Gelsenkirchen-Heßler. 100 Städte waren beim bundesweiten Aktionstag dabei. In Gelsenkirchen erklärt ein Schild am Westfriedhof die Hintergründe der Empfehlung.

Im März 2020 ist die Friedhofskultur in Deutschland auf Empfehlung der deutschen UNESCO-Kommission und per Beschluss der Kultusministerkonferenz in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. In diesem Rahmen hat sich Gelsenkirchen als eine von mehr als 100 Städten in ganz Deutschland an der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ beteiligt.

Andreas Mäsing, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. (VFFK), Sabine Otthöfer, Abteilungsleitung Stadtbildpflege bei Gelsendienste, und Bürgermeisterin Martina Rudowitz (v. l.) präsentieren das Hinweisschild vor der denkmalgeschützten Trauerhalle auf dem Westfriedhof in Gelsenkirchen-Heßler.
Andreas Mäsing, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. (VFFK), Sabine Otthöfer, Abteilungsleitung Stadtbildpflege bei Gelsendienste, und Bürgermeisterin Martina Rudowitz (v. l.) präsentieren das Hinweisschild vor der denkmalgeschützten Trauerhalle auf dem Westfriedhof in Gelsenkirchen-Heßler. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Bei einem Festakt auf dem Westfriedhof wurde nun ein Schild angebracht, das auf die Ernennung der Friedhofskultur zum immateriellen Kulturerbe und die vielseitige Bedeutung der Friedhöfe für die Stadtgesellschaft hinweist. In ihrem Grußwort führte Bürgermeisterin Martina Rudowitz aus: „Die Eintragung in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes ist eine ganz besondere Auszeichnung für die Friedhofskultur auch in unserer Stadt und somit für die Menschen, die unsere Friedhöfe zu Orten der Trauer, des Innehaltens, der persönlichen Gestaltung und Kreativität machen.“

Auftrag zur Entwicklung

Andreas Mäsing, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur (VFFK), schloss an: „Der Kulturraum Friedhof ist nicht nur ein Ort für die Toten, sondern ein besonderer Ort für die Lebenden. Er ist ein einzigartiger Ausdruck aktiver und gelebter und lebendiger Kultur, an dem sich jeder Mensch einbringen kann. Die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe ist ein Auftrag an uns alle, die Friedhofskultur weiterzuentwickeln und lebendig zu halten.“

Selbstverständlich in den Städten

Täglich kommen zahlreiche Menschen auf die Friedhöfe, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Dabei wird nicht nur getrauert und erinnert: Menschen kommen, um Gräber zu gestalten und zu pflegen, andere, um sich eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen, und wiederum andere, um zu arbeiten. Der Friedhof ist also ein Ort, an dem gelebt wird, und der zu unseren Städten ganz selbstverständlich dazu gehört.

Spiegel der Gesellschaft

Über Generationen entstandene Trauerrituale helfen, mit dem Verlust von Menschen zurechtzukommen. Vor allem aber ist die Friedhofskultur ein eindrucksvoller Spiegel der Gesellschaft, der wie ein Seismograph die Veränderung unseres Lebensumfelds sichtbar macht. So wirken sich gesellschaftliche Veränderungen wie die Abkehr von klassischen Partner- und Familienstrukturen, die wachsende Mobilitätsanforderung der Wirtschaft, die Sehnsucht nach einem Leben in Einklang mit der Natur, der demografische Wandel, wachsende Individualisierungswünsche bis hin zu steigender Preissensibilität auch sichtbar auf die Nachfrage und Gestaltung der Gräber aus.

Die Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ wurde vom Kuratorium „Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ initiiert. Weitere Infos unter: www.kulturerbe-friedhoefe.de