Gelsenkirchen. In Zeiten des Corona-Shutdowns ist der Besuch von öffentlichen Toiletten in Gelsenkirchen schwieriger geworden. Hier gibt’s die Infos zu den WCs.

In dieser Woche, genau gesagt am Donnerstag, 19. November, wird der Welttoilettentag begangen. Was auf den ersten Tag vielleicht wie ein anrüchiger Gag klingt, hat in Wirklichkeit einen ernsten Hintergrund: Laut einem Bericht der Vereinten Nationen leben auf der Erde mehr als 2,5 Milliarden Menschen ohne Zugang zu einer ausreichenden Sanitärversorgung.

Zugang zu Toiletten in Gelsenkirchen ist reichlich vorhanden. Oder?

Von solchen Problemen sind die Menschen in Gelsenkirchen zum Glück nicht betroffen, Zugang zu Toiletten ist hier reichlich vorhanden. Oder? Für die heimischen Wände mag das ja tatsächlich gelten, beim Bummel durch eines der beiden Zentren von Gelsenkirchen wird das Ganze aber schon schwieriger.

Davon berichtet zum Beispiel WAZ-Leserin Ursel Gotschol. Sie war kürzlich in der Buerschen Innenstadt, als sie ein menschliches Bedürfnis überkam. Die Suche nach einer Toilette gestaltete sich allerdings problematisch. „Normalerweise wäre ich in ein Eiscafé oder so gegangen und hätte dort gefragt, ob ich einmal die Toilette benutzen darf“, so Ursel Gotschol. Das erwies sich aber wegen des Corona-Shutdowns als unmöglich: Gaststätten sind bekanntlich derzeit geschlossen.

Eine Leserin fragt: Gibt es in Buer keine öffentlichen Toiletten mehr?

Ein Kaufhaus gibt es in Buer auch nicht mehr, und so stellte sich Ursel Gotschol die Frage: Gibt es in der Stadt keine öffentlichen Toiletten mehr?

Die Toilette am Russellplatz in Gelsenkirchen-Buer hat nur bei Veranstaltungen auf der Domplatte geöffnet.
Die Toilette am Russellplatz in Gelsenkirchen-Buer hat nur bei Veranstaltungen auf der Domplatte geöffnet. © Matthias Heselmann

Eine Bestandsaufnahme: Laut einem Faltblatt der Stadt Gelsenkirchen, das eine Übersicht über die öffentlichen WCs in der Stadt liefert, sowie einem entsprechenden Eintrag auf der Stadt-Homepage sollte es in Buer mehrere Möglichkeiten geben, eine Toilette aufzusuchen . Doch beim genauen Hinsehen steckt der Teufel im Detail.

Springemarkt: Hier handelt es sich um eine Toilette, die an den Markttagen Dienstag, Donnerstag und Samstag geöffnet sein soll – allerdings weist ein Schild darauf hin, dass die Anlage nur für Markthändler bestimmt ist.

Rathaus Buer: Im Rathaus gibt es tatsächlich Toiletten, die zu den Öffnungszeiten zugänglich sind. Allerdings ist das Rathaus ein Stück weit von der Fußgängerzone entfernt.

Linden-Karree: Dort befindet sich die Stadtteilbibliothek Buer, die Toilette ist zugänglich, allerdings auch nur während der Öffnungszeiten der Bücherei.

Auch auf der Bahnhofstraße fehlt es an öffentlichen Toiletten

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Derzeit geschlossen sind die Toiletten im Kunstmuseum sowie am Busbahnhof. Zwei weitere Toilettenanlagen in der Buerschen City sind zwar ausgeschildert, aber gar nicht beziehungsweise nur beschränkt zugänglich: Am Russellplatz gibt es eine Toilette, die lediglich bei Veranstaltungen auf der Domplatte geöffnet hat, an der Hochstraße 52 befindet sich auf der Rückseite des Hauses eine Behindertentoilette, die jedoch nur mit einem entsprechenden Schlüssel zu öffnet ist.

