Gelsenkirchen. Bei der OB-Wahl gehen Karin Welge (SPD) und Malte Stuckmann (CDU) in die Stichwahl. Grüne verdoppeln ihr Ergebnis, AfD kommt auf 12,9 Prozent.
„Karin, Karin, Karin“-Rufe schallen durchs Bürgerforum. Der Beifall ist stürmisch. Die Sozialdemokraten wirken um kurz nach 20 Uhr im Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus so, als hätten sie einen grandiosen Sieg bei der Kommunalwahl eingefahren. Sie feiern ihre Spitzenkandidatin euphorisch. Immerhin: OB-Kandidatin Karin Welge hat sich klar behauptet, kommt auf 40,4 Prozent der Stimmen – weit weg vom Traumergebnis von Frank Baranowski 2014. Er fuhr damals 67,4 Prozent ein. Die SPD büßte ihre absolute Mehrheit ein und kam auf 35,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,5 Prozent. Eine neue Minusmarke.
Stichwahl für OB-Amt: Neuer Wahlkampf für die Gelsenkirchener SPD
„Es geht ja weiter. Ich finde, die 40 kann sich sehen lassen bei diesen Rahmenbedingungen“, sagt Welge und stimmt die Genossen bereits wieder auf Wahlkampf ein: „Lasst uns ab morgen wieder auf die Straße gehen. Für Recht und Ordnung, gegen Fremdenhass, lasst uns für Solidarität eintreten.“
Welge ist in der Stichwahl, in 14 Tagen wird sich zeigen, ob sie oder CDU-Kandidat Malte Stuckmann das OB-Amt bekleiden. Die Christdemokraten haben zugelegt, allerdings nur gut zwei Prozent und damit weit weniger als ihr OB-Kandidat. Der holte 25,1 Prozent. 2014 kam Werner Wöll als Kandidat gerade auf 17,1 Prozent.
Der neue Gelsenkirchener Stadtrat wird deutlich grüner
Unter „ordentlich“ dürften die Kandidaten von Grünen, WIN, FDP und Linke ihre Ergebnisse verbuchen. Anders sieht es auf Parteiebene aus. Der neue Rat der Stadt wird deutlich grüner: Von 5,9 Prozent sprangen die Grünen auf 12,2 Prozent Stimmenanteil. Entsprechend groß war die Freude. Doch reichte es nicht, um als drittstärkste Kraft in den Rat einzuziehen: Das gelang der AfD. Sie kam auf 12,9 Prozent der Stimmen und ist nun die bestimmende Kraft am rechten Rand des Parteienspektrums, nachdem sich Pro NRW aus der Lokalpolitik verabschiedet hat.
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Die FDP hat ihren Stimmanteil verdoppelt und kehrt in den Rat zurück, die Linke blieb mit 4 Prozent unter ihren Erwartungen, AUF verlor leicht und kam auf 1,2 Prozent. Die Partei „Tierschutz hier“ landete bei 2,2 Prozent, die Partei holte zwei zwei Prozent der Stimmen.
Frank Baranowski: „Klare Kante gegen Versuchungen des Populismus“
„Dass absolute Mehrheiten derzeit nicht salonfähig sind, ist uns allen klar“, betont Welge am Abend. Mit dem Ergebnis, vor allem auf Landesebene, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete und Unterbezirksvorsitzende Markus Töns, könne man nicht zufrieden sein. Dennoch, stellt er fest, „haben wir einen Gestaltungsauftrag von den Wählern bekommen. Den nehmen wir wahr.“ Bei der CDU will man zumindest das Rennen um die Oberbürgermeisterwahl offen halten: „Gefeiert wird am Ende. Wir geben jetzt nochmal Vollgas“, kündigt Malte Stuckmann an.
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Der scheidende Oberbürgermeister Frank Baranowski, der nach insgesamt 16 Jahren Amtszeit nicht mehr zur Wahl antrat, kommentierte mit Blick auf die Wahlbeteiligung: „Das sind Zahlen, die niemanden zufrieden stellen können und alle Demokraten alarmieren müssen – ebenso wie das Abschneiden von Populisten. Jetzt sind alle demokratischen Kräfte im Rat aufgefordert, den Versuchungen des Populismus entschieden entgegen zu treten und klare Kante dagegen zu setzen.“