Gelsenkirchen-Heßler. 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs unterstreichen auf dem Gelsenkirchener Westfriedhof alle Redner die Bedeutung der Erinnerung.
Die Vizepräsidentin des Landtags NRW, Carina Gödecke, hat bei der Gedenkstunde des Volksbunds Kriegsgräberfürsorge auf dem Westfriedhof in Heßler an den Überfall deutscher Truppen auf Polen erinnert, mit dem heute vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg begann. Sie rief alle Demokraten und alle Demokratien auf, für den Frieden einzustehen.
Im Zweiten Weltkrieg seien der europäische Kontinent und viele Teile der Welt verwüstet, unzählige Juden Europas ermordet, Millionen von Soldaten und Zivilisten gestorben und Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben worden, führte Gödecke aus. „Die Verbrechen, die vor 80 Jahren von Deutschen und in deutschem Namen begangen wurden, sind kaum in Worte zu fassen. Deutschland trägt die Verantwortung für die Auslöschung polnischer Städte und Dörfer mit fast sechs Millionen Ziviltoten.“
Annäherung von Polen und Deutschland
Die Vizepräsidentin dankte dem polnischen Generalkonsul Jakub Wawrzyniak für die Möglichkeit, den Gedenktag gemeinsam zu begehen: „Es war nicht selbstverständlich, dass nach Jahren der Sprachlosigkeit wieder Vertrauen und Freundschaft zwischen Deutschen und Polen wachsen konnte. Es war nicht selbstverständlich, dass unserem Land die Chance zuteil wurde, in die internationale Staatengemeinschaft zurückkehren zu dürfen. Heute können wir gemeinsam erinnern, gedenken und trauern, als persönliche Freunde und als Teil der europäischen Familie. Das werden wir niemals vergessen.“
Gödecke hob die Bedeutung der Gedenkstätten hervor: „Krieg und seine Folgen sind nie abstrakt. Das Leid
Tafel erläutert Details
Auf dem Westfriedhof in Gelsenkirchen-Heßler sind 874 Tote des Zweiten Weltkriegs begraben, insgesamt 1143 Tote aus beiden Weltkriegen. Darunter befinden sich gefallene Soldaten, zivile Bombenopfer, Zwangsarbeiter aus unterschiedlichen Nationen und Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, sprach in Vertretung von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet ein Grußwort und legte einen Kranz nieder.
Die Informationstafel wurde neben der Trauerhalle am Hauptweg vom Eingang des Westfriedhofs am Grawenhof zum Kriegsgräberfeld Nr. 7 mit dem Mahnmal aufgestellt.
wird erst begreifbar, wenn Opfer nicht nur eine Zahl sind, sondern die Gräber an die konkreten Schicksale der Menschen erinnern. In den Gedenkstätten und Programmen des Volksbundes bekommen die Opfer des Krieges einen Namen und ein Gesicht. Bewahren wir als engagierte Demokratinnen und Demokraten ihr Andenken! Der 1. September 1939 und seine Folgen sind Mahnung und Auftrag für uns alle, für den Frieden in Europa einzustehen.“
97 Informationstafeln im ganzen Land
Thomas Kutschaty, Staatsminister a. D. und Vorsitzender des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge, betonte bei der Einweihung der neuen Informationstafel, dass oft genug Kriegsgräber 80 Jahre nach Beginn des Krieges kaum noch wahrnehmbar seien. „Wir müssen die Erinnerung auf unterschiedliche Weise wachhalten, an
die Auslöser und die Folgen des Kriegs und die vielen Opfer erinnern. Aktive Friedensarbeit für die Zukunft muss bedeuten: Nie wieder Krieg.“ In Nordrhein-Westfalen, rechnete er zusammen, seien in den letzten 30 Jahren allein 97 solcher Informationstafeln aufgestellt worden.
Alle Redner drückten ihre Freude darüber aus, dass an der Gesamtschule Berger Feld eine sehr intensive Forschungsarbeit geleistet werde, um über die Beschreibung von Einzelschicksalen vieler der Kriegstoten Geschichte lebendig und persönlich werden zu lassen. Der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak, dessen Großvater im Konzentrationslager Dachau und dessen Großmutter Zwangsarbeiterin in Deutschland war, dankte den Schülerinnen und Schülern besonders. Sie gestalteten an den vier weiteren Kriegsgräberstätten auf dem Westfriedhof bei einem geführten Rundgang die einzelnen Stationen thematisch.
Mit einem Gebet der Religionsgemeinschaften und einem Empfang im evangelischen Gemeindehaus klang die zentrale Gedenkveranstaltung aus.