Gelsenkirchen. Die Arbeiten haben begonnen: BP rüstet bis 2022 die Kraftstoff-Logistik im Stadthafen auf – mit weiteren Tanks, Pipelines und neuer Zugverladung.

65 Tanks mit 244.000 Kubikmetern Fassungsvermögen betreibt Trans-Tank im Gelsenkirchener Stadthafen. Benzin und Dieselkraftstoff, Heizöl, Chemieprodukte und Kerosin als Treibstoff für die Airlines werden hier auf Züge, Binnenschiffe und Tanklaster verladen. Der Standort ist der Dreh- und Angelpunkt für den Umschlag und Transport von Kraftstoffen sowie petrochemischen Produkten aus den BP-Raffinerien in Horst und Scholven. Und er wird wachsen.

Der Rhein-Herne-Kanal mit dem Hafenbereich und dem Tanklager von Trans-Tank.
Der Rhein-Herne-Kanal mit dem Hafenbereich und dem Tanklager von Trans-Tank. © Hans Blossey

BP investiert bis 2022 rund 45 Millionen Euro am Rhein-Herne-Kanal und baut die Logistikkapazitäten aus, vor allem aber werden sich die Transport-Schwerpunkte deutlich verändern.

40 Züge mit 22 Tank-Anhängern pro Woche

Mit technischer Unterstützung durch Evonik und weiterer Partner wird dafür eine neue Kesselwagenverladung für Kraftstoffe sowie den Flugzeugtreibstoff Kerosin gebaut. Zwei Millionen Tonnen Kraftstoffe will BP so zusätzlich auf die Schiene bringen. Rund 40 Züge mit 22 Tank-Anhängern sollen pro Woche über die Gleise rollen.

Die neue Pipeline-Strecke sowie die Standorte für drei weitere Tanks und die Kesselwagen-Füllanlage.
Die neue Pipeline-Strecke sowie die Standorte für drei weitere Tanks und die Kesselwagen-Füllanlage. © Helge Hoffmann

Zudem entstehen drei neue Großtanks mit jeweils 15.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Zusätzlich wird der Frachtanleger am Tanklager auch für Importe ertüchtigt und – von Evonik als strategischer Partner der BP – eine weitere Pipeline zur benachbarten Raffinerie im Stadtteil Horst auf der anderen Seite des Rhein-Herne-Kanals gebaut. Allein bis zu 1100 Schiffsbewegungen zwischen der Raffinerie und dem Tanklager sollen dadurch künftig pro Jahr entfallen. Mit zehn Millionen Euro beziffert Gregor Hetzke, Geschäftsführer bei Evonik Technologie und Infrastruktur die Kosten für die anderthalb Kilometer lange neue Fernleitungsverbindung und die Modernisierung der bestehenden Pipeline .

BP erweitert Stadthafen

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    16 neue Arbeitsstellen allein bei Gelsen-Log

    „Mit dem Ausbau stärken wir nicht nur die Versorgungssicherheit unserer Kunden, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Chemiestandorte Gelsenkirchen und des nördlichen Ruhrgebiets“, sagt Wolfgang Langhoff. Der Vorstandsvorsitzende der BP Europa SE ist überzeugt, „dass wir hier zukunftsgerechte Produktion und Infrastruktur schaffen“. Dafür wird BP in den kommenden zehn Jahren in Gelsenkirchen rund zwei Milliarden Euro investieren – auch in Manpower. Normalerweise haben die lokalen Raffinerien „rund 1700 Mitarbeiter, aktuell sind es über 2000 aufgrund der großen Projekte, die wir angestoßen haben“, sagt Langhoff.

    Ein starkes Signal für den Gelsenkirchener Hafen

    Bei der Stadtwerketochter Gelsen-Log soll im Sommer die Ausbildung von neuen Lokführern und Wagenmeistern beginnen.
    Bei der Stadtwerketochter Gelsen-Log soll im Sommer die Ausbildung von neuen Lokführern und Wagenmeistern beginnen. © Thomas Schmidtke

    Auch die Stadttochter Gelsen-Log wird profitieren. Der Dienstleister wickelt die Hafenverkehre ab. Dort rechnet man alleine mit 16 der insgesamt etwa 40 neuen Arbeitsplätze, darunter viele Lokführer. „Das ist ein guter Tag für die Stadt und das Chemie-Cluster im nördlichen Ruhrgebiet und ein ganz starkes Signal für den Gelsenkirchener Hafen“, stellt Oberbürgermeister Frank Baranowski Montag bei der Vorstellung des Bauprojekts im Stadthafen fest.

    Die strategische Planung läuft seit 2016, seit 2018 wird an den technischen Details gefeilt. Aktuell warten die beteiligten Unternehmen auf die finale Baugenehmigung, so Jennifer Brekau, Aral Vorstand Versorgung, Logistik und Handel. Doch vor Ort ist schon etliches in Bewegung. Baucontainer türmen sich nah der künftigen Kesselwagenverladung, Bagger heben Gruben für die ersten Fundamente aus.

    CO2-Einsparpotenzial von rund 7000 Tonnen pro Jahr

    Die Vorarbeiten für den Umbau laufen. Allein 3000 Bohrlöcher wurden bei der Kampfmittelsuche in den Grund getrieben.
    Die Vorarbeiten für den Umbau laufen. Allein 3000 Bohrlöcher wurden bei der Kampfmittelsuche in den Grund getrieben. © Olaf Ziegler

    Der Grund nebenan ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. „Da wurden allein 3000 Bohrungen für die Kampfmittelsuche abgeteuft“, sagt Michael Henkel, Geschäftsführer von Trans-Tank. Die Arbeiten laufen – unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen – im laufenden Betrieb. Lastzug um Lastzug rollt ein paar Dutzend Meter weiter mit vollem Tank und Sprit an Bord aus dem Lager zu den Zapfsäulen des Reviers. Die individuelle Tankstellenversorgung wird sich aus Langhoffs Sicht auch bei wachsender Elektromobilität nicht stark verändern. Wenn der Flughafen Düsseldorf künftig allerdings per Schiene beliefert wird, werden ab 2022 weitere rund 18.500 Tankzugfahrten entfallen. Das CO2-Einsparpotenzial wird mit rund 7000 Tonnen pro Jahr angegeben.

    >>> Verwaltung und Tanklager im Stadthafen

    Trans-Tank betreibt fünf Tanklager in Deutschland zur Tankstellen- und Flughafenversorgung sowie zum Umschlag von chemischen Produkten. Am Standort Gelsenkirchen sitzt auch die Verwaltung. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen im Gelsenkirchener Stadthafen rund 80 Mitarbeiter.

    Trans-Tank ist ein – 2011 gegründetes – Joint Venture zwischen der BP Europa SE und der Oiltanking Deutschland GmbH & Co. KG.