Gelsenkirchen. Bauprojekt Garagenpark: Bochumer Investor wähnt sich von Stadt Gelsenkirchen unterstützt, die Verwaltung aber dementiert weitgehende Absprachen.
Freiflächen in Gewerbegebieten sind rar und deshalb immer ein Politikum. Das Zeug zu einem Aufregerthema hat daher auch das Gewerbegebiet Dördelmannshof in Gelsenkirchen . Dort will ein Bochumer Investor einen XXL-Garagenpark errichten. Investitionsvolumen: rund fünf Millionen Euro. Die Abrissbagger rollen bereits, Bäume fallen. Aber: Während die Immobilienfirma von einem Bauvorhaben „in Absprache mit Stadt und Wirtschaftsförderung“ spricht, rudert die Verwaltung zurück: „Es gibt noch keinen offiziellen Bauantrag, keine Genehmigung.“
Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung dementiert Absprache mit Investor
„Die Stadt Gelsenkirchen selbst hat diese Nutzung vorgeschlagen“, sagt der bekannte Bochumer Immobilienunternehmer Oguzhan Can, der das Bauvorhaben am Dördelmannshof an der Stadtgrenze zu Wattenscheid gemeinsam „in Absprache mit der Stadt Gelsenkirchen realisiert“. Can zufolge befindet sich sein Unternehmen gerade in der „Klärungs- und Bearbeitungsphase“ mit dem Gelsenkirchener Bauamt.
Rainer Schiffkowski, Referatsleiter der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung, zeigte sich angesichts dieser Aussagen überrascht: „Mir ist eine solche Abstimmung nicht bekannt.“ Auch sein Kollege Bernd Gebert, der der Bezirksvertretung Süd in ihrer konstituierenden Sitzung im Wissenschaftspark am Dienstag über die Arbeiten auf dem Gelände Auskunft erteilen sollte, konnte den BV-Mitgliedern nur so viel mitteilen: „Weder liegt uns ein offizieller Bauantrag vor, noch haben wir dem Gremium Genehmigungen vorenthalten.“ Im Dezember soll es Gespräche zwischen Stadt und Investor geben. Letzterer hatte sich auch mal als Retter des Fußballvereins SG Wattenscheid 09 versucht.
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XXL-Garagenpark in Gelsenkirchen: Bochumer Oguzhan Can lockt mit zehn Prozent Rendite
Immobilienunternehmer Oguzhan Can will auf dem 12.220 Quadratmeter umfassenden Grundstück 220 XXL-Garagen errichten, jede acht Meter lang und 3,50 Meter breit. Miethöhe: 165 Euro monatlich plus Nebenkosten. Mindestmietdauer sind zwölf Monate. Im zehnseitigen Exposé wirbt der Bochumer Geschäftsmann mit einer Bruttomietrendite von 10,46 Prozent. Dort sind auch Investitionskosten von rund 4,2 Millionen Euro aufgeführt. Tatsächlich, so Can, „haben sich diese Kosten etwas erhöht auf jetzt circa fünf Millionen Euro.“ Früher war dort „Am Dördelmannshof 5“ die alte Schlosserei „Berchem & Schaberg“ zu Hause.
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Sitzung mit Mund-Nasen-Schutz - AfD-Vertreter ohne
Der Abbruch von Gebäuden und baulichen Anlagen bis zu 300 m³ umbauten Raum ist in NRW genehmigungsfrei . Das hat die Stadt auf der Sitzung der BV klargestellt.
Geht das Gebäudevolumen darüber hinaus, ist der Abbruch, soweit nicht anders bestimmt, genehmigungspflichtig.
Bei der Sitzung der Bezirksvertretung Süd trugen Zuhörer wie Bezirkspolitiker einen Mund-Nasen-Schutz . Ein Vertreter der AfD legte ein Schriftstück vor, das ihn vom Tragen der Maske befreit.
Die Pläne Cans dürften in Gelsenkirchen auf Widerstand stoßen, so viel ist jetzt schon klar. In der Sitzung der Bezirksvertretung Süd unter der Leitung des alten und neuen Bezirksbürgermeisters Michael Thomas Fath (SPD) betonten sowohl SPD als auch CDU, dass sie die Örtlichkeit als Einzelhandelsstandort sehen, hier dringend beispielsweise noch ein Drogeriemarkt angesiedelt werden müsse. In der Nähe befinden sich bereits ein Supermarkt und ein Discounter (Rewe/Aldi).
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Bei den Gewerbetreibenden im Umfeld ging bislang die Sorge um, „dass möglicherweise eine Wohnbebauung vorgesehen ist“. So war es vor Ort zu hören. „Das wäre kaum vereinbar“, hieß es weiter. Der alteingesessene Rohstoffhandel Heinrichs und die Schlosserei Grundmann gehören unter anderem zu Betrieben, die Emissionen verursachen, beispielsweise Lärm und Staub.
Bezirksverordnete sauer: Stadt Gelsenkirchen stoppt Kita-Anbau entgegen Beschluss
Ärger und Diskussion gab es auch hinsichtlich des geplanten Kita-Anbaus an der Lothringer Straße in Rotthausen. Die Bezirksverordneten fühlen sich schlichtweg übergangen, als sie in der Sitzung von dem Aus des Projektes erfuhren. „Entgegen der Beschlussvorlage, und der hat nach wie vor Bestand“, so das Credo der empörten Mitglieder, „hat man uns nicht darüber informiert, dass die Planungen eingestellt worden sind“.
In Betrieb gehen sollte der Anbau für zwei Gruppen bereits im August 2018. In der BV hat es lange vorher dafür grünes Licht gegeben. Aber: Das Projekt ist vonseiten der Verwaltung mittlerweile eingestellt worden, nachdem die veranschlagten Kosten explosionsartig auf 3,1 Millionen Euro gestiegen sind. „Zu teuer“, hieß es von der Stadt mit Blick auf den Neubau für vier Gruppen an der Middelicher Straße, der im Vergleich nur etwas mehr gekostet habe.
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Ehemaliger Feuerlöschteich macht Untergrund nicht tragfähig
Hintergrund: Ein ehemaliger Feuerlöschteich führt dazu, dass der Untergrund nicht tragfähig ist. Für einen Bau darüber müsste der Untergrund aufwendig durch sogenannte Pfahlgründungen verstärkt werden, um Standfestigkeit zu garantieren. Ein externer Architekt wurde mit ins Boot geholt, sogar eine Drehung des Baus wurde als Optimierung ins Auge gefasst. Es half alles nichts, mit jedem Schritt wuchsen die Kosten – von 350.000 über 500.000 bis hin zu aktuell 3,1 Millionen Euro. Aber: Auf alten Fotos sei der später zugeschüttete Feuerlöschteich gut erkennbar, folglich hätten das die Planer vorher sehen können, lautete die zusätzliche Kritik.
Die Frage: Bei all den Kosten, die Planungen, Gutachten und mehr für den Kita-Anbau aufgehäuft haben, ist es da richtig, das Projekt nun gänzlich einzustampfen? Ein weiteres Thema neben dem Gewerbegebiet Dördelmannshof, das viele kontroverse Diskussionen nach sich ziehen wird in der Gelsenkirchener Politik.
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