Gelsenkirchen. Dunkle Jahreszeit und Corona-Lockdown schlagen aktuell vielen aufs Gemüt. Gelsenkirchener Promis verraten, wie sie sich die Zeit vertreiben.
Es ist dunkel, es ist kalt und der „Lockdown-Light“ geht weiter. Kein Wunder, dass dieser November vielen gleich dreifach auf die Stimmung schlägt. Prominente sind da keine Ausnahme. Uns haben Gelsenkirchener Promis ihr Rezept gegen den Lockdown-Trübsinn verraten.
Heike Latza zieht mit der Kamera los und plant Golf-Partien
Heike Latza, Sängerin der Band „Preacher“ : „Ich habe gerade in den letzten Tagen das Fotografieren für mich wiederentdeckt. Das habe ich früher schon gern gemacht, so richtig in schwarz-weiß und eigenem Entwickeln. Das geht aber heute auch alles mit dem Handy.“ Das Motiv ist der Bueranerin besonders wichtig: „Ich bin so ein Wasser-Fan und deswegen viel am Kanal spazieren gegangen. Da habe ich ganz irre Wasser-Aufnahmen gemacht, die ich später bearbeitet habe.“
Und noch mehr Bewegung steht künftig auf dem Programm: „Ich habe mir vor anderthalb Jahren ein gebrauchtes Golfset gekauft und immer gedacht, irgendwann mal gehe ich golfen. Bald darauf habe ich das Golfset einem Bekannten vermacht – und neulich wieder dran gedacht.“ Wohlbehalten stehe das gute Stück noch in dessen Keller. „Und jetzt haben wir uns vorgenommen, ganz bald zusammen golfen zu gehen.“
Ex-OB Baranowski erkundet die Wanderstrecken der Region
Frank Baranowski, Ex-Oberbürgermeister : „Die Einschränkungen im öffentlichen Leben durch weniger Kunst- und Kulturveranstaltungen, weniger bürgerschaftliche Begegnungen, weniger Feste und Zusammenkünfte, führten für mich bereits im
Frühjahr zu einem entspannteren Kalender, besonders an den Wochenenden. Die Zeit haben meine Frau und ich zunehmend damit verbracht, die nähere Region zu erwandern“, berichtet der ehemalige Oberbürgermeister Frank Baranowski .
„Begonnen haben wir mit den Halden des Ruhrgebiets. Natürlich kannte ich die Gelsenkirchener Halden mit ihren Wahrzeichen. Unser Ziel war es aber, jede Halde einmal begangen zu sein. So kannte ich vorher zum Beispiel die Halde Rheinpreußen mit der Grubenlampe in der Nähe von Duisburg immer nur aus der Zeitung oder anderen Veröffentlichungen. Jetzt kenne ich sie aus eigenem Ansehen und konnte auch von oben auf der Aussichtsplattform der Grubenlampe den Rundumblick genießen.“
Markus Pottbäcker hat endlich Zeit zum Lesen
Markus Pottbäcker, Stadtdechant und Propst in St. Urbanus : „In der Zeit des Lockdowns und der damit verbundenen Absage vieler Gremiensitzungen, gab es für mich geschenkte Zeit, die ich sehr gerne mit der Lektüre einiger Bücher verbrachte“, verrät Markus Pottbäcker . „Da ich mir – zum Leidwesen meiner Mutter – zu Weihnachten, Geburts- und Namenstagen eigentlich immer nur Bücher wünsche, hatte sich mittlerweile einiges Ungelesene angesammelt.“
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Darunter seien zum Beispiel mehrere Bücher des Autors Uwe Timm: „Ich hatte eines davon vor langer Zeit gelesen und war sehr angetan, so erinnerte ich mich jedenfalls und hatte vor längerer Zeit weitere seiner Bücher auf meine Wunschliste gesetzt. Trotz der mütterlichen Vorbehalte – „Willst Du nicht mal was anderes?“ – bekomme ich in der Regel auch das, was auf dem Wunschzettel steht und so harrten nun auch genau diese alle auf meine Lektüre.“
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Marcel Grzanna hat einen Podcast gestartet
Marcel Grzanna, Auslandskorrespondent und Autor : „In der Coronazeit habe ich das Podcasten für mich entdeckt“, erzählt der gebürtige Gelsenkirchener, der erst in diesem Jahr ganz persönliche Innenansichten aus dem Reich der Mitte in einem viel beachteten Buch publizierte.
Etliche Jahre war China seine Wahlheimat. Da verwundert es nicht, dass der Podcast sich auch darum dreht. „Ich mache das mit einer Kollegin zusammen.“ Und das ganz international, in englischer Sprache und unter dem Titel „Poking with chopsticks“.
