Gelsenkirchen. Die massiven Beschwerden am Gelsenkirchener Gesundheitsamt reißen nicht ab. Die Stadt reagiert nun mit klareren Regeln bei Corona-Quarantäne.

Tage, mitunter wochenlanges Warten auf einen Anruf, eine Anweisung, auf Aufklärung. Unzählige Stunden verharren in der Telefon-Warteschleife, unfreundliche, gestresste Mitarbeiter, mehrfache Aufforderungen ein und dieselben Daten zu übermitteln und am Ende viele ratlose und verärgerte Bürger. So in etwa lassen sich die Erfahrungen zusammenfassen, die viele Gelsenkirchener in den vergangenen Wochen mit dem Gesundheitsamt der Stadt sammelten.

Das ist den verantwortlichen Personen auch bewusst. Dass das Gesundheitsamt überfordert ist, dem Coronageschehen in der Stadt hinterherläuft, hatte Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff schon vor Wochen eingeräumt . Bis zu einem Inzidenzwert von 50 , so Wolterhoff, war das Amt wie vom Land vorgegeben, gerüstet. Jetzt betonte er nochmals: „Es gibt viele Beschwerden aus der Bevölkerung, dass man lange auf eine Rückmeldung des Gesundheitsamts wartet. Das ist keine gute Situation.“

Diese neue Quarantäne-Reglung gilt in Gelsenkirchen

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Darauf hat die Stadt nun reagiert, Abläufe und Regeln bei Quarantäne und Kontaktnachverfolgung angepasst. Die wichtigste Neuerung: „Wird jemand positiv auf Corona getestet, geht derjenige vom Tag der Testung an für zehn Tage in Quarantäne“, erklärt Wolterhoff die neuen Regeln, die ab kommender Woche gelten und sich nach den vom Robert-Koch-Institut vor wenigen Tagen angepassten Empfehlungen richten. Damit hat sich die Quarantänezeit verkürzt – vorher musste man sich 14 Tage in häusliche Isolation begeben.

Die Quarantäne endet dann auch automatisch nach diesem Zeitraum. Man muss also künftig nicht erst auf den Anruf des Gesundheitsamts warten: „Es gibt zwar im Anschluss noch ein paar Dinge zu klären, zum Beispiel müssen wir wissen, wie der Verlauf war. Das hat aber nicht mit der Quarantäne zu tun, sondern es sind eher Daten, die das RKI braucht, um mehr über das Virus zu erfahren.“

Gesundheitsamt schickt Dokument zur Vorlage beim Arbeitgeber

Bei Haushaltsangehörigen oder Kontaktpersonen einer nachgewiesenen erkrankten Person gilt weiter eine Quarantäne von 14 Tagen. Der Grund: „Der positiv getestete ist gerade in den ersten Tagen noch besonders infektiös und könnte das Virus weitertragen“, merkt Wolterhoff an. Auch für den Partner oder die Kinder endet die Quarantäne, wenn man keine Symptome zeigt, ohne dass dafür das Gesundheitsamt anrufen wird. Gibt es allerdings doch Anzeichen für eine Infektion, sind Bürger dazu angehalten, sich beim Gesundheitsamt zu melden: „Die Quarantäne wird dann individuell festgelegt.“

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Gleichzeitig bekommen positiv getestete Gelsenkirchener ab der kommenden Woche ein individuelles Schreiben – entweder per Mail oder auf dem Postweg –, dass die neue Handhabung erklärt. Dieses Schreiben diene dann auch als Bestätigung einer Covid-Infektion für den Arbeitgeber, so Wolterhoff.

Personal zur Kontaktverfolgung soll erst einmal nicht weiter aufgestockt werden

Die Stadt erhofft sich durch die geänderte Vorgehensweise, Fragen und Unklarheiten ausgeräumt zu haben. „Bei den Menschen ist natürlich eine Verunsicherung zu spüren. Die betrifft die Fragen, was momentan gilt und warum. Jetzt haben wir eine Regel, die meiner Meinung nach relativ klar und leicht zu verinnerlichen ist“, sagt der Gesundheitsdezernent.

Trotz allem sei es dadurch nicht möglich, alle Probleme auf einen Schlag zu beseitigen. Auch in den kommenden Wochen werde es wohl noch den ein oder anderen Fall geben, bei dem sich Menschen darüber beklagen, dass das Ganze nicht zu 100 Prozent funktioniert hat: „Es bleibt eine komplexe Situation. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir das von nun an klarer strukturiert organisieren können.“

Dazu setzt das Gesundheitsamt aktuell auch eine neue Software ein, die Erfassung und Nachverfolgung deutlich einfacher machen soll. Erste Erfahrungen damit seien positiv verlaufen. Auch dadurch solle eine Beschleunigung der Abläufe ermöglicht werden. Aktuell unterstützen 94 zusätzliche Mitarbeiter das Amt bei der Kontaktverfolgung. Dazu kommen 30 Bundeswehrsoldaten . Solange der Inzidenzwert nicht dramatisch steige, müsse das Personal nicht zusätzlich aufgestockt werden , berichtet Wolterhoff. Es gehe jetzt darum, mit den neuen Regelungen die Prozesse zu optimieren.

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