Gelsenkirchen. In Corona-Zeiten sind Alzheimer-Patienten aus dem Blick geraten. Gelsenkirchener Experten vom Altersmedizinischen Zentrum wollen gegensteuern.
Am Montag, 21. September, ist Welt-Alzheimertag. Eigentlich hatte das in Gelsenkirchen dicht geknüpfte Alzheimer-Netzwerk für dieses Jahr zahlreiche Aktionen und Angebote zur Information und Entlastung für Angehörige, Pflegende und Betroffene geplant. Sie standen unter dem diesjährigen Motto „Wir müssen reden“ – sie alle fallen nun Corona zum Opfer. Schließlich gehört gerade die Zielgruppe zu den Risikopatienten.
Lockdown war für Alzheimer-Patienten und Angehörige besonders bitter
Reden über Alzheimer müsse man trotzdem, sogar gerade in der Corona-Krise, betonen jedoch die Geronto-Psychiaterin und Leitende Oberärztin der Psychiatrie und Psychotherapie am Elisabeth Krankenhaus, Dr. Andrea Erdmann, sowie Dr. Andreas Reingräber, Chefarzt der Geriatrie am St. Josef Hospital. Beide Kliniken gemeinsam arbeiten als altersmedizinisches Zentrum, sind beim Thema Alzheimer und Demenz wichtige Anlaufstellen.
Andrea Erdmann: „Gerade in der Corona-Hochphase waren Demente und ihre Angehörigen kaum noch ein Thema.“ Und das, obwohl gerade sie im Lockdown besonders betroffen waren, auch durch wegfallende Entlastungsangebote für Angehörige. Für Betroffene in Heimen und Kliniken war die Situation besonders bitter, wenn die dringend notwendigen sozialen Kontakte über Besuche gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich waren. Die Tagesklinik im St. Josef in Horst etwa kann wegen der Corona-Einschränkungen noch nicht wieder arbeiten, bei der Frührehabilitation gibt es allerdings fast keine Einschränkungen mehr. „90 Prozent in dem Bereich sind Einzeltherapien, da gibt es keine Probleme“, versichert Dr. Andreas Reingräber.
Erster Ansprechpartner sollte der Hausarzt sein
Aber es geht den beiden Medizinern nicht allein um die Betroffenen, bei denen die Diagnose Alzheimer bereits gestellt ist. Es geht vielmehr auch um rechtzeitiges Erkennen der Erkrankung beziehungsweise deren erster Symptome und entsprechendes Gegensteuern. Der erste Ansprechpartner sollte in der Regel der Hausarzt sein, der den Patienten schließlich kennt und der bei Bedarf auch weiter überweisen kann. Aber auch die Ambulanz am Elisabeth Krankenhaus in Erle sei für Nachfragen und Gespräche bereit, betont Andrea Erdmann.
Depressive Verstimmungen als Warnsignal
Symptome, die eine beginnende Alzheimer-Erkrankung ankündigen können, sind depressive Verstimmungen, eine Veränderung der Sprache, die eingeschränkte Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, abnehmende Merkfähigkeit und schließlich der Rückzug von allen sozialen Kontakten. „Viele meinen, diese Symptome seien für ältere Menschen ganz normal, man könne nichts tun. Aber bei frühem Erkennen ist ein aktives Gegensteuern durchaus möglich“, erklärt Andrea Erdmann.
Die psychiatrische Institutsambulanz im Elisabeth-Krankenhaus ist erreichbar unter 0209 70039395, montags von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, dienstags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr.