Gelsenkirchen. Wir haben Gelsenkirchener gefragt, wie seniorenfreundlich sie ihre Heimat bewerten. Warum es hier so gute Ergebnisse beim Stadtteil-Check gibt.
5775 Gelsenkirchener haben beim Stadtteil-Check mitgemacht, ihren Heimat-Vierteln ein Zeugnis ausgestellt - und in 13 Kategorien die Noten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) vergeben. Wir wollten wissen: Wie lebt es sich im Norden, Osten, Süden, Westen der Stadt? Nach einer Corona-Pause soll es nun weitergehen, mit dem großen Check der Stadtteile. Dieses Mal lautet die Frage: Wie beurteilen Sie die Seniorenfreundlichkeit in Ihrem Stadtteil? Welche Stadtteile am besten abgeschnitten haben - und warum diese Stadt als seniorenfreundlich gilt.
Gelsenkirchener geben Seniorenfreundlichkeit beim Stadtteil-Check gute Noten
Zum Überblick: In der Kategorie Seniorenfreundlichkeit gibt es mit die besten Noten von den Teilnehmern. Das hat Gründe. In vielen Stadtteilen steht eine 2, also ein "gut", vor dem Komma. Buer schneidet am besten ab (2,21), gefolgt von der Resser Mark (2,34), Resse (2,38), Erle (2,51) und Feldmark (2,55). Schlechtere Noten gibt es für die Stadtteile Scholven (3,37), Bismarck (3,39) oder Schalke (3,42). Schlusslicht ist Schalke-Nord mit einer Durchschnitts-Note von 4,12.
Die Gründe und Ursachen für die Bewertungen sind oftmals sehr individuell. Der Eine legt Wert auf eine gute Nahversorgung, der Andere wiederum auf eine gute Anbindung an den ÖPNV. Was aber wohl immer gilt: "In Gelsenkirchen kann man gut alt werden." Das sagt Ernst Majewski ganz bewusst. Und das solle kein Slogan sein, das sei einfach eine, das sei auch seine Überzeugung. Der Vorsitzende des Seniorenbeirates der Stadt weiß, worum es den Älteren geht. Und er weiß auch, dass sich in der Stadt besonders seit dem Jahr 2005 viel getan hat. Denn in genau diesem Jahr wurde in Gelsenkirchen der Seniorenmasterplan installiert. Er basiert auf zwei Prinzipien: Partizipation und Generationensolidarität.
Mit den Jahren ist ein vielfältiges Netzwerk in Gelsenkirchen entstanden
Mit den Jahren ist ein großes, ein vielfältiges "Netzwerk an Ermöglichungsstrukturen" entstanden, wie Julius Leberl, Leiter der Koordinierungsstelle Senioren- und Behindertenbeauftragter der Stadt, es nennt. Dieses Netzwerk beruhe zu fast 90 Prozent auf persönlicher Begegnung, "sei es bei Beratungssituationen, bei Schulungen, bei Quartierskonferenzen oder Nachbarschaftsfesten, bei Informationsveranstaltungen oder Freizeitaktivitäten", erklärt Leberl. Ernst Majewski weiß: "Die Senioren in Gelsenkirchen sind besonders kommunikationsfreudig" - folglich engagieren und beteiligen sie sich gerne in den unterschiedlichsten Gruppen. Seitdem der Masterplan gelte, gehe es erst richtig bergauf, findet Majewski.
Und doch: Die Corona-Krise hat vieles von der vergangenen Arbeit nur so "weggewischt", so Julius Leberl. Natürlich: All die Treffen, all der Austausch untereinander, all die vielfältigen Möglichkeiten zur Begegnung an den unterschiedlichsten Orten ind er Stadt waren und sind teilweise schlicht nicht möglich. Nun müsse man neue Wege finden, das wird von allen Seiten so gesehen.
Die Anliegen der Senioren in Gelsenkirchen werden ernst genommen
Und was ist die Erklärung, warum sich die Senioren in der Stadt generell so wohl fühlen? "Jeder Einzelne betrachtet auf unterschiedliche Weise, was ein gelungenes Miteinander oder Leben ist", betont Julius Leberl. Und er fügt hinzu: "Die Aufgabe der Seniorenarbeit besteht darin, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass sich die Bürger beteiligen und mitgestalten können." Die Voraussetzung: "Dass ihre Anliegen ernst genommen werden und dass ihr Engagement für unsere Stadt wertgeschätzt wird." Beides sei gegenwärtig der Fall.
Es gibt aber nicht nur durchweg Positives zu berichten. Stichwort: Wohnraum für Senioren. "Der Seniorenwohungsbau wird mittlerweile schon besser gefördert", sagt Ernst Majewski. Es gebe aber immer noch weiße Flecken. In Heßler zum Beispiel. Dort fehlt es, Ernst Majewski spricht von insgesamt nur 32 Wohnungen für ältere Menschen. Nicht nur dort ist der Bedarf da - und wird in Zukunft sogar noch steigen. Warum Schalke-Nord in der Gesamtnote (wieder) schlecht abschneidet, liegt für Ernst Majewski auf der Hand: Früher sei dort die Versorgung ganz schlecht gewesen. "Da fehlt einiges, da passiert wenig", sagt der 71-Jährige. "Für Senioren gibt es dort nicht so ein gutes Angebot."
Die Babyboomer sind völlig anders sozialisiert
Es gibt auch noch weitere Herausforderungen, für die Zukunft, "deren Lösungen nicht in irgendwelchen Schubladen liegen", wie Julius Leberl betont. Ein Beispiel, dass er nennt: "Die sogenannten Babyboomer sind vollkommen anderes sozialisiert, was ein Umdenken in der Seniorenarbeit erforderlich machen wird." Und er fügt ein weiteres Beispiel hinzu: "Auch werden wir verstärkt an interkulturellen, intergenerationellen sowie inklusiven Angeboten arbeiten müssen."
Ernst Majewski kann diesen Punkt noch ergänzen: "Viele Senioren sind nicht genügend auf die Sache mit der Integration vorbereitet worden." Viele Senioren seien und fühlten sich manchmal unsicher, zeigten eine große Zurückhaltung. Kontakt könne nur entstehen, wenn man sich begegnet, ist er überzeugt. Und noch etwas sagt er voller Überzeugung, ab von all den Herausforderungen, die da noch kommen: "Man kann sich hier wirklich wohl fühlen." Und damit verbunden ist eben auch: gut alt zu werden in Gelsenkirchen.
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