Gelsenkirchen-Buer. Viele Gelsenkirchener sind vor dem zweiten Lockdown noch einmal ausgegangen. Gibt es Verständnis für die erneuten Corona-Einschränkungen?
Das letzte Bier vor Toresschluss genießen, das letzte Mal mit Freunden essen gehen, bevor dann im November nichts mehr geht: Das hat am Samstag viele Menschen in die buersche Innenstadt gezogen. An den meisten Orten geht es dennoch ganz gesittet zu, halten sich alle an die Regeln, sind traurig aber vielfach auch verständnisvoll.
Alles wirkt ganz normal beim Gang durch die Stadt. Es gebe auch keine „Fassleerung“ am Abend, erzählt Liane Bottermann vom Verein, der das „Zutz“ betreibt. Andernorts warten gastronomische Betriebe mit Rabatten auf verderbliche Getränke wie Fassbier auf. Das aber sei, so die Bueranerin, angesichts der aktuellen Stimmung recht unpassend. „Wir werden nachher traurig sein.“
Ärger über Maskenverweigerer
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Soweit jedoch ist es noch nicht. Am Nebentisch genießen Tina und Gisbert ihr „Halloween-Dinner“. Da sei, so sagen sie, schon lange reserviert gewesen. Vom Lockdown halten beide wenig. „Es ist frustrierend für alle. Und ich sehe die Gefahr, dass die privaten Feiern zunehmen und die Zahlen steigen werden“, meint er. „Wenn sich jeder an die Regeln hält, dann ist doch alles möglich“, sagt sie und weiß, dass eben hier das Problem liegt. „Man geht über die Straße und sieht gefühlt zehn Prozent der Menschen ohne Maske. Da ärgert man sich natürlich.“
Auf der anderen Straßenseite warten mehrere Gruppen von Menschen vor dem türkischen Schnellrestaurant. Drinnen ist es bis zum letzten Platz gefüllt. „Wir wollten uns noch einmal mit der Familie treffen“, sagt eine wartende junge Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. Ihr Begleiter ist das Warten schon leid. „Das ist doch Schwachsinn. Jetzt stürmen alle noch einmal raus. Was glauben sie, wie sich die Zahlen in den nächsten Tagen entwickeln? Die sollten sich lieber mehr um die Rückverfolgung kümmern und die Einhaltung der Quarantäne“, sagt er.
Der Lockdown als einzige Chance
Lockere Stimmung herrscht in der „Lounge 1“ an der Blindestraße. Zum letzten Mal vor dem Lockdown. Sonntag ist hier Ruhetag. Wirtin Sofia Biancolin ist sichtlich bewegt angesichts der Schließung, wirbt aber an den Tischen für Verständnis – auch für einen längeren Lockdown. „Ich denke, vor dem 1. Januar öffnen wir nicht wieder. Aber wir müssen schließen. Das ist unsere einzige Chance!“ Dann verweist sie auf die dramatische Situation in der italienischen Heimat.
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Landesweite Regeln
Ab Montag, 2. November, gilt im ganzen Land ein Teil-Lockdown, der die Gastronomie einbezieht. Die Läden müssen schließen. Restaurants dürfen Gerichte aber weiterhin ausliefern.
Die Regeln gelten zunächst bis Montag, 30. November. Was genau in NRW vorgeschrieben oder verboten ist, beantwortet das Bürgertelefon des Landes unter 0211/91191001.
Etwas bedrückt ist auch Simon. „Ich sitze hier mit dem Bewusstsein, dass ich viele Leute lange nicht mehr sehen werde“, spielt er auf das an, was in Buer so besonders ist: Man geht allein raus und trifft ganz automatisch viele Bekannte, mit denen man nie verabredet war. „Ich werde durch die Schließung ganz persönlich eingeschränkt und mir werden diese Kontakte fehlen“, sagt er und fügt an: „Die Zahlen gehen immer höher, die Ärzte bestätigen, dass Menschen krank sind, zum Teil versterben, da ist ein Lockdown jetzt einfach wichtiger“.
Auch am Nachbartisch schwanken sie zwischen Betroffenheit und Verständnis für die Maßnahmen. „Jetzt steht der dunkle November an, da ist das schon traurig. Jetzt trifft man die Leute höchstens noch im Supermarkt“, sagt Daniela. Sie ist gekommen, weil es letztmals möglich ist, wäre sonst vielleicht zu Hause geblieben. „Ich dachte, noch einmal Small Talk halten, ein Bierchen trinken, Bekannte treffen, das muss einfach sein.“
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