Gelsenkirchen-Altstadt. Bei Kontrollen im ÖPNV bestrafen Bogestra und Stadt Gelsenkirchen am Dienstag Verstöße gegen die Maskenpflicht. Durchgreifen auch in Zukunft.

Ein älterer Mann mit weißem Vollbart steigt am Dienstagvormittag an der Haltestelle Musiktheater Gelsenkirchen in die Straßenbahn. Im Anschlag ein Fahrrad, im Gesicht keine Maske. Die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) und der Bogestra gucken höchst irritiert, bevor sie den Mann wieder aus dem Fahrzeug bitten. Corona. Maskenpflicht! Achso. Plötzlich springt der Ertappte auf sein Rad, tritt kräftig in die Pedale und schießt um die Ecke.

Demaskiert und dreist – in den Bussen und Bahnen der Stadt pfeifen Unverbesserliche immer wieder auf die geltenden Regeln und riskieren, ihre Mitmenschen mit dem Coronavirus anzustecken. Dem braven Bürger reicht es, entsprechend heiß laufen die Beschwerde-Drähte bei der Bogestra – einen Facebookpost vom 20. August zur Maskenpflicht etwa kommentierten die Nutzer fast 300 Mal.

Bogestra-Mann Karkowski: „Wir stellen uns der Kritik“

„Die Beschwerdelage ist da – und das auch zurecht. Wir stellen uns der Kritik und wollen sie umsetzen“, erklärt Volker Karkowski, bei der Bogestra zuständig für die Kundensicherheit. Karkowski steht am Dienstagvormittag am Musiktheater, im Hintergrund kontrolliert ein großes Aufgebot die Einhaltung der Maskenpflicht. Von morgens an, bis in den Abend, denn der öffentliche Dienstleister im Nahverkehr steht unter Druck:

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Einerseits muss er Gesetze des Landes NRW umsetzen und garantieren, dass die Fahrgäste sicher (mit Maske) ans Ziel kommen. Andererseits kann die Bogestra den Menschen den Mund-Nasen-Schutz nicht ins Gesicht tackern. Fahrern und Mitarbeitern bleibt meist nur, freundlich hinzuweisen – oder den Betrieb gänzlich lahm zu legen. Was grade bei Uneinsichtigen schnell eskalieren kann.

Polizei gibt Ordnungsamt und Bogestra Rückendeckung

Weshalb bei der Großkontrolle am Dienstag neben Ordnungsamt (zu sechst) und Bogestra (15 Mitarbeiter) auch Gelsenkirchener Polizisten vor Ort sind. Die drei Partner loben ausdrücklich die gute Zusammenarbeit. Gerade die Kontrolleure machen ihre Späßchen und einen selbstsicheren Eindruck, als sie gruppenweise die Busse und Bahnen fluten. Die Fahrgäste sind sichtlich beeindruckt.

Polizei, Ordnungsamt und Bogestra arbeiteten am Dienstag Hand in Hand, um die Kontrollen durchzuführen.
Polizei, Ordnungsamt und Bogestra arbeiteten am Dienstag Hand in Hand, um die Kontrollen durchzuführen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Widerstand und Erregungspegel halten sich deshalb in Grenzen, als die Maskenmuffel- und Nase-frei-Fraktion zur Kasse gebeten wird. Denn da kennen Bogestra und Ordnungsdienst ab sofort kein Pardon mehr: Wer im Fahrzeug oder in geschlossenen Räumen, zum Beispiel in U-Bahn-Stationen, sein Stück Stoff nicht nach Vorschrift trägt, der zahlt 150 Euro.

Maskenpflicht auch an Bahnsteigen

„Ich kann es verstehen, ist ja Coronazeit“, erklärt ein Hemdträger mit Glatze und SSC Neapel-Tasche, nachdem er seinen Bescheid erhalten hat. Der Mann zieht für das kurze Gespräch die Maske komplett vom Gesicht – und kassiert so einen weiteren Rüffel, bevor er sich verabschiedet.

Abschließende Zahlen am Mittwoch

Am Dienstagnachmittag bezogen der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) und die Bogestra-Kontrolleure nochmal unter Tage Stellung und prüften an der Gelsenkirchener U-Bahn-Station Heinrich-König-Platz auf gültige Tickets und die Einhaltung der Maskenpflicht.

Von ein paar lautstarken Auseinandersetzungen abgesehen blieb der zweite Teil des Tages ruhig, erklärte ein Bogestra-Mitarbeiter vor Ort. Abschließende Zahlen zu den Kontrollen und Verstößen haben Stadt Gelsenkirchen und die Bogestra für Mittwoch angekündigt.

Denn auch an Bahnsteigen gilt Maskenpflicht. Das sanktionieren die Mitarbeiter vorerst allerdings nicht, sondern weisen lediglich bestimmt darauf hin. Nach zwei Stunden melden die Kontrolleure 15 Ordnungswidrigkeiten mit Bußgeld, Härtefälle gibt es kaum. „Keine Maske, kein Ticket, kein Ausweis – willkommen in Gelsenkirchen“, ruft eine Kontrolleurin, als gleich in der zweiten Straßenbahn ein junger Mann das unrühmliche Triple erringt.

Zeichen setzen und sensibilisieren

Die Leute gehen lässiger mit dem Virus um. Wir wollen ein Zeichen setzen und sensibilisieren, denn die Gesundheit aller steht im Vordergrund“, betont Volker Karkowski – und kündigt an, dass Kontrolleure in kleinen Teams mit Ordnungsamt und Polizei in den kommenden zwei Monaten deutlich intensiver zum Einsatz kommen werden.