Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen sind aktuell rund 1200 Menschen mit Corona infiziert. Wie sich das Infektionsgeschehen auf die Postleitzahlbezirke verteilt.

In Duisburg und Essen deutet einiges daraufhin, dass sich das Coronavirus in Stadtteilen mit einem hohen Anteil migrantischer Bewohner stärker verbreitet als in anderen Stadtteilen. Gründe dafür werden in der häufig höhren Bevölkerungsdichte, den beengteren Wohnverhältnissen und mitunter in Sprachbarrieren vermutet. Dass es ein Nord-Süd-Gefälle beim Infektionsgeschehen gibt, räumt die Stadt Duisburg inzwischen ein, obgleich sie sich bis heute verwehrt, genaue Zahlen zu einzelnen Stadtteilen zu veröffentlichen. Ähnlich ist die Lage auch in Essen. Und in Gelsenkirchen? Wie ist hier die Situation?

Auf Nachfrage der WAZ hat die Stadt nun zum zweiten Mal mitgeteilt, wie sich die Corona-Infizierten auf die Postleitzahlbezirke in Gelsenkirchen verteilen. Stadtweit sind mit Stand vom 6. November 3065 Menschen an Corona erkrankt gewesen, was einem Bevölkerungsanteil von 1,16 Prozent entspricht. Welche Stadtteile über dem Durchschnittswert liegen und welche darunter:

Demnach sind im PLZ-Bezirk 45879, den am dichtesten besiedelten Stadtteilen Altstadt und Neustadt, 151 bzw. 1,02 Prozent der 14.863 Einwohner infiziert. Rund 6000 Menschen pro Quadratkilometer leben in der Innenstadt.

In Schalke und Schalke-Nord (45881) leben 26.147 Menschen. 338 von ihnen gelten noch als infiziert. Das sind 1,29 Prozent der dortigen Bevölkerung.

In der Feldmark und Heßler (45883) leben 16.201 Menschen, 145 bzw. 0,9 Prozent sind von einer Covid-19-Infektion betroffen.

14.253 Menschen leben im Bezirk 45884. Infiziert sind 128 Personen bzw. 0,9 Prozent der Rotthauser.

In Ückendorf (45886) zählt die Stadt 231 aktive Corona-Fälle. 1,14 Prozent der 20.239 Bewohner sind infiziert.

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In Bulmke-Hüllen (45888) leben 25.393 Menschen. Nach der Innenstadt ist es der am dichtesten besiedelte Stadtteil Gelsenkirchens. Rund 5400 Personen leben hier pro Quadratkilometer. Die engeren Wohnverhältnisse könnten ein Grund dafür sein, dass die Quote der Infizierten dort besonders hoch ist. 446 Menschen bzw. 1,76 Prozent sind an Covid-19 erkrankt.

Im angrenzenden Bismarck (45889) leben 15.934 Menschen, hier liegt der Wert der Infizierten mit 263 Personen bei 1,65 Prozent.

Die Corona-Lage im Stadtnorden Gelsenkirchens

In Erle (45891) leben wie in Bulmke-Hüllen etwa 25.500 Menschen. Allerdings sind es rund um die Cranger Straße pro Quadratkilometer nur 3400 Einwohner. Die 199 Infizierten machen einen Anteil von 0,78 Prozent der Stadtteilbevölkerung aus.

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Vergleichsweise dünn besiedelt sind Resse und die Resser Mark (45892). In den nördlichen Stadtteilen leben 14.799 Menschen (1184 pro Quadratkilometer). 105 Personen sind dort infiziert, was einer Quote von 0,71 Prozent entspricht.

In Buer (45894) sind 19.459 Menschen gemeldet, 196 sind aktuell an Corona erkrankt, das sind 1,01 Prozent der dortigen Bevölkerung.

24.216 Gelsenkirchener leben in Hassel und Scholven (45896). 340 Personen sind infiziert, das entspricht 1,4 Prozent, meldet die Stadt.

Im Postleitzahlbezirk 45897 sind die Stadtteile Beckhausen, Teile von Buer und Horst inbegriffen. Die Bevölkerung dort gibt die Stadt mit 19.847 an. 222 Menschen sind aktuell infiziert, was einem Bevölkerungsanteil von 1,12 Prozent entspricht.

In Beckhausen, Teilen von Heßler und Horst (45899) leben 28.103 Menschen. 300 Corona-Fälle sind dort bekannt. Damit sind 1,07 Prozent der Bewohner des Postleitzahlbezirks infiziert.

Coronavirus in Gelsenkirchen und Essen

Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass das Infektionsgeschehen in einigen Stadtteilen vergleichsweise hoch ist. Dazu zählen tatsächlich migrantisch geprägte Viertel wie Bulmke-Hüllen, Bismarck, Schalke und Schalke-Nord. Daraus zu schließen, Covid-19 sei eine Krankheit, die bei ärmeren Menschen oder Bürgern mit einer Migrationsgeschichte stärker grassiert, sei aber unzulässig, hatte Gelsenkirchens Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff unlängst erklärt. Für derlei Rückschlüsse seien die Fallzahlen zu niedrig und unzureichend.

Ähnlich argumentiert auch Essens Gesundsheitsdezernent, Peter Renzel. „Wenn ich mir die Listen mit den Namen der Infizierten in Essen ansehe, kann ich das nicht bestätigen“, betont Renzel. Es dominierten dort keineswegs ausländische Namen.

Und doch gilt: Festzustellen ist ein klares Nord-Süd-Gefälle, das heißt im Norden sind prozentual und auch in absoluten Zahlen deutlich mehr Menschen betroffen als im Süden. Detaillierte Infizierten-Zahlen zu den 50 Essener Stadtteilen gibt die Stadt nicht heraus. Was es gibt, sind Zahlen zu den neun Stadtbezirken, und auch diese vermitteln ein relativ klares Bild.