Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen steigt die Zahl wilder Müllkippen drastisch an – Flaschen, Pappkartons und anderer Unrat. So viele Fälle gibt es zu bewältigen.

  • Seit dem Frühjahr registriert die Stadt Gelsenkirchen vermehrt wilde Müllkippen.
  • Für die Stadt Gelsenkirchen sind die wilden Müllkippen mit einem hohen personellen Aufwand verbunden. Deshalb versucht sie, den Übeltätern auf die Spur zu kommen.
  • Rund jeder zweite Versucher einer wilden Müllkippe wird in Gelsenkirchen bestraft.

Es gibt schönere Anblicke als dieser Haufen aus Schrott, Holzbrettern und Pappkartons, an dem eine Leserin aus Gelsenkirchen-Beckhausen im Bereich Sutumerfeldstraße/Adlerstraße regelmäßig mit dem Hund vorbeiläuft. Sie berichtet, dass im Laufe der Zeit auch Autofelgen, ein alter Gartenstuhl und ein Kratzbaum dazugekommen sind. Es waren nicht die einzigen Fotos und Hinweise, die in den vergangenen Tagen im Redaktionspostfach der WAZ gelandet sind.

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Auch die Stadt stellt seit dem Frühjahr verstärkt wilde Müllhaufen an den Altglas-, Altpapier- und Altkleidercontainern fest, wie Tobias Heyne, Sprecher von Gelsendienste, auf Nachfrage verrät: „Hier geht es insbesondere um Kartonagen, die einfach unzerkleinert neben die Container gestellt werden.“ Eine mögliche Ursache könnte eine durch die Corona-Pandemie bedingte Veränderung im Einkaufsverhalten der Leute sein, die nun überwiegend online bestellen. Auch Flaschen, Hausmüll und Reste von Renovierungsarbeiten seien häufig Hauptbestandteil wilder Müllkippen im Stadtgebiet.

Gelsenkirchen: Wöchentlich 100 wilde Müllkippen mit Sperrmüll und Elektrogeräten

Während es in anderen Ruhrgebietsstädten konkrete Zahlen zu diesem Problem gibt (s. Infobox), muss in Gelsenkirchen bei der Beseitigung illegaler Müllkippen nach der Art des Abfalls unterschieden werden. „Im Bereich Sperrmüll und Elektrogeräte haben wir pro Woche rund 100 Stellen ohne Termin“, sagt Heyne: „Andere Ablagerungen werden zumeist über unser Team der Geländereinigung entsorgt. Hier haben wir es im Durchschnitt mit etwa 200 Stellen pro Woche zu tun.“

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All das ist mit einem hohen personellen Aufwand verbunden. Deshalb versucht die Stadt, den Übeltätern auf die Spur zu kommen. Seit 2016 sind bei Gelsendienste Mülldetektive im Einsatz. „Sie prüfen vor Ort, ob sich in den Ablagerungen Hinweise auf deren Ursprung finden lassen. Darüber hinaus nehmen sie Beobachtungen aus der Nachbarschaft auf, prüfen eingegangene Meldungen und kontrollieren regelmäßig bekannte Schwerpunktstellen“, erklärt Heyne die Arbeit der beiden Teams. Außerdem habe das Entsorgungsunternehmen einen privaten Wachdienst mit der Überwachung von Problemstellen beauftragt, der auch außerhalb der Dienstzeiten im Einsatz ist und Vergehen dokumentiert.

Wilde Müllkippen in Gelsenkirchen: Fast jeder zweite Übeltäter wird bestraft

Im Jahr 2019 habe Gelsendienste insgesamt 868 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. „Zu 398 Verfahren haben wir von der Bußgeldstelle der Stadt Gelsenkirchen die Rückmeldung erhalten, dass der Bußgeldbescheid rechtskräftig geworden ist. Auch in den Vorjahren lag diese Quote bei rund 50 Prozent“, berichtet Heyne. Der Verursacher müsse nicht nur das Bußgeld – je nach Art und Menge des Abfalls werden 300 bis 500 Euro fällig –, sondern auch die Entsorgung bezahlen.

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Dennoch kommen viele um eine Strafe herum, weil sie nicht erwischt werden. „Sofern die Verursacher der illegalen Ablagerungen nicht herangezogen werden können, muss bedauerlicherweise die Allgemeinheit für die Kosten aufkommen“, betont Heyne.

Bürger haben wichtige Rolle bei der Beseitigung von wilden Müllkippen in Gelsenkirchen

Apropos Allgemeinheit: Der Gelsendienste-Sprecher betont noch einmal die wichtige Rolle der Bürger, die in der „GE-meldet“-App, telefonisch unter 0209 954 20 (Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr) oder per E-Mail an info@gelsendienste.de auf wilde Müllkippen aufmerksam machen und zu einem sauberen Stadtbild beitragen können.

So sieht es in anderen Städten aus

Auch andere Ruhrgebietsstädte registrieren einen Anstieg wilder Müllkippen. In Bochum lag die Anzahl im Jahr 2013 bei 1300, im Jahr 2017 bei 2386 und im Jahr 2019 bei 3400 Beschwerden. So mussten im vergangenen Jahr 743 Tonnen Müll aus wilden Kippstellen entsorgt werden, wie Stadtsprecher Thomas Sprenger auf Nachfrage mitteilte. Dafür musste die Stadt 1.488.800 Euro an Logistik- und Entsorgungskosten berappen.

In Mülheim stieg die Zahl wilder Müllkippen von 937 im Jahr 2015 auf 1351 im vergangenen Jahr. Entsprechend schnellten auch die Kosten in die Höhe. Lag die Summe zur Beseitigung 2015 noch bei 16.800 Euro waren es 2019 mit knapp 39.500 Euro mehr als das Doppelte.

Handele es sich hierbei um Hinweise zu einer unerlaubten Müllentsorgung auf einem nicht-städtischen Grundstück, erläutert Heyne, sei nicht die Stadt für die Beseitigung zuständig, sondern der Grundstückseigentümer: „Gerade bei offen zugänglichen Bereichen ist der Eigentümer für die Bürger oftmals nicht erkennbar. Wir geben in solchen Fällen die Informationen dann weiter, zum Beispiel an den RVR oder die Emschergenossenschaft, die sich dann um die Entsorgung/Reinigung kümmern.“ Damit der Anblick wieder ein schönerer ist.

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