungen auf dem eigenen Gleisnetz und bei der Übergabe an DB-Güterstrecken. Investiert werden 2,5 Millionen Euro in ein neues Verwaltungsgebäude und einen neuen Lokschuppen mit moderner Werkstatt, Arbeitsgrube und Krananlage, der den längst zu kleinen Altbau ersetzt. Ende März wurde der alte Lokschuppen abgerissen, Mitte Mai stand dann der erste Spatenstich für den Neubau an. Der Einzug von rund 30 Mitarbeitern ist für die erste Jahreshälfte 2021 geplant.
Rund 700 Quadratmeter misst der neue Lokschuppen, der Werkstattbereich wird 150 Quadratmeter groß. Für Sozialräume im ersten Obergeschoss und 150 Quadratmeter Bürofläche bietet der Neubau ebenfalls Platz. Das bisherige Verwaltungsgebäude soll dann großenteils von einer Firma genutzt werden, die dort bereits Lokomotivführer ausbildet und dafür auch die Gelsen-Log-Infrastruktur nutzt. Erweitert hat Gelsen-Log auch den Fuhrpark: Zwei neue Loks wurden angeschafft , fünf Lokomotiven gehören nun zum eigenen Bestand.
Müller’s Mühle – Marktführer aus Gelsenkirchen
Ein zweites Werk im Werk baut Müller’s Mühle aktuell auf. Neben dem bisherigen Mühlenstandort wird eine neue Schälmühle hochgezogen, speziell für Hülsenfrüchte.
Müller’s Mühle , ein Unternehmen der „GoodMills Deutschland GmbH“, ist einer der größten Reis-Veredler in Europa und „als unangefochtener Marktführer bei Hülsenfrüchten auch größter Be- und Verarbeiter von Erbsen, Bohnen und Linsen in Nordeuropa“, so das Unternehmen. Der Bereich soll ausgebaut werden, auch weil sich der Mühlenkonzern (mit Marken wie Aurora oder Diamant) damit stärker für den wachsenden Markt vegetarischer Produkte aufstellen will. Neben Soja liefern vor allem Hülsenfrüchte die pflanzliche Basis für die Texturate, die als Fleischersatz in Burgern, Schnitzeln oder Wurst verarbeitet werden.
Müller’s Mühle investiert laut Geschäftsführer Uwe Walter rund 15 Millionen Euro in den Neubau, der im März 2021 betriebsbereit sein soll. Die Planung hat vor gut zweieinhalb Jahren begonnen. Die Kapazität der neuen Mühle gibt Walter mit gut 14.000 Tonnen an, abgefüllt werden sollen die Produkte vornehmlich in sogenannte Big-Packs und Silofahrzeuge. Insgesamt verarbeitet Müller’s Mühle derzeit pro Jahr mit 140 Mitarbeitern, davon 90 im Zweischicht-Betrieb, rund 60.000 Tonnen Lebensmittel.
BP und Trans-Tank – die Kraftstoff-Riesen
An der Straße Am Stadthafen hat auch Trans-Tank seinen Sitz. Das Unternehmen betreibt fünf Tanklager in Deutschland. 65 Tanks mit 244.000 Kubikmetern Fassungsvermögen stehen bislang im Stadthafen.
Der Standort ist der Dreh- und Angelpunkt für den Umschlag und Transport von Kraftstoffen sowie petrochemischen Produkten aus den BP-Raffinerien in Horst und Scholven. Die Kapazität wird seit dem Baustart im Mai 2019 deutlich erweitert. Drei neue Großtanks mit jeweils 15.000 Kubikmetern Fassungsvermögen werden derzeit errichtet.
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BP investiert rund 45 Millionen Euro am Rhein-Herne-Kanal. Mit technischer Unterstützung durch Evonik und weiterer Partner wird bis 2022 auch eine neue Kesselwagenverladung für Kraftstoffe sowie den Flugzeugtreibstoff Kerosin gebaut. Rund 40 Züge mit je 22 Tank-Anhängern sollen pro Woche über die Gleise rollen. Zwei Millionen Tonnen Kraftstoffe will BP so zusätzlich auf die Schiene bringen und langfristig bis zu 18.500 Tankzugfahrten per Lkw einsparen. Gebaut werden soll durch Evonik auch eine neue Pipeline zur benachbarten Raffinerie im Stadtteil Horst. Durch den Ausbau und die Erneuerung der Rohrverbindung sollen künftig bis zu 1100 Schiffsbewegungen pro Jahr zwischen der Raffinerie und dem Tanklager entfallen. Die Kosten für dieses Teilprojekt wurden beim Baustart mit zehn Millionen Euro angegeben.
Trans-Tank beschäftigt im Gelsenkirchener Stadthafen rund 80 Mitarbeiter.
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