Das neue Format gefällt Marcel Grzanna , der bislang zur schreibenden Zunft gehört. Schon laufen die Pläne für einen zweiten Podcast, einen ganz persönlichen. „Nach 13 Jahren im Ausland höre ich oft den Satz: Du hast doch keine Ahnung. Jetzt will ich mir in persönlichen Gesprächen erklären lassen, was sich in Deutschland entwickelt hat.“
Bastian Bielendorfer entdeckt seine sportliche Seite
Bastian Bielendorfer, Comedian und Autor : „Ich gebe es zu. Der Lockdown hat für mich nicht nur negative Seiten. Ich bin jetzt Selbstoptimierer“, sagt Bastian Bielendorfer . „Nach Jahrzehnten der Selbstdekonstruktion war die zwangsweise, große Pause, die wir derzeit kollektiv erleben, der Anlass, meine Lebensgewohnheiten zu ändern. Sport. Gesunde Ernährung. Kein Alkohol. Meine Makel waren nie so offensichtlich, leichte Plautze, ein bisschen krumm und schief ins Leben geworfen, aber weder ein Calmund noch ein Pflegefall.
In der Kindheit schon der Junge, der im Sport nach dem Kind mit dem Pflaster auf dem Auge gewählt wurde, der Ballast für jeden Mannschaftssport, den man sich wie einen vergifteten Wanderpokal hin und herschob. Nach einer Jugend als dickes Kind alle Varianten des Sports ausprobiert, Mannschaftssport (bah), Fitnessstudio (doppelt bah) und selbst zum Yoga in einer zu engen Aldi-Leggins war ich mir nicht zu schade, auch wenn ich als die Yogalehrerin mit den Achselhaaren eines Wikingers den zur Sonne schauenden Hund vormachte, schon ahnte, das ich und Yoga nur eine kurze Ehe führen würden.“
Lockdown-Sport bringt auch Material fürs Comedy-Programm
Jetzt im Lockdown der Komplettumsturz: „5x die Woche Sport, zusammen mit einem Trainer, der aussieht wie ein griechischer Gott und mit der bloßen Hand wahrscheinlich eine Kuh erwürgen könnte, aber sich sichtlich Mühe gibt, mir menschgewordener Frikadelle das Maximum an Leistung abzutrotzen.“
Das Sportprogramm bringe ihn indes nicht nur fitnesstechnisch voran. „Dass dabei so schöne Sätze entstehen wie „Wir müssen deinen Körper erstmal in den Zustand bringen, dass ein Training auf Ästhetik überhaupt möglich ist“ bereichern auch das Feld meines eigentlichen Jobs, des Bühnenkomikers, denn wenn dieser ganze Stillstand irgendwann vorbei ist, kann ich mit einem Bericht darüber bestimmt viele Zuschauer zum Lachen bringen“, resümiert Bielendorfer. „Vielleicht dann ja auch als griechischer Gott. Mal sehen.“
Malen gegen den Corona-Blues
Zu Gelsenkirchens bekannteren Künstlern gehört seit einiger Zeit ganz sicher auch der Sprayer und Maler Beni Veltum . Seine Werke zieren nicht allein die Unterführung in den Stadtgarten an der Robert-Koch-Straße und viele weitere Fassaden und Wände in Europa, sondern hängen auch bei nationalen und internationalen Stars des Show-Geschäfts an den Wänden.
Charlie Sheen und Arnold Schwarzenegger etwa erfreuen sich der Porträts des Graffitikünstlers Veltum, aber auch Deutsch-Rapper Eko Fresh, Schauspieler Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“), Erotik-Model Micaela Schäfer, Fußballprofi Karim Bellarabi nennen Kunst von Beni Veltum ihr eigen.
„Auch im Lockdown tue ich das, was ich immer tue“, sagt der 33-Jährige, „und das ist malen, malen, malen.“ Doch vor allem die Schließung der Gastronomie hat auch auf Veltum Einfluss. „Weil ich nicht wie sonst jeden Tag im Café sitzen und ein wenig auf dem IPad abreiten kann, habe ich einige Dinge erledigt, die ich schon lange vor mir hergeschoben habe, wie etwa meine Bilder zu sortieren, meine Internetpräsenz zu aktualisieren und meine Festplatte aufzuräumen.“
Arbeiten gegen den Corona-Blues gewissermaßen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Weil seine Galerie an der Bochumer Straße zur Zeit aus Coronaschutzgründen, aber auch wegen eines Wasserschadens nicht besucht werden kann, hat Veltum auf seiner Seite vonveltum.com einen virtuellen Rundgang durch seine Galerie online gestellt.
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