Gelsenkirchen-Buer. Auf dem Gelände der Zeche Hugo in Gelsenkirchen hat sich in den vergangenen Monaten viel getan. Klaus Herzmanatus hat einen ehrgeizigen Plan.

An Visionen mangelt es Klaus Herzmanatus weiß Gott nicht. „Wenn man keine mehr hat, ist man tot“, sagt der Mann, der es gemeinsam mit einigen Mitstreitern geschafft hat, dass der Förderturm über dem Schacht 2 der ehemaligen Zeche Hugo noch immer in den Himmel über Gelsenkirchen-Buer ragt. Seine neueste Vision wird nicht leicht umzusetzen sein, das weiß er auch. Aber vorher schon aufzugeben, das würde gegen alles verstoßen, an das Klaus Herzmanatus glaubt.

Herzmanatus war der letzte Betriebsratsvorsitzende der Zeche Hugo, Ende der 90er-Jahre kämpfte er mit viel Energie, aber letztendlich vergeblich, gegen die Schließung des Bergwerks. Doch selbst danach wollte er den Kampf nicht aufgeben, wollte verhindern, dass Zechengebäude und Förderturm dem Erdboden gleichgemacht werden: Die Erinnerung an die jahrzehntelange Bergwerksgeschichte sollte greifbar, erfahrbar bleiben. Diesen Kampf haben Herzmanatus und seine Mitstreiter gewonnen.

Corona hat auch dem Gelsenkirchener Verein zugesetzt

Eine neue Ausstellung zeigt eine Sammlung alter Bergmannshelme.
Eine neue Ausstellung zeigt eine Sammlung alter Bergmannshelme. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Im Laufe der Jahre wurden viele seiner Ideen in die Tat umgesetzt. Schon drei Jahre nach der Zechenschließung, im Jahr 2000, gründete er das „Kleine Museum“ in der Schüngelbergsiedlung, in dem er jahrelang zusammengetragene Artefakte zum Thema Bergbau ausstellt. 2006 unterzeichnete er nach zähen Verhandlungen im Namen des gegründeten Trägervereins Schacht 2 einen Vertrag mit der Stadt, der den Erhalt des Förderturms und der anliegenden Gebäude sicherte. In unzähligen Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder das alte Zechengelände in das verwandelt, was es heute ist: Eine Mischung aus Freilichtmuseum und Veranstaltungszentrum.

Auf dem sich in den vergangenen Monaten einiges getan hat. „In Zeiten von Corona mussten wir auf Führungen und Veranstaltungen leider verzichten“, sagt Klaus Herzmanatus. Ein herber Einschnitt: Immerhin finanziert sich der Verein auch über die Einnahmen aus den Veranstaltungen, die in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche stattfinden. So musste der traditionelle Rückblick auf die Fußballsaison mit Reporterlegende Manfred Breuckmann genauso ausfallen wie das Konzert der Trommelgruppe „Wadokyo“.

Neue Kooperation mit dem Bergbaumuseum Bochum

Die RAG spendete dem Verein eine alte Grubenlok. Sie ist fahrbereit.
Die RAG spendete dem Verein eine alte Grubenlok. Sie ist fahrbereit. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Doch die Vereinsmitglieder nutzten die Zeit für lang geplante Renovierungsmaßnahmen. Die wichtigste: Das Treppenhaus, über das man in den Veranstaltungssaal gelangt, hat jetzt Fenster, sie ersetzen die alte Wellblechabdeckung. „Das Treppenhaus ist jetzt viel besser isoliert“, sagt Herzmanatus – „und von drinnen hat man jetzt einen freien Blick auf die Umgebung, bis hin zur Veltins-Arena.“ Im Treppenhaus können die Besucher jetzt auch eine Sammlung von alten Grubenhelmen bewundern: Von bloßen Hüten, die die Bergleute noch in den 1930er-Jahren trugen, über einfache Lederhauben bis hin zu modernen Helmen.

Herzmanatus freut sich auch über eine neue Kooperation mit dem Bochumer Bergbaumuseum: Einige Ausstellungsstücke, die in Bochum keinen Platz mehr haben, hat das Museum nach Buer ausgelagert. „Inzwischen gibt es kaum noch Konkurrenzdenken, man arbeitet zusammen“, lobt der Bergmann.

Die RAG spendete eine alte Grubenlok

Ebenfalls neu ist eine Grubenlok, die die RAG dem Trägerverein gespendet hat. Sie wird von den Vereinsmitgliedern derzeit wieder fahrtüchtig gemacht – und hier kommt Klaus Herzmanatus’ neueste Vision ins Spiel. Bislang kann die Bahn nur auf den wenigen Metern Schienen fahren, die auf dem Zechengelände verlaufen.

Herzmanatus plant eine weitaus größere Strecke: „Warum sollte man die Bahn nicht auf der alten Zechenbahntrasse bis zu Alfred Konters Bahnwärterhäuschen in Beckhausen fahren lassen“, schlägt er vor. Dass das schwierig umzusetzen sein wird, ist ihm natürlich bewusst. Aber da wäre er wieder bei seinem Credo: „Man muss einfach den Mut haben, was anzupacken.“