Gelsenkirchen. Arbeitersiedlungen sind ein Stück Kulturgeschichte im Revier und Zeugnisse ihrer Zeit. Warum sich ein Rundgang in Gelsenkirchen besonders lohnt.
Arbeitersiedlungen sind ein Stück Kulturgeschichte im Revier. Sie sind mehr als nur bemerkenswerte Architektur, sie sind Zeugnisse ihrer Zeit – stilistisch wie gesellschaftlich. Natürlich gibt es ganz bedeutende Vertreter und weniger bedeutende, auch in Gelsenkirchen. Dazu kommen solche, die mitunter wenig wahrgenommen werden, obwohl sie eine interessante Geschichte aufzuweisen haben. Ein kleiner Rundgang.
Die Siedlung Spinnstuhl
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Die Siedlung in Hassel, zwischen Polsumer und Marler Straße gelegen, ist ein solches Beispiel. Erbaut wird sie in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre. Ihr Architekt ist Josef Rings, der bereits Erfahrung hat mit dem Siedlungsbau, als junger Architekt etwa an der Essener Margarethenhöhe mitarbeitet, bevor er sich 1919 selbstständig macht. Bei der Hasseler Siedlung nimmt Josef Rings den Zeitgeist auf, arbeitet im Stil der Neuen Sachlichkeit, die das Bauhaus lehrt. So ist es das Serielle, was in der Siedlung Spinnstuhl so markant ist. Gerade Formen der insgesamt 91 Gebäude gehen über in organisches Grün, klare Linien im Innern und großzügige Freiflächen draußen bieten den neuen und überaus modernen Lebensraum für die Bewohner.
Teile der Siedlung stehen unter Denkmalschutz, die übrigen Gebäude gelten als schützenswert. Der Ort genießt übrigens auch überregional Beachtung: Denn Rings emigriert 1934 nach Palästina, erhält dort die britische Staatsbürgerschaft und arbeitet bis 1948 in Tel Aviv als Stadtplaner, wo er viele Spuren hinterlässt. Als Vertreter der Neuen Moderne knüpft er, trotz aller Brüche, an Bisheriges an und widmet sich dem Bau von Arbeitersiedlungen.
Das Schievenviertel
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Größer könnte der Gegensatz zur nächsten Siedlung kaum sein: Von 1912 bis 1914 entsteht das Schievenviertel für die Arbeiter der Zeche Graf Bismarck. Der Zechenbaumeister Ernst Hachmann entwirft die Gartenstadt-Siedlung und setzt sie um. Mit dem Torhaus an der Schievenstraße erhält die Siedlung ein wahres Gesicht, ein unverwechselbares Entre. Jenes ist detailverliebt und wirkt nahezu pittoresk. Tatsächlich ist es einst auch ein beliebtes Postkartenmotiv. Teile der Siedlung werden in den 90er Jahren unter Denkmalschutz gestellt.
Die Siedlung Schüngelberg
Nationales und teilweise sogar internationales Aufsehen erregt die Siedlung Schüngelberg, als sie einst wichtiger Bestandteil der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher-Park ist. Das Projekt nimmt die Arbeitersiedlung, die um die Jahrhundertwende für die Kumpel der Zeche Hugo errichtet wird, in den Fokus und denkt sie neu, erweitert sie in den 90er Jahren mit dem Ansinnen, durch die neue Bauweise das alte Siedlungsleben zu verstärken. Der Quartiersgedanke, der heute wieder in aller Munde ist, wir hier schon lange zuvor praktiziert.
Der alte Teil der Siedlung ist ein typisches Beispiel für eine gartenstädtische Bergarbeitersiedlung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der neue Teil arbeitet mit diesem gedanklichen Konzept durchaus weiter. So entstehen neben 220 Neubauwohnungen in Reihenhausform auch eine Kindertagesstätte, Läden und Plätze der Begegnung. Die Siedlung Schüngelberg gilt als eines der Glanzstücke der IBA Emscher Park.
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