Auf dem Marktplatz in Buer gilt: „Die Toiletten sind nur für die Marktmitarbeiter.“
Auf dem Marktplatz in Buer gilt: „Die Toiletten sind nur für die Marktmitarbeiter.“ © Matthias Heselmann

Eine weitere Leserin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat in der Gelsenkirchener Innenstadt ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie war mit ihren Freundinnen – wie es schon fast Tradition ist – auf der Bahnhofstraße unterwegs. Das machen sie gerne, das machen sie regelmäßig. Auch vor dem Shutdown. Da war eine Toilette noch schnell gefunden .

Die Bahnhofstoilette am Hauptbahnhof ist eine Alternative

An diesem einen Nachmittag war es jedoch ganz anders. Eine ihrer Freundinnen wollte eine Toilette aufsuchen – doch auch in der City keine Chance. „Früher kannte man seine Toiletten, wo man hinging“, erinnert sich die 70-Jährige. Heute fragt sie: „Wo kann man denn nun hin , wenn man in eine solche Situation gerät?“

Natürlich, die Bahnhofstoilette am Hauptbahnhof. Das Hering WC-Center hat täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Betreiber ist die Hering Sanikonzept GmbH, die in ganz Deutschland, an Bahnhöfen, Autohöfen, in Einkaufszentren, Kaufhäusern, in der Gastronomie Sanitäranlagen unterhält.

Öffentliche Toilette am Heinrich-König-Platz: Hier gibt es keine Erleichterung

Ein weiterer stiller Ort inklusive eines Behinderten-WCs ist im Hans-Sachs-Haus zu finden – allerdings nur innerhalb der Öffnungszeiten: montags bis freitags von 6.30 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.

Fast sechs Millionen Kubikmeter Abwasser

In den Kläranlagen auf Gelsenkirchener Stadtgebiet wurden laut Emschergenossenschaft im vergangenen Jahr insgesamt 5.778.661 Kubikmeter Abwasser gereinigt. Im Vorjahr waren es 6.255.418 Kubikmeter.

In der Spezial-Kläranlage der Emschergenossenschaft auf dem Gelände des Marienhospitals wurden 2019 21.397 Kubikmeter Abwasser entsorgt, im Vorjahr waren es 19.342. In der Kläranlage Picksmühlenbach des Lippeverbandes fielen 5.757.264 Kubikmeter Abwasser an, im Vorjahr 6.236.076 Kubikmeter.

Dann wäre da auch noch die öffentliche Toilette am Neumarkt/Heinrich-König-Platz. Doch wer hier Erleichterung sucht, sucht vergebens. Denn die Toilette ist außer Betrieb, Geld einzuzahlen unmöglich, die Tür bleibt verschlossen.

Bei Galeria Kaufhof kann man für 50 Cent zur Toilette gehen

Und was ist mit den Läden, die doch immer auch noch d ie Möglichkeit zum Toilettengang bieten ? In Restaurants ist das seit Anfang November unmöglich, wie unsere Leserin berichtet. „Essen und Trinken wird verkauft, aber zur Toilette kann man nicht mehr gehen“, sagt sie.

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Da wären aber auch noch die größeren Geschäfte, die in vielen Filialen stets die Nutzung einer Kundentoilette anbieten. Bei Galeria Kaufhof an der Bahnhofstraße können die Kunden noch zum WC – im ersten Stock der Filiale, allerdings gegen Geld. 50 Cent kostet hier der Toilettengang.

Die Benutzung der Kundentoilette bei C&A ist kostenlos – mit obligatorischem Trinkgeld

Eine weitere Alternative: C&A, ebenfalls an der Bahnhofstraße, einen Steinwurf von der Galeria entfernt. „Die Toiletten in unserer Gelsenkirchener Filiale an der Bahnhofstraße sind bereits seit längerem wieder geöffnet“, so Jens Völmicke, Unternehmenssprecher von C&A. Der Pächter halte ein striktes coronaspezifisches Hygienekonzept ein. „Zugangsregeln gibt es nicht. In dem Toilettenbereich kümmern sich während der Öffnungszeiten spezielle Servicekräfte um die Sauberkeit und Ordnung der Sanitäranlagen“, so der Völmicke weiter. Die Nutzung der Toilette sei für die Kunden grundsätzlich gebührenfrei. „Sicherlich freuen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich über ein kleines Trinkgeld als Dankeschön für den guten Service.“