Gelsenkirchen. Wir haben Gelsenkirchener gefragt, wie kinderfreundlich sie ihre Heimat bewerten. Die Sieger in dieser Kategorie überraschen nicht.

Auf diese Frage wird es wahrscheinlich viele unterschiedliche Antworten geben: Wie beurteilen Sie die Kinderfreundlichkeit in Ihrem Gelsenkirchener Stadtteil? Wir haben den insgesamt 5775 Teilnehmern des großen WAZ-Stadtteil-Checks genau diese Frage gestellt. Mit der Bitte um eine Benotung – von Note 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend). In genau dieser Kategorie wiederholt sich nun ein Ergebnis, dass es zum Auftakt der Berichterstattung über den Stadtteil-Checks schon einmal gegeben hatte.

Stadtteil-Check Gelsenkirchen: Resser Mark bei Kinderfreundlichkeit vorn

Denn: Auch hier schneidet die Resser Mark am besten ab, mit einer Gesamtnote von 2,38. Schlusslicht ist Schalke-Nord mit 3,95. Das war schon bei der durchschnittlichen Stadtteil-Note so: Resser Mark ist der klare Sieger, dann Buer, dicht gefolgt von Resse. Schalke-Nord und Schalke bekommen die schlechtesten Noten. Und sonst? Kinderfreundlich scheinen nach den Ergebnissen auch Erle und Heßler. Bismarck hat nur wenig bessere Werte als Schalke bekommen. Und auch Scholven wird als eher nicht so kinderfreundlich bewertet.

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Erklärungen dafür gibt es viele. Fragt man die Experten aus den Reihen der städtischen Einrichtungen, hätten sie für Resse und die Resser Mark vielleicht eine: „Dort gibt es eigentlich keine Jugendeinrichtungen“, weiß Ina Woelk, Leiterin der Abteilung Jugend und Familienförderung im Referat für Kinder, Jugend und Familien. Sie vermutet aber, dass es vielmehr um den Sicherheitsaspekt gehen könnte, da, wo es ländlicher und weniger städtisch zugeht. Hier können die Kinder beispielsweise freier spielen, ohne Angst vor Autos, Straßenbahn und Co. haben zu müssen.

Kinder- und Jugendarbeit ist mit den Jahren ambivalenter geworden

Aber ist es das allein? Ein Besuch auf dem Bauspielplatz in Horst. Heute sind Ibrahim Coban und sein Team nahezu unter sich. Ein Junge hat den Weg zur Bottroper Straße an diesem Nachmittag gefunden. Zu Spitzenzeiten sind es gerne mal 30 bis 40 Kinder, die auf dieser grünen Insel der Spielseeligkeit toben, rennen, lachen.

Ibrahim Coban ist der Leiter der Einrichtung. Der 31-Jährige sagt, die Kinder- und Jugendarbeit sei mit den Jahren ambivalenter geworden. Es gebe viele neue Einrichtungen, dazu einen Haufen neuer Ideen. „Da ist aber noch Luft nach oben“, sagt der junge Mann, der in Bismarck aufgewachsen ist. Und der der offizielle von der Stadt bestellte Kinderbeauftragte West für die Stadtteile Horst und Beckhausen ist.

Gute Kinder- und Jugendarbeit hängt von den Mitstreitern ab

Coban macht diesen, seinen Job mit Leidenschaft, überhaupt wie das ganze Team, so scheint es. Oder wie Elke Hornig, die seit 20 Jahren ehrenamtlich am Bauspielplatz mitwirkt – und ohne die es überhaupt gar nicht ginge. Sowieso wird ein Großteil der Jugendarbeit eben auch durch das Engagement der Ehrenamtler getragen. Denn: „Eine gute Kinder- und Jugendarbeit hängt auch davon ab, dass man Mitstreiter hat“, weiß Ina Woelk.

Die Stadt Gelsenkirchen ist stolz auf das, nennen wir es, nahbare Stadtteilkonzept, nach dem die städtische Jugendarbeit ausgerichtet ist. Die Kinder haben kurze Wege, nach dem Prinzip: kleine Beine, kleine Wege. mal eben zum Bauspielplatz um die Ecke? Gar kein Problem. Das Jugendzentrum in Sichtweite – auch das macht das Konzept aus. „Und wir sind stolz darauf, dass wir eine Vielfalt an Einrichtungen haben“, betont Ina Woelk.

Außerschulische Bildung entscheidet über viele wichtige Dinge

Der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen geht weit über eine bloße Betreuung oder gar Bespaßung hinaus. Auf ihrem Lebensweg sei die Schule der allerwichtigste Baustein, sagt Ina Woelk. Aber: „Die außerschulische Bildung entscheidet über so viele wichtige Dinge.“ Kinder würden gerade in diesem Bereich besonders und besonders viel fürs spätere Leben lernen. Da geht es nicht zuletzt um das Erkennen von Talenten, aber auch um ihre Förderung.

Das kann Claus Menne, Leiter des Jugendzentrums Frankampstraße – Erich-Kästner-Haus, nur bestätigen. Beide sehen es ja so: Es müsste in Gelsenkirchen noch mehr in die Kinder- und Jugendarbeit investiert werden, trotzdem sei man auf einem guten Weg. Und doch: „Wir müssen ganz nah an den Familien dran sein“, so Ina Woelk. Gerade jetzt und in diesen besonderen Zeiten sollten möglichst viele Kinder und Jugendliche erreicht werden.

Verändertes Freizeitverhalten bei den Jugendlichen

Claus Menne hat beobachtet, dass die Kinder im Verlauf der vergangenen Jahre immer mehr Zeit in der Schule verbringen. Noch vor 30 Jahren hätten mehr Jugendliche seine Einrichtung besucht. Er spricht von einem „veränderten Freizeitverhalten“. Heute liegt der Schwerpunkt im Erich-Kästner-Haus auf den vielfältigen Angeboten: kreativ sein beim Basteln, Tanz-Workshops, Sportkurse. „Wir versuchen, alle Bereiche abzudecken“, sagt Claus Menne dazu.

Im Stadtteil sei das Jugendzentrum gut vernetzt, hat eine Kooperation mit der Gesamtschule Erle, dazu noch mit zwei Familienzentren. Die beiden nahe gelegenen Grundschulen sind regelmäßig mit ihren Schülern zu Gast. Viele Kinder kämen zudem aus dem Nachbarstadtteil Buer. Und das bedeutet der Begriff „Kinderfreundlichkeit“ ja auch: Dass Eltern ihre Kinder nicht allein nur gut betreut, sondern sie auch gut aufgehoben wissen.