Gelsenkirchen-Buer. Nach dem Großbrand an der De-la-Chevallerie-Straße sind viele der Bewohner untergekommen. Wie es ihnen geht und was nun mit dem Haus passiert.
Es war eine schicksalhafte Nacht, diese Nacht auf den 24. September. Eine Nacht, die viele Gelsenkirchener nicht vergessen werden, nicht vergessen können. An der De-la-Chevallerie-Straße bricht um 2.45 Uhr auf einem der Balkone des Mehrfamilienhauses ein Feuer aus – und breitet sich schnell auf das darüber liegende Flachdach und die beiden Nachbarhäuser aus. Wie durch ein Wunder können sich die Bewohner ins Freie retten, wie durch ein Wunder wird niemand verletzt. Wie geht es Ihnen heute, sieben Wochen danach?
Großbrand in Gelsenkirchen-Buer: Betroffene Mieter finden langsam zur Ruhe
„An sich sind alle guter Dinge“, weiß Katharina Finke. Noch immer sei das Erlebte für viele der Mieter ein emotionaler Schock, aber: „Sie finden langsam, aber sicher zur Ruhe“, berichtet die Helferin. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Solidarität der Gelsenkirchener, der Bueraner mit den Betroffenen sofort so groß gewesen ist.
Es war schließlich auch eine nahezu beispiellose Hilfsaktion , an der Katharina Finke beteiligt war und ist. Nur wenige Stunden nach dem Brand schlossen sich zahlreiche Gelsenkirchener zusammen, gründeten eine Facebook-Gruppe als Plattform, um die Hilfe besser zu koordinieren. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet, mittlerweile sind knapp 18.000 Euro eingegangen. Schnell gab es so viele Kleider- und Spielzeugspenden, dass die Sammlung kurzerhand gestoppt werden musste.
Alle betroffenen Mieter haben ein neues Zuhause gefunden
Heute ist der Stand so: Alle Mieter haben bereits ein neues Zuhause gefunden beziehungsweise wollen in den nächsten Wochen umziehen. Das Geld von dem Spendenkonto wurde größtenteils ausgezahlt, die Bewohner des Brandhauses haben einen Festbetrag bekommen. In Sachen Kleiderspenden gilt: Noch immer ist das Helfer-Team dabei, die vielen eingegangenen Stücke in der eigens eingerichteten Kleiderkammer in Hassel zu sichten.
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Noch bis Ende des Jahres soll die Kleiderkammer bestehen bleiben, ab Ende November wollen sie die Spenden einpacken, um sie an andere Bedürftige zu verteilen. „Das haben auch die Bewohner von Anfang an gesagt: Was nicht gebraucht wird, kann weitergegeben werden.“ So sind die Helfer und Unterstützer derzeit dabei, eine Liste mit weiteren sozialen Aktionen auf Gelsenkirchener Stadtgebiet und aus anderen Städten zu erstellen.
Die Ursache des Großbrandes in Buer war wenige Tage nach dem Unglück klar
Die Ursache des Brandes indes war relativ schnell klar , nur wenige Tage nach dem Unglück: Auslöser war der fahrlässige Umgang mit einer Flamme. Das haben die Ermittlungen eines Brandsachverständigen ergeben. Ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Brandlegung gegen den Mieter der Wohnung im vierten Obergeschoss, sei eingeleitet, bestätigte die Gelsenkirchener Polizei Ende September.
Das Verfahren liegt nun auf dem Schreibtisch der Essener Staatsanwaltschaft. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne man aber noch keine weiteren Angaben machen, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der Redaktion. Kurzum: Die Ermittlungen dauern an.
Teilweise wollen die Geschäftsleute in ihre alten Ladenlokale zurück
Zwischenzeitlich haben Geschäftsleute, die in den Brandhäusern ihrer täglichen Arbeit nachgingen, schon angekündigt, wieder zurückzuwollen , zurück an die De-la-Chevallerie-Straße. Der Brautmodenladen von Angelika Ullrich und ihrer Tochter Katrin ist inzwischen an die Horster Straße 4 umgezogen. „Wenn das Gebäude an der De-la-Chevallerie-Straße saniert ist, ziehen wir wieder zurück“, sagte Angelika Ullrich Mitte Oktober.
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Dursun Inan, der Inhaber des Tätowierstudios „Dark Tattoo“ hat an der Horster Straße 118 ebenfalls ein neues Lokal gefunden – und möchte nicht zurück. Zu groß die Bedenken wegen der Schimmelbildung innerhalb des Gebäudes und einer möglichen Beeinträchtigung der Stabilität durch die immensen Mengen an Löschwasser.
Noch immer tropft im Gebäude das Wasser von der Decke
Egmont Schulze Pellengahr ist der Eigentümer der Immobilie – er sagt nach diesen ersten Wochen des Aufräumens: „Wir sind im Zeitplan.“ Das gesamte Gebäude ist eingerüstet, die Dachabdichtung für den bevorstehenden Winter vorgenommen, der Schutt weitestgehend beseitigt. Nun geht es an die Sichtung und die Entkernung der einzelnen Wohnungen. Die Mieter müssten nun, so Egmont Schulze Pellengahr, die letzten noch in den Wohnungen verbliebenen Dinge herausholen. Das gesamte Gebäude sei stark vom Löschwasser betroffen , noch immer tropfe das Wasser von der Decke. „Die Trocknungsvorgänge sind langwierig“, weiß Schulze Pellengahr auch.
Der Held, der keiner sein möchte
Beim Großbrand an der De-la-Chevallerie-Straße wurde zum Glück niemand verletzt. Dass es so war, ist größtenteils einem der Bewohner der Häuser zu verdanken. Der Berufskraftfahrer Karsten Höhne hatte sich um kurz vor drei Uhr nachts auf den Weg zu seiner Arbeit gemacht.
Bereits im Hausflur fällt ihm der Qualmgeruch auf, als er auf die Straße ins Freie tritt, sieht er Flammen, an einem der Balkone im Dachgeschoss. Er zögert nicht eine Minute, weckt einen Nachbarn aus der ersten Etage – mit ihm holt er alle anderen Mieter aus ihren Betten und den Wohnungen.
„Ich bin kein Held“ , sagt Karsten Höhne, nicht mal zwei Tage nach dem verheerenden Brand. „Ich habe nur in einer Notsituation sofort reagiert und das getan, was selbstverständlich war.“
Mit Blick auf die nächsten Monate verweist der Eigentümer auf „Überlegungen im Trockendock“, wie er es nennt. Die Frage sei, ob man die Gebäude in ihrer Aufteilung so lässt, oder ob man Veränderungen vornehmen kann beziehungsweise über Verbesserungsmöglichkeiten nachdenkt und nachdenken sollte. Das alles wiederum sei aber auch eine Sache des Baurechts, so Schulze Pellengahr weiter.
Eigentümer rechnet mit einer Sanierungszeit von zwölf Monaten
Es gibt also viel zu tun in den Häusern an der De-la-Chevallerie-Straße . Schulze Pellengahrs vorsichtige Schätzung: „Wir müssen von zwölf Monaten mindestens ausgehen.“ Ziel aller Sanierung und Renovierung sei aber, den Geschäftsbereich schneller in Gang zu bringen. Damit auch wieder eine weitere Belebung im Kern von Buer stattfinden kann. Schulze Pellengahr gibt sich zuversichtlich – schließlich laufe die Arbeit mit den Firmen „zufriedenstellend“.
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